Eine Serie von DIE PTA IN DER APOTHEKE
EHRENAMTLICH AKTIV FÜR ADEXA
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Es scheint, als ob die 29-Jährige, die vor zehn Jahren ihren Abschluss als PTA gemacht hat, in diese Tätigkeit genauso „natürlich“ hineingefunden hat wie in ihren Beruf. Die hellwache, aber auch angenehm ruhige, junge Frau wollte – weil sie von Heilkräutern fasziniert war – eigentlich Gärtnerin werden. Doch dann bot ihr eine Münchner Nachbarin ein Praktikum in ihrer Apotheke an. Aus dem Hineinschnuppern in die Welt der Apotheke resultierte dann nach der PTA-Ausbildung ein Angestelltenverhältnis. „Wir hatten dort eine familiäre Atmosphäre und eine sehr flache Hierarchie. Es war eine schöne Zeit“, sagt sie rückblickend. Seit kurzem arbeitet sie für einen internationalen Großhändler.
Erste Infos über Fachzeitschriften Über ADEXA informierte sich Ehmann eher beiläufig in Fachzeitschriften. Obwohl es für sie aufgrund des guten Betriebsklimas kei- nen unmittelbaren arbeitsrechtlichen Grund gab, in die Apothekengewerkschaft einzutreten, wurde sie 2011 Mitglied: „Ich fand ihre Anliegen einfach gut und wollte ADEXA deshalb unterstützen.“ Auch die 15 Euro Beitrag, die PTA pro Monat zahlen müssen, sind in ihren Augen eine sinnvolle Investition: „Die vertreten ja meine Interessen!“
Als dann 2016 von ADEXA eine Fortbildung speziell für junge Apotheken-Angestellte angeboten wurde, bewarb sie sich auf einen der begrenzten Plätze. Schließlich klangen die Themen wie etwa: „Gespräche mit dem Chef“ und „Meine Tarifansprüche“ sehr interessant. Leider wurde ihre Bewerbung abgelehnt. Doch eine weitere, jährlich an einem anderen Ort stattfindende Veranstaltung, reizte sie – der ADEXA-Erlebnis- und Gewerkschaftstag im Mai 2016 in Dresden. Insbesondere die Kontakte zu den anderen Mitgliedern ließen in ihr den Gedanken reifen, dass sie aktiv werden könnte.
Gruppe junger Mitglieder formiert sich „Wir fanden, dass die ADEXA-Treffen deshalb so schön waren, weil wir alle auf derselben Wellenlänge schwimmen – so entstand die Idee, die ‚JuMis’ – junge Mitglieder bei ADEXA – zu gründen.“ Im November 2016 setzte sich das neu zusammengefundene Team aus fünf JuMis bei einem Workshop zusammen und überlegte, welche Ziele man gemeinsam verfolgen wollte. Schon bei diesem Gründungs-Event spürte Ehmann, dass der „Rückhalt in der gesamten Gewerkschaft groß war und ist. Hauptberufliche Mitarbeiterinnen und der ADEXA-Vorstand haben uns Ehrenamtliche bei allem, was wir taten, unterstützt.“ Seit November 2016 gibt es die „JuMis bei ADEXA“ offiziell und diese Bezeichnung ist auch ein Element auf ihrer ADEXA-Visitenkarte.
Ähnliche Erfahrungen verbinden Dass das Verständnis untereinander so groß ist, hängt natür- lich auch damit zusammen, dass sie alle ähnliche Erfahrungen haben. Veronika Ehmann weiß, dass „selbst in Apotheken, in denen die Stimmung überwiegend gut ist, gewisse Probleme auftauchen.“ So verursacht etwa das in vielen Apotheken eingeführte Programm zur Arbeitszeiterfassung, MEP24, immer wieder Reibereien. Beispielsweise dann, wenn das Computerprogramm bei Feiertagen Teilzeitkräften Minusstunden anrechnet.
