Kokosnusshälften und eine Schale Kokosöl auf einem Tisch
Kokosöl gilt als supergesund, für Haut, Haar und Organismus. Stimmt gar nicht, sagt eine Freiburger Professorin, das Zeug ist das pure Gift. Wie kommt dieser Widerspruch zustande? © bhofack2 / iStock / Getty Images Plus

Wirkungsweise | Warnung

ERST HUI, DANN PFUI: ÜBER DAS IMAGE VON KOKOSÖL

Kokosöl hat ein super Image, im Supermarkt steht es bei den Biosachen. Aber jetzt grätscht eine Freiburger Professorin dazwischen: „Das reine Gift“ sei das Öl aus den Früchten der Kokospalme.

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Wie kommt sie darauf? Schließlich galt das Pflanzenöl lange Zeit als das Wundermittel schlechthin: Es sollte nicht nur gegen Falten und Fußpilz helfen und gegen Cellulite sowieso, ihm wurden auch neuro- und kardioprotektive Eigenschaften nachgesagt, das Herpesvirus nahm vor Kokosöl Reißaus, ebenso wie Läuse, Würmer und Zecken. Und dann konnte man es auch noch essen; die Polynesier, die über zahlreiche Kokospalmen verfügen, wurden damit nicht nur steinalt, sie blieben auch gesund.

Dann kam Dr. Karin Michels: Kokosöl, so sagte sie in einem Vortrag, der auf YouTube bereits 1,3 Millionen Mal geklickt wurde, habe so viele gesättigte Fettsäuren, dass es gar nicht gesund sein kann. Im Gegenteil!

Relativiert wird diese Aussage durch die Harvard School of Public Health in Massachusetts – „vielleicht nicht zufällig eine frühere Wirkungsstätte von Michels“, schreibt die Pharmazeutische Zeitung. Dort hieß es, viele positive Aussagen zu den Effekten von Kokosöl beruhten auf Studien, in denen nicht das Öl selbst, sondern aus diesem gewonnene mittelkettige Triglyceride verwendet wurden. Dies hätten aber im Körper andere Effekte; sie würden beispielsweise schneller aufgenommen und sättigten dadurch schneller als die zwölfkettige ungesättigte Laurinsäure, die ein Hauptbestandteil nativen Kokosöls darstellt.

Dazu muss man wissen, dass in Polynesien, den Philippinen und Indien nicht dasselbe Kokosöl in den Supermarktregalen liegt wie bei uns. In den Ländern, in denen die Palme wächst, wird das Fruchtfleisch der Kokosnuss ganz oder gepresst in Form einer Creme verwendet – auch ein Apfel ist, im Ganzen gegessen, gesünder als ein Glas Apfelsaft. Zudem ist die Kost in diesen Regionen generell reich an Ballaststoffen und arm an verarbeiteten und zuckerhaltigen Nahrungsmitteln – was neben anderen Lebensstilfaktoren auch die niedrigen Raten an kardiovaskulären Erkrankungen erklären könnte.

Das Fazit: Natürlich sind ungesättigte Fettsäuren gesünder als gesättigte. Genießt man Kokosöl in Maßen, ist überhaupt nichts gegen seine Verwendung zum Beispiel beim Backen oder Kochen einzuwenden. Ob man es sich auf die Haut schmiert oder damit Mücken in die Flucht schlägt, ist bei dieser Verwendungsart dann sowieso nicht relevant.

Alexandra Regner,
PTA, Journalistin
 

Quelle: Pharmazeutische Zeitung

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