Was wollen wir behalten - Sommer- oder Winterzeit? Schlafmediziner weltweit bevorzugen die Winterzeit, denn die Zeitumstellung sei ein "aufgezwungener Jetlag". © stevanovicigor / iStock / Getty Images Plus

Schlafmedizin | Meinungslage

EIN HOCH AUF DIE WINTERZEIT

Jetzt ist also wieder da, die Normalzeit, die viele auch „Winterzeit“ nennen. Und dabei sollte es auch bleiben, sagen die meisten Schlafmediziner.

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„Wenn wir gefragt werden, ob Sommer- oder Winterzeit, dann präferieren die Spezialisten weltweit die Winterzeit, weil dann die Abende nicht ganz so lang sind und sich dadurch das generelle Schlafdefizit in der Gesellschaft nicht auch noch künstlich vergrößert“, erklärt der Neurologe Professor Dr. Peter Young vom Universitätsklinikum Münster, der auch Präsident der Deutschen Gesellschaft für Schlafforschung und Schlafmedizin (DGSM) ist.

Ab dem nächsten Herbst soll es vermutlich den EU-Mitgliedsstaaten freistehen, ob sie dauerhaft lieber die Sommer- oder die Winterzeit einführen wollen. An einer entsprechenden Umfrage hatten sich mehr als 4,6 Millionen EU-Bürger beteiligt – mehr als 80 Prozent sprachen sich gegen die Zeitumstellung aus. Zwar war die Umfrage nicht verbindlich, die EU-Kommission beugte sich aber dem Votum und schlug vor, dass der Uhrzeitwechsel 2019 beendet werden soll. Die Mitgliedsstaaten dürften dann jeder für sich entscheiden, ob sie lieber die Sommer- oder die Winterzeit als offizielle Uhrzeit verwenden wollten.

Doch schon bröckelt die einheitliche Linie; manchen Staaten ist die Vorlaufzeit zu kurz und auch die Bundesregierung hat sich noch nicht festgelegt, wie unsere Uhren künftig weiterticken sollen.

„Die Zeitumstellung ist auf jeden Fall ein aufgezwungener Jetlag, allerdings ohne den positiven Effekt, dass wir in Urlaub fahren“, stellt Dr. Young klar. 90 Prozent der Menschen kommen damit klar –zehn Prozent hätten aber nachhaltige Schwierigkeiten, vor allem diejenigen, die sowieso schon an chronischen Schlafstörungen leiden.

Erkenntnisse aus der Chronobiologie sprechen dafür, dass die Auswirkungen der Zeitumstellung auf den menschlichen Biorhythmus stärker sein könnten als bislang angenommen. Es lägen aber weder dazu noch zum Zusammenhang zwischen Sommerzeitregelung und Unfällen im Straßenverkehr eindeutige Ergebnisse vor, so die EU-Kommission. Das wichtigste Argument zur EU-weiten Einführung der Sommerzeit war seinerzeit die Hoffnung, Energie zu sparen. Nach heutigem Kenntnisstand kam es dabei aber nur zu marginalen Effekten.

Alexandra Regner,
PTA und Journalistin

Quelle: Pharmazeutische Zeitung

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