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Der Apothekenkrimi

DIE MÖRDERBLUME – TEIL 3

Brittas Kollegen stellten sich vor: Der Mann mit der randlosen Brille und dem Cäsarenblick („Angenehm. Bernd Löwenstein.“) führte eine Apotheke im Allgäu und war von seinen Angestellten hierher geschickt worden. „Damit ich mich nicht immer so aufrege“, sagte er ihr...

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Der Ex-Apotheker namens Alois, wohl wegen seines pastoralen Aussehens mit Rauschebart und Zwinkerfalten von allen Bruder Aloisius genannt, erwartete die Gruppe bereits in seinem hübschen, von einem Holzzaun umgebenen Garten. Kiesbestreute Wege mäanderten durch das ungefähr achtzig Quadratmeter große Areal, handgeschriebene Schilder aus Schiefer wiesen auf die jeweilige Pflanze hin; jedes Beet war bequem zu erreichen. Man sah, dass sich hier jemand viel Mühe gemacht hatte und dem Garten eine Menge Pflege angedeihen ließ.

Karl hatte die Gruppe begleitet. Den Pudel im Schlepptau, stand er etwas abseits. Er hatte die Hände in die Ärmel gesteckt und betrachtete die Szenerie mit einem andächtigen Lächeln. Dieser Karl, dachte Britta, wirkt auf mich wie so ein… Druide. Sie hatte immer das Gefühl, er hole gleich die Sichel heraus, um Zutaten für einen Zaubertrank zu sammeln. Als sie an ihm vorbeiging – Karl blieb außerhalb des Zaunes stehen – kam der Pudel zu ihr und stubste sie mit der Nase an. Britta streichelte ihn, was vom Pudel mit heftigem Schwanzwedeln quittiert wurde. „Die Tiere sind unsere Brüder, die großen wie die kleinen“, sagte Karl freundlich.

„Da hast du recht“, sagte Britta. „Das hat der heilige Franziskus gesagt“, fügte er hinzu. „Es gibt eine Bruderschaft zwischen Mensch und Kreatur. Aber die Menschen verstanden nicht, was Franziskus sagte. Sie hielten es für Poesie. Es war aber die Wahrheit.“ Karl lächelte und sah jetzt besonders heilig aus. „Schön hast du das formuliert“, beeilte sich Britta zu entgegnen. Karl nickte ihr zu und sah ihr nach, als sie den Kräutergarten betrat. Aloisius, der pflanzenbegabte Mitbruder, hatte bereits mit seinem Vortrag begonnen, als Britta zu den anderen aufschloss.

Er redete über Kamille und Ringelblume, über Salbei und Thymian, Rosmarin und Pfefferminze. Und zeigte ihnen, dass der Garten nicht über die Einzelpflanzen, sondern nach Themen angelegt war. „Dies hier“, erklärte er, „ist beispielsweise unser Erkältungsbeet. Ihr seht Thymian, Isländisch Moos, Spitzwegerich und Rosmarin. Efeu wächst am Zaun und Kapuzinerkresse auch, die wirkt ja schwach antibiotisch. Und hier, kommt mal rüber“ – die Gruppe wechselte folgsam zwanzig Zentimeter nach links, „steht alles für die Entspannung: Lavendel und Johanniskraut, Melisse und Gänsefingerkaut.“

Britta betrachtete die Pflanzen, die jetzt, im Mai, kurz vor der Blüte standen. Noch musste man sich gut auskennen, wenn man sie unterscheiden wollte, denn meist war nur das Kraut zu sehen. „Wir sammeln im Hochsommer Blüten, Früchte und Herba, trocknen diese und verwenden sie das ganze Jahr über. Unser berühmter „Franziskustee“ stammt sämtlich aus eigenen Beständen. Hat ihn schon jemand getrunken?“ „Nein“, sagte Bernd Löwenstein und wirkte ein wenig wütend. „Komisch“, sagte der Apotheker.

„Muss wahrscheinlich neu gemischt werden, jetzt gehen ja die Vorräte zur Neige. Das ist jedenfalls unser Haustee: Bekömmlich und beruhigend, aber auch erfrischend. Schmeckt kalt und heiß, ein Getränk für alle Fälle. Außerdem ist er einfach lecker, ich tu‘ immer reichlich…“ Der Apotheker grinste verschmitzt und hielt einen Finger vor die Lippen. „Jetzt hätt‘ ich’s fast verraten.“ Der Pudel hatte die Vorderpfoten über das Gatter gelegt und sah ihnen – soweit ein Hund das konnte - interessiert zu. „Hoffentlich nichts Halluzinogenes“, bemerkte Fred Grigoleit und lachte meckernd.

Er hat tatsächlich Ähnlichkeit mit einer Ziege, dachte Britta, mit diesem Lachen und dann noch mit dem Bärtchen… „Nein, keine Angst“, grinste Aloisius. „Ihr geht ja nachher noch zum Meditieren.“ Jetzt lachte die ganze Gruppe schallend. Derweil der Apotheker schon zum nächsten Themenbeet schritt. „Kamille und Ringelblume und ein bisschen Salbei, was fällt euch dabei ein?“ „Entzündungshemmend?“ fragte der kleine Pharmazierat eifrig. „Genau!“ bekräftigte der Gärtner. „Wir machen hier eine Eins-A-Ringelblumensalbe, neben dem Haustee unser Renner im Internet. Ich kann sie nur empfehlen!“ Er redete so begeistert von diesen Dingen, dass Britta bereits überlegte, sie ins Sortiment der Apotheke aufzunehmen. „Der Bruder Aloisius hat was Charismatisches“, sagte eine Stimme neben ihr.

Britta guckte nach links. Aha, der einsame Wolf. „Stimmt“, entgegnete sie. „Was ich dich fragen wollte: Bist du eigentlich auch Apotheker?“ Wolf blieb stehen und schaute nachdenklich in die Luft. „Tja“, sagte er. „Noch. Ich hab meine Apotheke verkauft.“ „Willst du in die Industrie?“ fragte Britta. „Ich möchte mich anderen Dingen zuwenden“, sagte Wolf, richtete seine Brunnenaugen bedeutungsschwer auf sie und wandte sich dann um, den anderen zu folgen. Ließ dabei über die Schulter verlauten: „Es gibt noch so viel Interessantes in diesem Leben zu entdecken.“ Mhm, dachte Britta, als sie ihm folgte, da könntest du Recht haben.

Den Artikel finden Sie auch in die PTA IN DER APOTHEKE 03/18 ab Seite 100.

von Alexandra Regner

Was Wolf wohl damit meint? Wie es weitergeht, erfahren Sie in der April-Ausgabe von „DIE PTA IN DER APOTHEKE“!

„Die Mörderblume – Teil 3”

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