Arzt hält mit Lupe auf MRT-Aufnahme eines Hüftknochens
Beschwerden durch Arthrose-Verschleiß, wie hier an dem Hüftgelenk, könnten durch die Transplantation künstlichen Knorpels verbessert werden. © Shidlovski / iStock / Getty Images Plus

Good News der Woche | Transplantation

EIERSCHALEN ZU NEUEN KNOCHEN RECYCELN

An dieser Stelle möchten wir künftig jede Woche eine neue Good News vorstellen. Oft schockieren uns Nachrichten, Negatives erhält mehr Aufmerksamkeit als Schönes. Das erweckt bei vielen der Eindruck, die Welt sei nur schlecht und kein schöner Ort – teilweise wird die Weltlage dadurch düsterer eingeschätzt als sie eigentlich ist. Doch täglich passieren positive Dinge, kleine wie große Hoffnungsschimmer, von denen wir ab sofort berichten wollen.

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Für manche ist es Bio-Müll, für andere ein wertvoller Rohstoff: Forscher züchten Knochen, Knorpel und sogar Zähne aus weggeworfenen, gepulverten Eierschalen. Klingt nach Science fiction? Weit gefehlt – hier ist Hightech am Werk. Die bisherige Idee: Dem Patienten werden Knochenzellen entnommen und in ein Gel eingebracht, das wie ein Gerüst wirkt. An diesem können sich die Zellen vermehren und nach und nach neue Knochen- oder Knorpelsubstanz aufbauen. Ist die gewünschte Größe erreicht, kann das „Ersatzteil“ transplantiert werden. Assistenzprofessorin Gulden Camci-Unal und ihr Team wollten das Verfahren optimieren und fügten dem Gel fein zermahlene Eierschalen hinzu. Die Schalen bestehen zu einem großen Teil aus Calciumcarbonat, das von der Zusammensetzung eng verwandt mit Hydroxylapatit – dem Hauptbestandteil unserer Knochen – ist. Der Zusatz soll dazu führen, dass der Knochenaufbau schneller und mit erhöhter Festigkeit erfolgt.

Die gespendeten Knochenzellen nehmen sich beim Aufbau alles was sie brauchen, das neue Knochenfragment wird nicht als Fremdkörper erkannt, auch wenn Eierschalen-Stoffe enthalten sind. Es kommt also zu keiner Abstoßungsreaktion nach Transplantation. „Wir sind die ersten, die Eierschalen-Teilchen einsetzen, um in einem Hydrogel Knochenzellen zu züchten“, sagte Camci-Unal gegenüber dem Online-Portal Trends der Zukunft. „Wir sind total begeistert von unserem Verfahren und haben bereits ein Patent beantragt.“ Das Team sieht in der Technik noch weitere Möglichkeiten für den Einsatz: Knorpel oder gar Zähne ließen sich theoretisch züchten, Arthrose-Defekte an Wirbelsäule oder Gelenken beheben, man könne auch versuchen, Sehnen aus dem Eierschalen-Gel zu züchten. Und das alles aus Materialen, die weltweit im Millionen-Tonnen-Maßstab in privaten Haushalten oder der Industrie als Abfall anfallen – einmal um die Ecke gedacht kann manchmal auch einen Blick in die Zukunft bedeuten.

Farina Haase,
Apothekerin/Redaktion

Quelle: Trends der Zukunft

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