Ein übermäßiger Salzkonsum kann sich negativ auf die Gesundheit auswirken. © axelbueckert / iStock / Getty Images Plus

Alzheimer | Gesundheit

FÖRDERT EINE SALZHALTIGE ERNÄHRUNG ALZHEIMER?

Das ein zu viel an Salz im Essen schädlich für die Gesundheit sein kann, ist nicht neu. Forscher haben aber nun einen möglichen Zusammenhang von übermäßigen Salzkonsum und Alzheimer in einem Mäuseexperiment festgestellt. Wie sieht es beim Menschen aus?

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Würzen Sie ihr Essen gerne mit einer guten Portion Salz oder sind Sie in Sachen Salz eher zurückhaltend? Zunächst einmal ist Kochsalz ein wichtiger Mineralstoff für unseren Organismus. Allerdings ist das Maß entscheidend. Greift man zu viel und zu oft ins Salztöpfchen, kann das Bluthochdruck auslösen und dadurch Herz-Kreislauf-Erkrankungen fördern. Zudem scheint es möglich, dass der Salzgehalt der Ernährung Einfluss darauf nimmt, ob man Allergien bekommt oder nicht. Außerdem nimmt es offenbar Einfluss auf den Start der Pubertät. Studien haben zudem bereits gezeigt, dass sich die weißen Kristalle auch auf die Gehirnfunktion auswirken. Bei Mäusen scheint es demnach so zu sein, dass eine salzreiche Ernährung das Gedächtnis beeinträchtigt. Im Detail haben Forscher in einem Mäuse-Experiment herausgefunden, dass sich aufgrund von zu viel Salz bestimmte Immunzellen im Darm der Mäuse, die auch auf das Denkorgan wirken und dort zu einer schlechteren Durchblutung führen, vermehren.

Guiseppe Faraco von der Weill Cornell Medicine in New York und seine Kollegen wollten die ganze Thematik näher untersuchen und haben sich vorab die Frage gestellt, welche weiteren Mechanismen für den Zusammenhang von Salzkonsum und Gedächtnis eine Rolle spielen könnten. Hierfür haben die Forscher in einer neuen Untersuchung Mäuse über mehrere Wochen mit stark salzhaltigem Futter gefüttert. Die Experimentalgruppe bekam das 8- bis 16-Fache an Salz, währenddessen die Kontrollnager normal ernährt wurden. Wie bereits von den Wissenschaftlern vermutet, wirkte sich die ungewöhnlich hohe salzhaltige Kost auf die Gedächtnisleistung aus. Es wurde beispielsweise deutlich, dass sich die Nager den Weg durch ein Labyrinth schlechter merken konnten. Zudem hatten sie Probleme bestimmte Objekte zu erkennen.

Um für diese Erkenntnisse eine mögliche Erklärung zu finden, warfen die Forscher einen Blick in das Gehirn der Mäuse und wurden fündig. Im Hirngewebe fanden die Wissenschaftler sogenannte Tau-Proteine vor, die sich dort vermehrt angesammelt hatten. Der hohe Salzkonsum reduzierte die Stickoxid-Synthese im Gehirn und führte zu einer Aktivierung eines Enzyms, das für die Phosphorylierung dieses Proteins eine Rolle spielt. Dies führte zu einer abnormen Hyperphosphorylierung. Nun kommt aber der entscheidende Punkt, denn solche derart veränderten Tau-Proteine verlieren ihre Funktionsfähigkeit und bleiben als Ablagerungen im Gehirn vorhanden. Dies ist ein typisches Merkmal unter anderem für Alzheimer. Fehlgebildete Tau-Proteine stehen bereits seit längerem im Verdacht, den kognitiven Zerfall zu fördern.

In weiteren Analysen wurde deutlich, dass Nager, die mit Antikörpern gegen das Tau-Protein behandelt wurden, keine signifikanten Beeinträchtigungen des Gedächtnisses durch einen erhöhten Salzkonsum entwickelten. „Diese Ergebnisse deuten auf eine kausale Verbindung zwischen dem über die Ernährung aufgenommenem Salz und der Tau-Pathologie hin“, so Faraco und sein Team. „Es handelt sich hierbei um einen bisher völlig unbekannten Zusammenhang.“

Sind diese Erkenntnisse nun auch auf den Menschen übertragbar? Bekannt ist, dass die Menschen gerne Salz konsumieren und das auch deutlich mehr, als die empfohlenen vier bis fünf Gramm am Tag. Die Wissenschaftler gaben an, dass die Experimentell-Nager zwar im Verhältnis zu den bekannten menschlichen Werten deutlich höhere Dosen bekamen, sie es aber dennoch für möglich halten, dass ein zu hoher Salzkonsum beim Menschen ebenfalls zu der Ansammlung von Tau-Proteinen führen kann, die dann ein kognitives Defizit fördern. Wird diese Annahme in weitere Untersuchungen bestätigt, könnte dies künftig ein reduzierter Salzkonsum eine mögliche Präventivmaßnahme im Kampf gegen Alzheimer und Co. sein.

Nadine Hofmann,
Leitung Online-Redaktion

Quelle: www.wissenschaft.de



Originalpublikation
: Guiseppe Faraco (Weill Cornell Medicine, New York) et al., Nature, doi: 10.1038/s41586-019-1688-z

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