Sucht/Drogen
"EINSTIEGSDROGE" NIKOTIN
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Sie ist unter Experten umstritten. Von konservativen Politikern wird sie gerne als Rationale für das Cannabis-Verbot genannt, da diese Droge nach den Untersuchungen von Kandel ebenfalls eine häufige Einstiegsdroge ist. Jetzt liefert Kandel zusammen mit ihrem Mann, den Hirnforscher und Nobelpreisträger Eric Kandel von der Columbia Universität in New York, die biologische Grundlage für die Gateway-Theorie:
Das Forscherpaar hat zunächst Experimente an Mäusen durchgeführt. Die Tiere erhielten zunächst über 7 Tage nikotinhaltiges Trinkwasser. Danach wurde ihnen Kokain angeboten. Der Effekt war überaus deutlich. Im Vergleich zu Tieren, die zuvor kein nikotinhaltiges Wasser erhalten hatten, zeigten die an Nikotin gewöhnten Tiere eine um 98 Prozent stärkere motorische Unruhe und sie hielten sich zu 78 Prozent häufiger an dem Ort auf, wo sie die Kokaindroge erwarteten. Beides gilt als klarer Hinweis auf eine Drogensucht, die offenbar durch Nikotin gebahnt wurde. Im umgekehrten Experiment war Kokain übrigens keine Einstiegsdroge für Nikotin.
Untersuchungen der Gehirne zeigten, dass die Nikotin-Prägung mit einer vermehrten Plastizität, sprich Lernfähigkeit im Striatum assoziiert war. In dieser Hirnregion befindet sich das Belohnungssystem, dessen Verstärkung mit der Drogensucht in Verbindung gebracht wird. Laut weiteren Forschungsergebnissen wird diese Prägung durch einen Angriff von Nikotin auf die Histone ausgelöst. Dieses Eiweiß ist im Zellkern für die „Verpackung“ der DNA zuständig. Nikotin hemmt laut Kendal das Enzym Histon-Deacetylase.
Die Funktionsstörung der Histone verstärkt dann die Expression des Gens FosB. Dieses Gen soll dann die Suchtentwicklung fördern. Die Kendals können Ihre Theorie durch weitere Experimente untermauern: So sind Genmäuse mit einer verminderten Histon-Deacetylation nicht anfällig für eine Kokainsucht. Angeregt durch diese Befunde haben die Forscher noch einmal die epidemiologischen Hinweise auf die Gateway-Theorie überprüft. In einer 2003 durchgeführten Untersuchung fanden sie Hinweise, dass der Nikotinkonsum bei Jugendlichen häufig dem Kokainkonsum vorausgeht, aber nicht umgekehrt. Jugendliche seien sind besonders gefährdet, da die Plastizität des Gehirns während der Pubertät besonders groß ist. Quelle: rme/aerzteblatt.de