Drei Pflanzen
DREI FÜRS ZIMMER
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Während der Weihnachtsstern zur Adventszeit die Wohnungen schmückt und der Oleander im Sommer sehr dekorativ ist, besticht der Ficus durch seine immergrünen Blätter das ganze Jahr über.
Weihnachtsstern Alexander von Humbold brachte 1804 den Weihnachtsstern (Euphorbia pulcherrima) aus der Familie der Wolfsmilchgewächse (Euphorbiaceae) von einer Amerikareise nach Deutschland mit. Heute ziert er fast jeden Haushalt zur Weihnachtszeit. Ihren Artnamen pulcherrima (von lat. pulcher = schön) erhielt die dekorative Zimmerpflanze von dem Botaniker Carl Ludwig Willdenow, da er sie mit ihren auffällig, intensiv karminrot gefärbten Hochblättern für die Schönste innerhalb der Gattung der Euphorbien hielt. Die Heimat des Wolfsmilchgewächses sind die tropischen Laubwälder Mittel- und Südamerikas, wo die Wildform Höhen von bis zu sechs Metern erreichen kann. In freier Natur wächst er als immergrüner Strauch mit verholztem Stamm und spärlicher Verzweigung.
Bei uns wird die tropische Schönheit seit Mitte des 20. Jahrhunderts als Topfpflanze mit kompaktem Wuchs und stärkerer Verzweigung in unterschiedlichen Wuchsformen (z. B. Minipflanzen, Ein- und Mehrtreiber, Ampelpflanzen, Hochstämme) und diversen Farben (z. B. cremeweiß, gelb, rosafarben) kultiviert. Ihre deutsche Bezeichnung Weihnachtsstern sowie die ebenfalls geläufigen Synonyme Advents- oder Christstern machen darauf aufmerksam, dass sich die Pflanze als typische Weihnachtsblume etabliert hat, die bei uns pünktlich zur Adventszeit blüht. Fälschlicherweise werden die großen, länglich ovalen und leicht gezähnten intensiv gefärbten Blätter, die an Blattstielen wechselständig angeordnet sind, häufig als Blütenhüllblätter gedeutet. Dabei handelt es sich aber um die bei Kurztagespflanzen typischen Hochblätter (Brakteen), die sich bei weniger als zwölf Stunden Lichteinfall am Tag bilden.
Sie umrahmen sternförmig die eigentlichen Blüten, worauf der Name Weihnachtsstern aufmerksam macht. Die Blüten selber sind klein und unscheinbar, haben eine grün-gelbe Farbe und sitzen in der Mitte der Hochblätter. Als Wolfsmilchgewächs enthält der Weihnachtsstern einen weißen Milchsaft. Während dieser bei der Wildform bei innerlicher Aufnahme aufgrund seiner toxischen Diterpene zu starken Vergiftungen mit Schläfrigkeit, Benommenheit und Kreislaufversagen führen kann, werden nach dem Verzehr der Kulturpflanzen lediglich Bauchschmerzen, Erbrechen oder/und Durchfall beobachtet, die nach den Erfahrungen der toxikologischen Informationszentren als nicht gefährlich gelten. Auch wenn ihre Giftigkeit als gering eingeschätzt wird, sollten Kinder dennoch nicht mit ihnen in Kontakt kommen. Auch Haustiere (vor allem kleine Tiere) sollten den Weihnachtsstern meiden.
BirkenfeigeAuch Ficus benjamina aus der Familie der Maulbeergewächse (Moraceae), häufig Benjamini oder Ficus genannt, ist eine der beliebtesten Zimmerpflanzen. Aber auch auf sie sollte wegen ihres giftigen Milchsaftes lieber bei Haushalten mit kleinen Kindern und Tieren verzichtet werden. Auch wenn nicht ganz geklärt ist, welche Inhaltsstoffe toxisch sind, werden nach ihrem Genuss Übelkeit, Erbrechen, Durchfall und Bauchschmerzen ausgelöst. Die Heimat der Birkenfeige liegt in den subtropischen und tropischen Regionen Ostasiens, Ozeaniens und Australiens. Ihr Verbreitungsgebiet erstreckt sich inzwischen aber über die gesamten Tropen und Subtropen. Dort wird die Pflanze häufig als Straßenbaum oder als Hecke an Straßen, in Parks und Gärten angepflanzt, da sie sehr schnittverträglich ist und sich auch gut für den Formschnitt eignet.
