Menschen, die schneller Gehen, sind im Schnitt biologisch und geistig jünger als langsame Geher. © gbh007 / iStock / Getty Images Plus

Langzeitstudie | Gesundheit

GEHGESCHWINDIGKEIT VERRÄT GESUNDHEITSZUSTAND

Wie gehören die Gehgeschwindigkeit eines Menschen und die körperliche und geistige Fitness zusammen? Während ein solcher Zusammenhang bereits bei älteren Menschen untersucht wurde, standen nun Menschen im Alter von 45 Jahren im Fokus.

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Bestimmt hat der ein oder andere von ihnen schon einmal beobachtet, wie unterschiedlich die Geschwindigkeit der Menschen beim Gehen sein kann. Während die einen doch eher eine gemütlichere Gehgeschwindigkeit wählen, hat man bei anderen teilweise das Gefühl, sie wären kurz vorm Rasen oder auf der Flucht. Man könnte sagen, es sieht bei manchen Menschen hektisch aus. Bislang wurde in Untersuchungen nur der Zusammenhang zwischen Gehgeschwindigkeit und Gesundheitszustand bei älteren Menschen untersucht. Nun hat ein Forscherteam um Line Hartmann Rasmussen von der Duke University in Durham die Gehirn-Fitness in Zusammenhang mit der Gehgeschwindigkeit bei 45-Jährigen untersucht.

Für das Forscherteam gibt es gleich mehrere Faktoren, die bei der Gehgeschwindigkeit eine Rolle spielen. Das Zusammenspiel der Muskeln, sowie das Zusammenspiel des visuellen Systems und des zentralen und peripheren Nervensystems sind wichtig. Zudem ist die Fitness der Lunge und des Herz-Kreislauf-Systems essenziell. Die Wissenschaftler sind der Ansicht, dass die Gehgeschwindigkeit im mittleren Alter ein Hinweis darauf sein könnte, wie das lebenslange Altern eines Menschen abläuft. Bei Menschen, die sehr langsam gehen, könnte dies möglicherweise ein Hinweis darauf sein, dass Veränderungen des zentralen Nervensystems im Kindesalter stattgefunden haben.

An der Studie nahmen 904 Probanden teil, die 1972 oder 1973 in der neuseeländischen Stadt Dunedin geboren worden sind. Die Teilnehmer hatten sich mehreren ausführlichen Untersuchungen unterzogen, unter anderem im Alter von 45 Jahren. Neben einer Ganganalyse gehörte ein Gehirnscan dazu. Anhand verschiedener Faktoren wurde die körperliche und geistige Fitness ermittelt. Wirft man einen Blick auf die Ganggeschwindigkeit, so wurde für die Ganganalyse die Normalgeschwindigkeit beim gleichzeitigen Lösen einer Aufgabe sowie die Höchstgeschwindigkeit gemessen.

Die Untersuchung zeigte bei allen Messreihen einen deutlichen Zusammenhang zwischen der Gehgeschwindigkeit und dem Zustand des Gehirns und der körperlichen Fitness. Am höchsten war der Zusammenhang bei der Höchstgeschwindigkeit. Das Fünftel der Teilnehmer, die die niedrigste Gehgeschwindigkeit hatten, waren zwischen dem 26. und 45. Lebensjahr um fünf Jahre schneller biologisch gealtert, als das am schnellsten gehende Fünftel. Diejenigen, die sich am langsamsten fortbewegten, hatten einen durchschnittlich um 16 Punkte niedrigeren Intelligenzquotienten sowie eine geringere Dicke der Hirnrinde, als die schnellsten Probanden.

Die Forscher nahmen eine weitere Untersuchung vor und schauten sich die Daten der Probanden im Alter von 3 und 45 Jahren an. Diejenigen, die beim Test mit drei Jahren schlecht abgeschnitten hatten, hatten mit 45 Jahren eine wesentlich statistisch höhere Wahrscheinlichkeit für ein langsameres Gehen. Diese Tests umfassten unter anderem die Beurteilung durch einen Kinder-Neurologen, standardisierte Tests der Intelligenz, der Sprachaufnahme und der motorischen Fähigkeiten sowie Bewertungen des Verhaltens.

„Vielleicht haben wir hier eine Chance zu sehen, wer im späteren Leben gesundheitlich besser abschneiden wird“, so Rasmussen. Stephanie Studenski von der University of Pittsburgh erklärt in einem Kommentar ebenfalls in „Jama Network Open“: „Die Gehgeschwindigkeit scheint ein wertvolles Signal für mögliche gesundheitliche Bedenken bei Erwachsenen im mittleren Lebensalter zu sein.“ Die Wissenschaftlerin spricht sich für weitere Untersuchungen aus. Anhand der ermittelten Daten schlägt die Forscherin einen Wert von ungefähr 1,1 Metern pro Sekunde als Untergrenze für eine normale Ganggeschwindigkeit vor.

Nadine Hofmann,
Leitung Online-Redaktion

Quelle: Pharmazeutische Zeitung



DOI: 10.1001/jamanetworkopen.2019.13123
DOI: 10.1001/jamanetworkopen.2019

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