Junge mit Skateboard lacht
Wenn Menschen glücklich sind, kann man es meistens erkennen. © max-kegfire / iStock / Getty Images Plus

Gehirn | Studie

GLÜCK, DAS MAN NICHT SEHEN KANN

Es gibt viele Situationen im Leben, bei denen man glücklich ist. Außenstehende können dies einem sogar ansehen. Aber kann man Glück auch wirklich messen? Eine Forschergruppe des Leibniz-Instituts in Magdeburg hat sich auf die Spurensuche begeben.

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Glück ist kein unbekanntes Wort und jeder weiß, was man darunter versteht. Die einen sind glücklich, weil sie eine gute Note schreiben, andere, weil sie endlich den Partner fürs Leben gefunden haben und wieder andere freuen sich über die Geburt ihres Kindes. Glück ist vielseitig, aber was genau macht uns eigentlich glücklich? Das Zauberwort heißt Dopamin. Auch Glückshormon genannt, spielt der Botenstoff des Nervensystems im Belohnungssystem eine wichtige Rolle und wird ausgeschüttet, wenn man auf irgendeine Art und Weise belohnt wird. Glück ist demnach erkennbar, aber ist es auch messbar? Dr. Michael Lippert, Leiter der Arbeitsgruppe Neuro-Optik und Doktorandin Marta Brocka haben gemeinsam mit anderen Kollegen untersucht, inwieweit sich diese Dopaminausschüttung im Kernspintomografen messen lässt.

Menschen, die depressiv oder suchtkrank sind, leiden unter Veränderungen ihres eigenen Belohnungssystems. Diese Veränderungen werden von Neurowissenschaftlern und Ärzten mit der funktionellen Kernspintomografie (fMRT), bei der Hirnaktivitäten ohne Eingriff von außen sichtbar gemacht werden, untersucht. Somit wird die Ausschüttung des dem Glücksgefühl zugrundeliegenden Dopamins messbar. Als Untersuchungsobjekt wählten die Wissenschaftler genetisch veränderte Ratten, bei denen die Dopaminausschüttung im Gehirn gezielt gesteuert werden kann.

Im Experiment war es den Ratten möglich, einen Hebel zu drücken und sich so durch eine optogenetische Stimulation, die die Dopamin-ausschüttenden Zellen anfeuert, selbst zu belohnen. „Dabei wird ein extrem starker Belohnungsreiz ausgelöst“, erklärt Brocka. „Anschließend wurden die Tiere im Kleintierscanner untersucht, um zu sehen, welche Hirnareale aktiviert wurden – und natürlich auch wie stark“.

Mit Hilfe von Bildgebungsverfahren, wie der funktionellen Magnetresonanztomographie besteht die Möglichkeit, aktivierte Hirnareale in einer hohen räumlichen Auflösung sichtbar zu machen. „Durch Aufnahmen im Tomografen sehen wir Durchblutungsänderungen von Hirnarealen. Diese beruhen auf Stoffwechselvorgängen, die wiederum mit neuronaler Aktivität zusammenhängen“, erklärt Lippert.

„Die messbaren Effekte des Dopamins waren trotz des hohen Belohnungswertes der Stimulation sehr klein. Nur in der Vergleichsgruppe, wo nicht nur die Dopamin-Zellen stimuliert wurden, waren sie deutlich sichtbar. Das bedeutet: Die den Glücksgefühlen zugrundeliegende Freisetzung des Dopamins ist nicht direkt im Kernspintomografen messbar, sondern die Gesamtaktivierung des Hirnareals liefert die Signale. „Die Essenz des Glücks bleibt also mit dieser Methode unsichtbar“, so die Wissenschaftler.

Diese Ergebnisse sind auch für weitere Projekte von Interesse, da Belohnungsstudien bei Tieren und Menschen in der Regel von einem großen Dopamin-Einfluss auf die gemessenen Signale im Gehirn ausgehen. „Wir müssen uns von der Annahme verabschieden, dass die Aktivitätsänderungen im Gehirn, die wir infolge einer Belohnung sehen, direkt durch Dopamin ausgelöst werden. Stattdessen müssen wir andere Methoden verwenden, um Belohnungsmuster des Dopamins im Gehirn sichtbar zu machen, zum Beispiel Kontrastmittelstudien“, so Lippert.

Ebenfalls interessant sind die Ergebnisse für den klinischen Bereich. Vor allem für den Diagnosebereich. Herrscht nämlich ein Ungleichgewicht im Dopaminspiegel oder ist die Funktion des Dopamins gestört, können Erkrankungen wie Depression, Parkinson oder ein Suchtverhalten als Folge entstehen.

Nadine Hofmann,
Leitung Online-Redaktion

Quelle: Informationsdienst Wissenschaft
   Leibniz-Institut für Neurobiologie Magdeburg

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