Chronische Erkrankungen | Asthma
FRAUEN ENTWICKELN HÄUFIGER ASTHMA ALS MÄNNER
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Aus dem griechischen übersetzt bedeutet Asthma „Atemnot“. Dies beschreibt die chronische, entzündliche Erkrankung der Atemwege schon sehr gut. Betroffene Personen reagieren nämlich auf die dauerhafte Entzündung mit einer anfallsartig auftretenden Atemwegsverengung. Als Symptome treten dann vermehrte Schleimproduktion, Bronchialmuskelkrämpfe und Atemnot auf. Die Entzündungen können, je nach Form (allergisches oder nicht-allergisches Asthma bzw. Mischformen), durch unterschiedliche Auslöser (z.B. Allergene, Toxine, Kälte, Rauch) verschlimmert werden oder akute Anfälle auslösen.
Vor allem bei Kindern wird immer häufiger Asthma diagnostiziert. Die Beobachtungen des Forscherteams um Dawn Newcomb von der Vanderbilt University in Nashville zeigen dabei, dass im Kindeshalter häufiger Jungen von der Erkrankung betroffen sind als Mädchen. Ab der Pubertät dreht sich die Situation dann allerdings um und spätestens im mittleren Alter sind dann Frauen doppelt so häufig mit der Diagnose Asthma konfrontiert als Männer. Nach den Wechseljahren ist dann wieder ein Rückgang zu verzeichnen.
Aufgrund dieses epidemiologischen Verteilungsmusters schlussfolgerten die Wissenschaftler einen Zusammenhang zwischen der Ausprägung einer Asthma-Erkrankung und der natürlichen Ausstattung mit unterschiedlichen Sexualhormonen. Unklar war jedoch zunächst, ob Östrogen und Progesteron nun einen negativen Einfluss auf das Krankheitsgeschehen haben oder ob Testosteron eine Art Schutzfunktion aufweist. Dazu entnahmen sie einer Probandengruppe aus sowohl gesunden als auch erkrankten Männern und Frauen Blutproben und untersuchten diese auf das Vorkommen sogenannter ILC2-Zellen und deren Häufigkeit. Die Zellen dienten hierbei also als Biomarker für eine Asthmaerkrankung. Es handelt sich bei ihnen um bestimmte Zellen des Immunsystems, die bei Asthma besonders häufig in der Lunge produziert werden. Durch die Ausschüttung verschiedener Entzündungsbotenstoffe tragen sie unter anderem zur vermehrten Schleimproduktion und zu einer Atemwegsverengung im Falle eines Anfalles bei. Das Ergebnis: Bei Frauen konnten durchschnittlich mehr ILC2-Zellen nachgewiesen werden als bei Männern, bei gleichem gesundheitlichem Befinden.
Um nun den Einfluss der verschiedenen Sexualhormone zu zeigen, legten die Forscher ILC2-Zellkulturen an und behandelten diese mit Östrogen, Progesteron oder Testosteron. Die Zugabe der weiblichen Geschlechtshormone zeigte keine Auswirkung auf das Zellwachstum oder die Zellteilung, Testosteron allerdings hemmte zum einen die Teilung der ILC2-Zellen, zum anderen produzierten die noch vorhandenen Zellen weniger proinflammatorische Botenstoffe. Obwohl die Wissenschaftler ursprünglich von einem negativen Einfluss der weiblichen Sexualhormone ausgegangen sind, zeigten sie mit ihrem Versuch die Schutzfunktion des Testosterons. Die Ergebnisse konnten mit Hilfe kastrierter Mäuse, die nach einer Kastration deutlich häufiger zu Asthma neigten, belegt werden. Da es sich bei Asthma bronchiale allerdings um eine Erkrankung mit vielen Entstehungsfaktoren handelt, die Hormonausstattung also nicht die alleinige Rolle spielt, ist noch nicht klar, inwieweit diese neue Erkenntnis in Zukunft therapeutisch genutzt werden kann.
Farina Haase, Volontärin
Quelle: www.wissenschaft.de