Eine Hand hält viele verschiedene Tabletten und Kapseln in der Hand
Nahrungsergänzungsmittel sind in Deutschland beliebt: Jeder Vierte nimmt sie regelmäßig ein. © supitchamcsdam / iStock / Getty Images Plus

Kardiologie | Schlaganfallprävention

GESUNDE ERNÄHRUNG SINNVOLLER ALS VITAMINPILLEN

Jeder vierte Deutsche nutzt Nahrungsergänzungsmittel wie Vitamine oder Mineralstoffe, um präventiv etwas für seine Gesundheit zu tun. Doch das Fazit der Experten ist eindeutig: Solche Präparate senken nicht das Risiko für Sterblichkeit, Schlaganfall oder Herzinfarkt.

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Nach Ansicht der Deutschen Gesellschaft für Neurologie (DGN) und der Deutschen Schlaganfall-Gesellschaft (DSG) sollten Verbraucher ihr Geld nicht in Nahrungsergänzungsmittel, sondern in einen Sportverein und gesunde Ernährung investieren. In diesem Fall sprechen sie von den rund 1,1 Milliarden Euro Umsatz, den die Präparate mit Vitamin A, C, D und E oder mit Calcium, Magnesium und Eisen allein im Jahr 2015 ausmachten.

Eine Metaanalyse der US-Mediziner um den Kardiologen Dr. Joonseok Kim der University of Alabama in Birmingham konnte durch die Auswertung von insgesamt 3249 Studien aus den Jahren 1970 bis 2016 zeigen, dass die Sterblichkeit mit und ohne Nahrungsergänzung gleich ist. „Das Ergebnis ist ernüchternd und lautet, dass es keinen Nutzen einer solchen Maßnahme für die Gesamtbevölkerung gibt“, findet auch Professor Dr. Peter Berlit, DGN-Generalsekretär und ehemaliger Chefarzt der Klinik für Neurologie am Alfried Krupp Krankenhaus in Essen. Fasst man die Sterblichkeit für alle Herz-Kreislauf-Erkrankungen zusammen, so war das relative Risiko bei der Einnahme von Nahrungsergänzungsmitteln exakt 1,00. Es machte also keinen Unterschied, ob die Teilnehmer eine Extradosis Vitamine, Mineralstoffe oder Spurenelemente einnahmen oder nicht. „Zu diesem unbefriedigenden Resultat kommt noch das alarmierende Ergebnis einer systematischen Metaanalyse von 78 randomisierten Studien aus dem Jahr 2012 durch die Cochrane Collaboration, wonach die Nahrungsergänzung mit Antioxidanzien nicht nur nicht hilft, sondern sogar die Sterblichkeit erhöht!“, sagt Professor Berlit.

Dabei waren die Forscher sogar bemüht, auch Randgruppen zu identifizieren, die doch von einer zusätzlichen Vitamingabe profitieren könnten. Doch unabhängig von Alter, Geschlecht oder gesundheitlicher Verfassung: Das Ergebnis war stets dasselbe.

Der erste Vorsitzende der DSG, Professor Dr. Armin Grau, resümiert daher für den Verbraucher: „Von diesen Pillen profitieren nur Hersteller und Verkäufer. Es ist hingegen eindeutig erwiesen, dass Salat, Obst und Gemüse Gefäßerkrankungen entgegenwirken. In Salat, Obst und Gemüse kommen Vitamine in ihrer natürlichen Umgebung vor. Fünf Portionen am Tag gelten als optimal.“ Er empfiehlt zudem ausreichend Bewegung, den Verzicht aufs Rauchen und größere Mengen Alkohol – in seinen Augen effektivere Gesundheitsmaßnahmen und dazu schonten sie auch noch den Geldbeutel.

Farina Haase,
Apothekerin, Volontärin

Quelle: Informationsdienst Wissenschaft

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