In der Apotheke © kadmy / iStock / Thinkstock
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Kommunikation

DIE KOLLEGIN WIRD CHEFIN

Wollen wir wirklich mit unserer Chefin befreundet sein und kann die Chefin in uns ihre Freundin sehen? Schwierige Frage! Beachtet man einige Grundregeln, lässt sich die Situation zu beider Vorteil gestalten.

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Wir wünschen und befürchten diese Situation gleichermaßen: Wie oft haben wir voller Bewunderung zu unserer begabten Kollegin aufgeschaut und ihr gesagt: „Warum bist du eigentlich nicht unsere Chefin?“ Worüber wir in diesem Augenblick nicht nachdenken: Unser Wunsch kann Wirklichkeit werden. Plötzlich ist es soweit, sie wird es tatsächlich. Unsere ehemals beste Freundin, die alles über uns weiß: die verlängerte Mittagspause, die zeitweise vorherrschende Lustlosigkeit sowie die eine oder andere Laune gegenüber einem Kunden.

Die familiäre Situation und warum man im August statt im Juli Urlaub nehmen möchte. Die eigenen kleinen Schwächen sind plötzlich ganz transparent. Wie soll man damit umgehen und wie wird sie damit umgehen? Plötzlich fühlt man sich so, als würde man zu einem unterschiedlichen Lager gehören. Kann man ihr noch vertrauen und darf sie immer noch alles wissen? Auch wenn die Hierarchie eigentlich bedingt, dass ein Chef „über“ seinen Mitarbeitern steht, kann die Situation im vorliegenden Fall auch für die neu gebackene Chefin viele Unsicherheiten bergen.

War sie bislang ein hoch angesehenes Teammitglied, muss sie nun mit ihrer neu gewonnenen Einsamkeit als Führungskraft fertig werden. Auch sie wird sich fragen müssen, ob alle Freundlichkeit ohne Hintergedanken gezeigt wird. An ihr allein hängen nun zahlreiche Entscheidungen, mit denen sie sich auch unbeliebt machen wird. Für die neue Chefin ist die Situation also ebenfalls nicht leicht. Und bekanntlich entstehen Probleme meist dann, wenn beide Parteien sich überfordert fühlen.

Tipp Nr. 1: Chef sein ist eine Funktion Das gilt auch für Ihre frühere Kollegin. Es sagt nichts aus über die Charaktereigenschaften eines Menschen. Wenn Sie früher gut mit ihr klargekommen sind, wird das mit Sicherheit weiterhin der Fall sein. Voraussetzung hierfür ist, dass Sie versuchen, sie mit den gleichen Augen zu betrachten wie bisher. Respektieren Sie ihre neue Rolle neidlos und fragen Sie sich, wie Sie ihr das Leben erleichtern können ohne zu katzbuckeln. Seien Sie offen und nehmen Sie in Kauf, dass es auch Meinungsverschiedenheiten geben kann. Ihre gute Beziehung wird es überleben.

Tipp Nr. 2: Trauen Sie ihr was zu Nämlich, dass sie ihr Wissen über Sie dazu nutzen wird, um Sie optimal einzusetzen. Also seien Sie nicht beleidigt, wenn sie Ihnen etwas ansagt, denn das muss sie ja nun. Reden Sie nach wie vor mit ihr und nicht über sie. Bedenken Sie: Alles, was die Chefin schwächt, schwächt auch das Team, und alles, was das Team schwächt, wird Sie persönlich in Mitleidenschaft ziehen. Sorgen Sie also dafür, dass jeder dort, wo er steht, Ihre maximale Unterstützung bekommt.

Tipp Nr. 3: Halten Sie an Traditionen fest Sind Sie früher in der Mittagspause zusammen essen gegangen und haben sich die wichtigsten privaten Dinge erzählt? Warum behalten Sie es nicht einfach bei! Bedenken Sie allerdings: Ihre Freundin von früher und Ihre Chefin von heute muss beides schaffen, nämlich Ihnen und Ihrer Freundschaft sowie der Apotheke als Institution, die Sie beide ernährt, treu zu sein. Sollten Sie es mal mit der einen oder anderen Sache nicht so ernst nehmen können, ist der Konflikt vorprogrammiert. Das gilt im umgekehrten Fall genauso. Denn zu einer guten Beziehung, egal ob beruflich oder privat, gehören nunmal zwei.

Den Artikel finden Sie auch in DIE PTA IN DER Apotheke Sonderheft „Kommunikation und Zusatzverkäufe" auf Seite 57.

Dr. Anna Laven, Apothekerin und Kommunikationstrainerin

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