Der botanische Artname benjamina verweist auf die aus der Bibel abgeleitete Bedeutung „der Jüngste“ und nimmt auf die Wuchshöhe des Maulbeergewächses Bezug. Mit zehn Metern zählt der Ficus zu den kleineren Vertretern seiner Gattung. Relativ klein sind auch seine grünen, glatten und glänzenden Blätter. Zudem sind auch die jungen Zweige auffallend dünn und hängen an den Spitzen über. In freier Natur und unter tropischem Klima kann der immergrüne Strauch oder kleine Baum Stammdurchmesser von bis zu 50 Zentimeter (cm) aufweisen. Seine Rinde ist in jungen Jahren glatt und ockergelb, bei älteren Exemplaren wird sie hellgrau und schält sich teilweise ab. Damit ähnelt sie der Rinde heimischer Birken, weshalb Ficus benjamina bei uns den Namen Birkenfeige erhalten hat.
Wegen ihrer giftigen Inhaltsstoffe sind diese drei beliebten Zimmerpflanzen für Haushalte mit kleinen Kindern und Tieren ungeeignet.
Oleander Ebenso verschönert Nerium oleander L. die Wohnungen, wobei die Pflanze zur warmen Jahreszeit vor allem in heimischen Gärten als Kübelpflanze gehalten und nur in den kalten Monaten zur Überwinterung ins Haus geholt wird. Wer am Oleander als Zimmerpflanze lange Freude haben möchte, muss für einen hellen Standort sorgen und ihm im Winter eine Ruhepause gönnen. Dafür darf die Zimmertemperatur von November bis Februar zehn Grad Celsius nicht übersteigen. Zudem müssen die Räume ausreichendes Tageslicht erhalten. Oleander ist ein im Mittelmeergebiet heimischer bis zu sechs Meter hoher Strauch oder kleiner Baum mit schlanken aufrechten Zweigen, der auch in tropischen und subtropischen Regionen weit verbreitet ist.
Die zu den Hundsgiftgewächsen (Apocynaceae) gehörende Pflanze wird im Volksmund auch Rosenlorbeer genannt und ist die einzige bekannte Art der Pflanzengattung Nerium. Obwohl die immergrüne verholzende Pflanze an trockene Lebensräume hervorragend angepasst ist, wächst sie bevorzugt an wassernahen Standorten (z.B. in Flussbetten), worauf auch ihr Gattungsname Nerium aufmerksam macht (lat. Nerium = nass). Oleander leitet sich vom lat. olea = Ölbaum ab, was auf die Ähnlichkeit der Blätter der beiden Pflanzen verweisen soll. Die dunkelgrünen, ledrigen Blätter des Oleanders haben eine lanzettliche Form und sind am Grunde verschmälert. Charakteristisch sind ein starker Mittelnerv sowie fast parallel verlaufende Seitennerven. Kurz gestielt sitzen die kräftigen Blätter vornehmlich in dreizähligen Quirlen am Ast. Selten sind sie zu zweit gegenständig angeordnet. Der Blattrand ist meist eingerollt.
Von Juni bis September erscheinen die zwittrigen bis zu fünf Zentimeter großen Blüten, die zu mehreren in endständigen Trugdolden stehen. Die einzelnen Blüten haben einen trichterförmigen Kelch und eine tellerförmig ausgebreitete fünfzipfelige Krone. Wilde Oleander blühen meist rosarot. Ansonsten variieren die Blütenfarben der verschiedenen Züchtungen (z. B. weiß, gelblich, verschiedene Rosa- und Violetttöne). Im Herbst wachsen zahlreiche dichtzottige Samen mit einer Haarkrone an der Spitze in einer schotenartig verlängerten großen Balgkapsel heran.
Auch Oleander zählt zu den Giftpflanzen. Er enthält in allen Teilen (vorwiegend in den Blättern) einen Milchsaft, der aufgrund enthaltener herzwirksamer Glykoside (Cardenolide) sehr giftig ist. Der höchste Gehalt an Cardenoliden ist in der Blütezeit zu finden. Da die Blätter beim Verzehr sehr bitter schmecken, werden normalerweise nur wenige gegessen. Zudem lösen bereits geringe Mengen oft ein spontanes Erbrechen aus, so dass sich die Vergiftungserscheinungen vor allem lediglich durch gastrointestinale Beschwerden äußern.
Den Artikel finden Sie auch in die PTA IN DER APOTHEKE 03/2020 ab Seite 50.
Gode Chlond, Apothekerin