Frau hält rotes Herz
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Sterblichkeit | Herzerkrankungen

FRAUENHERZEN SIND ANFÄLLIGER

Wer hätte das gedacht: Mehr als doppelt so viele Frauen wie Männer sterben an Herzinsuffizienz. Das steht im „Deutschen Herzbericht 2016“, der gestern veröffentlicht wurde.

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„Die ungünstigere Prognose für Frauen bei diesen Erkrankungen lässt sich nicht ohne weiteres erklären und bedarf genauer Analysen“, rätselt Herzspezialist Professor Dr. Thomas Meinertz, Vorstandsvorsitzender der Deutschen Herzstiftung. Auch insgesamt hat die Zahl der Sterbefälle durch Herzerkrankungen leicht zugenommen. Gerade hat das Statistische Bundesamt seine Zahlen publik gemacht: Herz-Kreislauf-Krankheiten sind Todesursache Nummer eins in Deutschland; 39 Prozent aller Sterbefälle sind darauf zurückzuführen, fast immer sind diese Menschen über 65 Jahre alt. An Krebs starb hingegen weniger als ein Viertel der Bevölkerung. Warum also die Frauen?

Es liegt nicht daran, dass sie im Schnitt älter werden, denn die absolute Zahl der Krankheitsfälle ist bei Männern wie Frauen gleich hoch. Es liegt an einer Krankheit, die wenig ernstgenommen wird: der Herzinsuffizienz. Vor allem alte Menschen leiden darunter. Das Organ ist dann nicht mehr richtig in der Lage, das Blut in seinem Kreislauf durch den Körper zu schicken. Fast immer liegt das an Vorerkrankungen wie Bluthochdruck, Diabetes oder Herzrhythmusstörungen. Zwischen dem 75. und dem 80. Lebensjahr steigt die Anzahl Menschen mit Herzinsuffizienz stark an. Vor den Wechseljahren ist eine Frau durch das Östrogen besser geschützt als ein Mann; doch nach der Menopause steigt das Risiko stark an. Zudem haben Männer eher Probleme mit der Gesamtpumpleistung des Herzens, während Frauen häufiger an einer diastolischen Herzinsuffizienz leiden, bei der sich die linke Herzkammer schlechter ausdehnt.

Das EuroHeart-projekt zur Prävention von Herz-Kreislauf-Erkrankungen ahnte schon 2009: „Frauen mit Herzinsuffizienz scheinen weniger häufig untersucht und mit evidenzbasierten Medikamenten behandelt zu werden als Männer.“ Und noch etwas anders offenbarte der aktuelle Herzbericht: Es gibt enorme regionale Unterschiede bei der Herzinfarktsterblichkeit. Sie ist am höchsten in Sachsen-Anhalt und am niedrigsten in Baden-Württemberg. Professor Meinartz sorgt sich: „Was nicht sein darf ist, dass die Bundeländer mit der geringsten Kardiologendichte zugleich gegen eine überdurchschnittlich hohe Infarktsterblichkeit ankämpfen.“
(Genaue Zahlen unter: www.herzstiftung.de)

Alexandra Regner, PTA/Redaktion

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