ältere Dame riecht in Wartezimmer an Fläschchen
Sollen Senioren künftig einen Geruchstest beim Hausarzt absolvieren? Amerikanische Forscher raten dazu, denn das Nachlassen des Geruchssinnes kann auf eine Erkrankung hindeuten. © PORNCHAI SODA / iStock / Getty Images Plus

Neue Studie | Sterberisiko

GERUCHSTEST BEIM HAUSARZT BALD REALITÄT?

„Einmal riechen, bitte“ – könnten Geruchstests beim Hausarzt künftig in den Rahmen einer Standarduntersuchung gehören? Was lustig klingt, ist von Forschern einer amerikanischen Universität angeregt worden: Sie wiesen nach, dass ein schlechter Geruchssinn offenbar auch ein generelles Anzeichen für eine baldige Verschlechterung des Gesundheitszustands sein kann.

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Dass ein deutlich nachlassender Geruchssinn mit neurodegenerativen Erkrankungen zusammenhängt, ist bereits bekannt. Eine ungewöhnlich schlechte Fähigkeit zur Geruchswahrnehmung gilt als ein frühes Symptom im Zusammenhang mit neurodegenerativen Erkrankungen wie Alzheimer oder Parkinson.

Wer nicht mehr gut schnuppern kann, soll auch ein um fast 50 Prozent erhöhtes Sterberisiko in den nächsten Jahren haben. Das fanden Forscher von der Michigan State University in East Lansing heraus. Sie bauten auf Studienhinweise auf, nach denen es eine generelle Verknüpfung zwischen Riechstörungen und einer erhöhten Gesamtmortalität bei älteren Menschen gibt; dazu werteten sie Daten von rund 2300 Frauen und Männern im Alter zwischen 71 und 82 Jahren aus. Dabei interessierten sie sich besonders für den standardisierten Geruchstest. Die Ergebnisse setzten sie dann in Bezug zu den Sterbefällen im Verlauf der nächsten 13 Jahre. Das Ergebnis: Verglichen mit Studienteilnehmern mit einem guten Geruchssinn stellten die Forscher bei den Personen mit einem schlechten Nasensinn im Verlauf von zehn Jahren ein um 46 Prozent höheres Sterberisiko fest. Diese Ergebnisse wurden dabei nur geringfügig durch Geschlecht, Lebensstil oder andere Faktoren beeinflusst – auffällig war hingegen, dass besonders oft Teilnehmer betroffen waren, die zwar schlecht riechen konnten, aber zu Beginn der Studie vergleichsweise gute Gesundheitswerte aufwiesen.

Der Aspekt der neurodegenerativen Erkrankungen fiel dabei eher weniger ins Gewicht: Die bereits bekannten Zusammenhänge von schlechtem Geruchssinn und Erkrankungen erklärten nur etwa 28 Prozent des erhöhten Sterberisikos. Für mehr als siebzig Prozent fehlte den Forschern somit die Erklärung.

Und in Richtung dieser 70 Prozent gilt es nun weiterzuforschen. „Aus den Ergebnissen geht hervor, dass bei älteren Menschen der gestörte Geruchssinn weitreichender mit der Gesundheit verknüpft ist als wir bisher wussten“, resümiert der beteiligte Wissenschaftler Honglei Chen. Möglicherweise liege hier Handlungsbedarf vor, da viele ältere Menschen gar nicht merkten, dass ihr Geruchssinn nachlasse. „Es könnte daher ein sinnvoller Ansatz sein, auch einen Geruchstest in Routineuntersuchungen zu integrieren.“

Alexandra Regner,
PTA und Journalistin

Quelle: wissenschaft.de

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