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Der Apothekenkrimi

DIE MÖRDERBLUME – TEIL 4

Britta konnte nur vermuten, was Löwensteins Worte bei Jens ausgelöst hatten. Anmerken ließ er sich nichts. Er führte die Gruppe auf den ausgebauten Dachboden des Gutshofes, der in zwei Räume eingeteilt war: Im einen befanden sich Bücher, viele Bücher, und Sitzgelegenheiten; der andere war eine Art Saal mit abgeteilten Nischen und speziellen Kissen...

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„Es hat doch erst angefangen, hör auf deine Frau“, sagte Britta. „Lass diese besondere Atmosphäre einfach auf dich einwirken. Und wer weiß, vielleicht geht dir am Ende ein Licht auf und du weißt plötzlich, was du in deinem Leben ändern musst.“ Ich hör mich schon an wie die Frau mit der Kristallkugel, dachte sie, furchtbar! Fred sah sie vom Bettrand aus an. „Du bist so klug“, sagte er bewundernd. „Naja“, sagte Britta, „wie man’s nimmt. Klug ist man leider immer nur bei anderen.“ Und sie lächelte ihm zu und schlüpfte aus dem Zimmer. Denn sie musste jetzt ihre eigenen Gedanken ordnen. Auf dem Weg kam ihr der Pudel entgegen.

Da konnte Karl auch nicht weit sein. Chico wedelte begeistert, schmiegte sich ein wenig an Britta und ging dann weiter seiner Wege. „Merkwürdig“, dachte Britta, als sie ihr Zimmer erreicht hatte. „Wieso war der allein unterwegs?“ Dann gähnte sie, ließ sich auf ihr Bett fallen und dachte gar nichts mehr. Sie erwachte von Geschrei auf dem Gang. Zuerst wusste sie nicht, wo sie war. Ein wenig schlaftrunken schaute sie auf den Wecker: Abendbrotzeit. Sie musste weggedämmert sein. „Du Mistvieh!“ brüllte eine bekannte Stimme, eindeutig die Löwensteins. Britta erhob sich benommen. Was war passiert?

Draußen auf dem Flur platzte sie in folgende Szene: Löwenstein hielt einen seiner Schuhe in der Hand, vor ihm stand der Pudel. Er guckte etwas betreten – der Hund, nicht Löwenstein. Letzterer schwang den Schuh wie ein Geschoß: „Das sind Slipper von Armani!“ Und dann trat Löwenstein mit einem gezielten Tritt dem Hund blitzschnell in die Seite, dass der gegen die Wand geschleudert wurde, laut aufheulte und das Weite suchte. Der Apotheker, immer noch den Schuh schwingend, rannte ihm hinterher. Trat wieder nach ihm und traf noch einmal. Der Pudel wehrte sich nicht, winselte nur und versuchte zu entkommen. Britta trat dem Mann in den Weg, sodass er ins Straucheln kam und beinahe auch auf sie losgegangen wäre. Schwer atmend fuchtelte er mit dem Lederschuh vor ihrem Gesicht herum.

„Der hat darauf rumgekaut! Die sind hinüber! Ich werd‘ die Brüder hier verklagen!“ Er war knallrot vor Zorn und Britta dachte: Das ist was Pathologisches. Der ist ja in der Stimmung für einen Mord. Ich glaube, Meditationsübungen sind für den zu schwach. Diazepam wär da schon angebrachter. Aus den Augenwinkeln sah sie eine Gestalt zwischen zwei Fachwerkbalken verschwinden. Eine blaue Gestalt. Aus der Ferne war immer noch der jammernde Pudel zu hören. Und Löwenstein setzte seinen Feldherrenblick auf, hob das Haupt und marschierte, ohne sich umzudrehen und den Schuh wie einen Taktstock schwingend, in sein Zimmer zurück.

Zur Abendbrotzeit versammelten sich alle wieder im Speisesaal, der Britta an ein Refektorium erinnerte: An einer langen Tafel saßen die Anwesenden nebeneinander, die Speisen standen daneben auf einer großen Kommode. Jeder nahm sich, was und wieviel er wollte, wobei die Speisenauswahl begrenzt war: Brot, Butter, ein Bärlauchpesto, Tomaten und ein veganer Brotaufstrich. Britta fiel auf, dass Jens und Karl fehlten. Ihr Blick fiel auf eine Menge Thermoskannen, die an der Wand aufgereiht waren.

„Ist das euer berühmter Franziskustee?“ fragte sie Aloisius, der sich gerade seinen Teller volllud und augenscheinlich bester Laune war. „Ja, meine Liebe, das ist er.“ Er runzelte kurz die Stirn. „Jemand hatte die große Blechdose mit dem Tee an den falschen Platz gestellt. Aber jetzt ist sie wieder aufgetaucht. Ich bin gespannt, wie er dir schmeckt.“ Neben Britta tauchte jetzt Löwenstein auf, der sich mit mürrischer Miene eine Scheibe Brot nahm und seine Blicke über das Buffet schweifen ließ. „Gibt’s nichts Warmes?“ fragte er Aloisius, der abwartend stehen geblieben war. „Wir haben hier mittags unsere warme Mahlzeit“, sagte der sanft.

„Na, das passt ja“, entgegnete Löwenstein und ließ offen, wie er das meinte. Britta setzte sich neben Aloisius an die Tafel und probierte ein Schlückchen Tee. Donnerwetter. Der schmeckte ja. Was war da drin? Sie schaute Aloisius an, der sie genau beobachtete. „Verrätst du’s mir?“ fragte sie leise. „Mhm“, machte der. Dann brachte er seinen Mund dicht an ihr linkes Ohr. „Fenchel ist drin. Etwas Kamille. Pfefferminze und Zitronengras. Verbene. Ein wenig Zimt.“ „Das ist doch aber nicht alles“, flüsterte Britta.

„Ein Teil der Rezeptur bleibt mein Geheimnis, das wissen nicht mal die anderen. Ich verrate dir noch, dass die enthaltenen Brombeerblätter von mir einer speziellen Prozedur unterworfen werden, die sie aromatisiert.“ „Du bist ein Fuchs“, sagte Britta bewundernd. „Aber die allerletzte Zutat, die dem Tee seinen ganz besonderen Geschmack gibt, die verrate ich nicht.“ Aloisius lehnte sich zufrieden zurück und ein listiges Lächeln überzog sein Gesicht. „Du weißt genau“, sagte Britta, „dass ich jetzt jede Menge Franziskustee mit nach Hause nehmen werde.“

„Dann werde ich dir einige Päckchen zurücklegen. Wir haben nämlich nicht mehr so viel, die Ernte steht ja jetzt bald wieder an, da sehe ich immer zu, dass die alten Vorräte aufgebraucht sind. Wenn du möchtest, darfst du mich mal besuchen in meiner Kräuterkammer.“ „Oh ja, gern!“ „Komm einfach nach dem Abendessen vorbei. Sie liegt links neben der Speisekammer und ist normalerweise abgeschlossen. Ich werde da sein.“

Den Artikel finden Sie auch in die PTA IN DER APOTHEKE 04/18 auf Seite 100.

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„Die Mörderblume – Teil 4”

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