Aber auch wenn der Chef erwartet, dass PTA schon vor der Öffnungszeit der Apotheke vor Ort sind, um den Computer hochzufahren oder die Fahrradständer auf den Gehweg zu stellen. Dasselbe gilt für die Schließzeiten: Viele Chefs betrachten die Zeit, die ihre Angestellten benötigen, um den Computer herunterzufahren und vielleicht auch noch die Kasse zu zählen, nicht als Arbeitszeit. Kommt es in solchen Fällen zu Streitigkeiten, kann man sich an ADEXA wenden: „Wenn mich als JuMi-Ansprechpartnerin solche Anfragen erreichen, gebe ich sie an die Rechtsabteilung weiter, die dann – juristisch gewappnet – eindeutig klar machen kann, dass diese Tätigkeiten auch als Arbeitszeit anzurechnen sind.“
Vorteile für Mitglieder Wenn sie auf weitere Vorteile einer ADEXA-Mitgliedschaft hinweist, merkt man der jungen PTA trotz ihrer ruhigen Art an, wie begeistert sie bei der Sache ist. „Unter der Voraussetzung, dass der Apotheken-Inhaber im Arbeitgeberverband Deutscher Apotheken ist, gilt für uns die Tarifbindung. Und unsere Mitglieder haben einen beruflichen Rechtsschutz und können somit jederzeit eine Rechtsberatung in Anspruch nehmen.“ Zum juristischen Service zählt beispielsweise auch, dass Mitglieder Arbeitsverträge zur Prüfung ebenso ein- senden können, wie Arbeitszeugnisse zur inhaltlichen Bewertung der darin oft verwendeten Geheimsprache.
A propos Tarifbindung: Als Ehmann das erste Mal während der Expopharm im Messeteam am Stand der ADEXA aktiv war, kam eine PTA auf sie zu und beschwerte sich in relativ motzigem Ton, dass die Gewerkschaft bei den jüngsten Tarifverhandlungen „nur drei Prozent“ Gehaltserhöhung herausgeholt hat. „Ich habe ihr dann erklärt, dass wir uns für ihre Interessen eingesetzt und gekämpft haben. Als ihr klar wurde, dass sie sich – ohne den Einsatz der ADEXA-Tarifkommission – selbst darum hätte kümmern müssen, wurde sie versöhnlicher.“
Zeitaufwand ist flexibel Ehmann findet es außerdem „sehr sympathisch“, dass jeder sowohl den Zeitaufwand als auch die Inhalte für sein Engagement selbst bestimmen kann. „Ich organisiere sehr gerne. Deshalb recherchiere und koordiniere ich beispielsweise für die JuMis zusammen mit der Hauptgeschäftsstelle oder der Regionalen Geschäftsstelle Süd die günstigsten Termine für verschiedenen Treffen.“ Programminhalte zu gestalten liegt ihr ebenfalls – die JuMi-Agenda konnte anderen ADEXA-Mitgliedern so schnell vorgestellt werden.
„Vorträge sind definitiv nicht mein Ding. Aber die Präsentation kam super an.“ Auch solche Erfolgserlebnisse sind es, die sie motivieren und ihr Spaß machen. Im Durchschnitt opfert sie etwa ein bis zwei Stunden pro Woche für ihren Einsatz bei den JuMis. „Und zusätzlich bin ich pro Jahr etwa sechs bis sieben Wochenenden für ADEXA unterwegs. Bei diesen Terminen handelt es sich beispielsweise um Stammtische in der Region, Mitglieder- Treffen oder Einsätze auf der Expopharm oder der Interpharm.“
Highlight Novellierung PTA-Ausbildung Auch wenn sich Ehmann schon immer über berufspolitische Belange informiert hat, ist das Interesse daran seit ihrer Tätigkeit bei ADEXA deutlich angestiegen: „Ich finde es gut, dass wir uns als Gewerkschaft beispielsweise zum Rx-Versandhandelsverbot äußern.“ Und natürlich weiß Veronika Ehmann, dass ihre Gewerkschaft damit auch ein Teil der berufspolitischen Interessenvertretung ist. Als brandaktuelles Beispiel dafür, wie lohnenswert es ist, ein Teil dieser berufspolitischen Willensbildung zu sein, kommt Veronika Ehmann auf die Novellierung der PTA-Ausbildung zu sprechen.
Hier ist die Gewerkschaft im Bundesministerium für Gesundheit (BMG) neben dem Bundesverband der Pharmazeutisch- Technischen AssistentInnen e.V. (BVpta) als Institution maßgeblich gefragt. „Die ADEXA-Hauptgeschäftsstelle trägt die verschiedenen Vorschläge zusammen, die wir aktiven Mitglieder entweder auf dem jährlichen PTA-Berufsgruppentreffen erarbeiten oder ihnen per Mail zuschicken“, erläutert sie. Und dann entfährt der stets gefasst wirkenden jungen Frau ein begeistertes „Das ist doch sensationell!“, als sie sich darauf hinweist, dass auch sie mit ihren Ideen „etwas für künftige PTA- Schülerinnen und -Schüler erreichen kann.“
Den Artikel finden Sie auch in die PTA IN DER APOTHEKE 05/19 ab Seite 116.
Claus Ritzi, Pharmajournalist (wdv)