Jemand hält ein vierblättriges Kleeblatt hoch, die untergehende Sonne scheint mitten hindurch.
Was ist Glück? Die Antwort auf diese Frage ist kulturabhängig. © Kateryna Kovarzh / iStock / Getty Images Plus

Glücksskala | Vergleich

GLÜCK: EINE FRAGE DER KULTUR

Um herauszufinden, wie glücklich Menschen sind, nutzen Forscher standardisierte Fragebögen. Eine Studie in 63 Ländern ergab, dass diese Glücksskalen kulturell geprägt sind – weil die Vorstellung von Glück nicht überall die gleiche ist.

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Sind wir glücklich? Wo auf der Welt leben die glücklichsten Menschen? Solche Fragen beschäftigen Wissenschaftler immer wieder. Um sie zu beantworten, füllen Probanden Fragebögen mit Standardfragen aus. Viele wurden in den USA entwickelt und spiegeln die westlich-protestantische Kultur wider: Glück ist persönlicher Erfolg, positive Gefühle sind Glück. Gwendolyn Gardiner von der University of California in Riverside fragte sich, ob diese Tests in allen Ländern präzise sind. Sind sie nicht.

Über 15 000 Testpersonen aus 63 Ländern unterschiedlicher Kulturkreise füllten dafür zwei Fragebögen aus: Die „Subjective Happiness Scale“ aus den USA und die japanische „Interdependent Happiness Scale“. Bei letzterem steht nach der gemeinschaftsorientierten, buddhistischen Weltanschauung die Harmonie mit anderen und sich selbst im Vordergrund. Anschließend suchten die Forscher nach Widersprüchen innerhalb der Tests, beispielsweise, weil Fragen anders formuliert wurden. So fragt der amerikanische Test, ob man glaubt, glücklicher zu sein als andere Menschen. Der japanische Test fragt hingegen, ob man glaubt, genauso glücklich zu sein wie die Menschen in der Umgebung.

Westliche Glückstests hinterfragen vor allem, ob man sich individuell entfaltet.
 Der japanische Glückstest fokussiert, wie sehr man mit anderen verbunden ist.

Bei dieser Frage würde ein sehr glücklicher Japaner im amerikanischen Test nur mittelmäßig abschneiden, während er bei anderen Fragen hohe Werte erzielt – eine Inkonsistenz, die den Test unzuverlässiger macht. Die Wissenschaftler folgerten daraus, dass der Test aus einem Kulturkreis für die Personen eines anderen Kulturkreises schlechter geeignet ist.

Der US-amerikanische Fragebogen ist demnach vor allem für Bewohner westlicher Länder zuverlässig, der japanische Test im asiatischen Raum. Während der amerikanische Test im eigenen Land äußerst genau, außerhalb der USA jedoch sehr unzuverlässig war, schwankten die Werte der japanischen Glücksskala weniger. Die Ergebnisse des amerikanischen Tests waren zudem stark von Wohlstand, Bildung und dem regionalen Bevölkerungswachstum abhängig, beim japanischen Fragebogen nicht. Insgesamt ist er deshalb nach Ansicht der Forscher international besser geeignet.

Übrigens: In Afrika und im Mittleren Osten versagten beide Tests. Die Menschen dort scheinen Glück also noch einmal anders zu verstehen. Dieses Konzept von Glück zu erfassen und in neue Tests einzubeziehen, sei für künftige Studien interessant, folgern die Forscher. Und: „Was bedeutet es, glücklich zu sein? Wie unsere Studie zeigt, hängt die Antwort in hohem Maße davon ab, wo man lebt.“

Gesa Van Hecke,
PTA und Redaktionsvolontärin

Quelle: wissenschaft.de 

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