Mehr als vier Millionen Tote jährlich sind auf Feinstaub zurückzuführen. Die meisten Todesfälle dabei entstehen als Folge kardiovaskulärer Erkrankungen. © Konoplytska/ iStock / Getty Images Plus
Mehr als vier Millionen Tote jährlich sind auf Feinstaub zurückzuführen. Die meisten Todesfälle dabei entstehen als Folge kardiovaskulärer Erkrankungen. © Konoplytska/ iStock / Getty Images Plus

Kardiovaskuläre Folgen | Virusgroße Partikel

FEINSTAUB SCHÄDIGT UNSER HERZ-KREISLAUF-SYSTEM STARK

Sie sind so klein wie ein Virus und kriechen auch in die letzten Verästelungen der Lunge: So genannte Ultrafeinstaub-Partikel spielen bei den kardiovaskulären Erkrankungen eine große Rolle.

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Wissenschaftler um Professor Dr. Thomas Münzel von der Universität Mainz haben zusammen mit britischen und amerikanischen Kollegen die für Gefäßschäden durch Luftverschmutzung verantwortlichen Mechanismen entschlüsselt. Die Studienergebnisse, im Fachjournal „European Heart Journal“ veröffentlicht, legen nahe, dass allein der Feinstaub für die kardiovaskulären Folgen verantwortlich ist. Vor allem die Veränderungen der Endothelfunktion bei der Signaltransduktion bedeuten negative Auswirkungen auf die Gefäßfunktion.

Luftverschmutzung ist ein Begriff, der sich in viele Teilbereiche gliedert – wie Feinstaub, Ozon, Stickstoffdioxid, Kohlenmonoxid und Schwefeldioxid. Was aber ist das gefährlichste für unser Herz-Kreislauf-System? Der für die gefäßschädigende Wirkung hauptverantwortliche Feinstaub besteht aus einem komplexen Gemisch fester und flüssiger Partikel und wird abhängig von deren Größe in unterschiedliche Fraktionen eingeteilt. Unterschieden werden PM10 mit einem maximalen Durchmesser von 10 µm, PM2,5 sowie ultrafeine Partikel mit einem Durchmesser von weniger als 0,1µm. Je kleiner die Staubpartikel sind, desto größer ist das Risiko, zu erkranken, da sie wegen ihrer Kleinheit tiefer in die Atemwege eindringen können als größere. Dadurch gelangen sie in Bereiche, aus denen sie beim Ausatmen nicht wieder ausgeschieden werden können.

PM10 kann beim Menschen in die Nasenhöhle, PM2,5 bis in die Bronchien und Lungenbläschen und ultrafeine Partikel sogar bis ins Lungengewebe und in den Blutkreislauf eindringen. Die gesundheitlichen Auswirkungen reichen von Schleimhautreizungen bis zu verstärkter Plaquebildung in den Blutgefäßen, einer erhöhten Thromboseneigung oder Veränderungen der Regulierungsfunktion des vegetativen Nervensystems.

Mehr als vier Millionen Tote jährlich sind auf Feinstaub zurückzuführen. Die meisten Todesfälle (60 Prozent) entstehen dabei als Folge kardiovaskulärer Erkrankungen. „Wenn der Feinstaub inhaliert wird, dann geht er über die Lunge sofort ins Blut, wird von den Gefäßen aufgenommen und bewirkt lokal eine Entzündung. Das bringt letztlich mehr Arteriosklerose und führt auch zu mehr Herz-Kreislauf-Erkrankungen als Herzinfarkt, Herzschwäche oder auch Herzrhythmusstörungen“, erklärt der Professor. Die meisten Feinstaub-Anteile in Mitteleuropa stammen übrigens aus den Emissionen von Dieselmotoren.

Alexandra Regner,
PTA und Journalistin

Quelle: Apotheke adhoc

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