Ein Test, der bestimmte Gensequenzen bei Brustkrebs untersucht, könnte einer großen Anzahl Frauen zukünftig die Chemotherapie ersparen. © KatarzynaBialasiewicz / iStock / Getty Images Plus

Neue Studie | Eindeutige Ergebnisse

EIN GENTEST KANN DIE CHEMO BEI BRUSTKREBS ERSPAREN

Möglicherweise kann ein simpler Gentest Aufschluss darüber geben, ob eine Patientin mit Brustkrebs eine Chemotherapie benötigt oder nicht. Eine Studie belegt den Nutzen, jedoch erstatten die Krankenkassen den Test (noch) nicht.

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Bei Frauen mit einem frühen hormonrezeptor-positiven, HER2-negativen axillarknoten-negativen Brustkrebs stehen die Ärzte jedes Mal vor einer schwierigen Entscheidung: Soll die Patientin, der das kranke Gewebe zuvor entfernt worden war, lediglich eine Antihormontherapie plus Bestrahlung erhalten oder muss sie sich zusätzlich einer Chemotherapie unterziehen? Bislang maßen sie dazu die Größe des Tumors und analysierten Besonderheiten des Gewebes. Rund die Hälfte der Patientinnen durchlief daraufhin eine für den Körper belastende Chemotherapie.

Doch könnte in Zukunft eine weitere Entscheidungshilfe hinzukommen: ein Test, der die Aktivität verschiedener Gene im Tumorgewebe misst. Aus den Ergebnissen berechnet er einen Wert auf einer Skala von null bis hundert – je höher der Wert ist, desto größer ist auch die Gefahr, dass der Krebs zurückkehrt.

Lag der Wert unter 10, galt auch in der Vergangenheit als sicher, dass die Frauen keine Chemotherapie benötigten. Die meisten Testergebnisse fielen jedoch in den Graubereich zwischen 10 und 25. Wissenschaftler nahmen auf der Basis von 10 000 Teilnehmerinnen eine gründliche, über neun Jahre laufende Auswertung vor. Das Ergebnis: Nach dieser Zeit waren 93,9 Prozent der Patientinnen in der Antihormontherapie-Gruppe am Leben, in der Chemotherapie-Gruppe waren es 93,8 Prozent. Und 83,3 Prozent der Frauen in der Antihormontherapie-Gruppe hatten nicht noch einmal Krebs entwickelt, in der Chemotherapie waren es 84,3 Prozent.

Die Chemotherapie brachte also keinen Vorteil. Bis auf eine Ausnahme: Patientinnen bis zu einem Alter von 50 Jahren, die einen Testwert zwischen 16 und 25 erreicht hatten, schienen zu profitieren. Es sei jedoch unklar, ob dies durch die Chemotherapie selbst bewirkt wurde oder eher durch die Unterdrückung der Eierstockfunktion bei jenen Frauen, die noch nicht in der Menopause waren, sagte Susanne Weg-Remers vom Krebsinformationsdienst des Deutschen Krebsforschungszentrums. Allen anderen Patientinnen hätte die über Monate dauernde, häufig sehr belastende Chemotherapie erspart bleiben können.

Noch fehlen Statistiken, wie viele der jährlich 70 000 Brustkrebspatientinnen unter dieser Form des frühen Brustkrebses leiden. Auch wird der Test, der 3000 Euro kostet, aktuell nicht standardmäßig von den Krankenkassen bezahlt. Es bleibe abzuwarten, wie im Kompetenz-Centrum Onkologie der Krankenkassen angesichts der neuen Studienlage entschieden werde, sagte Weg-Remers. Eine Entscheidung soll noch dieses Jahr fallen.

Alexandra Regner,
PTA, Redaktion

Quelle: Spiegel online
   Focus online

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