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Nachtkerzenöl

DIE KÖNIGIN DER NACHT

Die Pflanze ist ein Widerspruch in sich: Sie blüht erst in der Abenddämmerung, leuchtet dabei kerzenähnlich im verlöschenden Licht und hortet in ihren Samen ein wertvolles Öl. Die Rede ist von der Nachtkerze.

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Heute schätzen besonders Neurodermitiker Cremes, in denen das Nachtkerzenöl enthalten ist: Die reichlich enthaltenen Omega-3-Fettsäuren dringen in die Haut ein und bringen die Barrierefunktion wieder auf Vordermann – denn die ist bei der atopischen Dermatitis, so heißt die Neurodermitis medizinisch, gestört.

Legenden ranken sich um die Pflanze Um die Nachtkerze ranken sich einige mystische Geschichten. Davon zeugen auch ihre Volksnamen: Gelbe Rapunzel, Stolzer Heinrich, Weinblume. Eine alte Legende schreibt der Blüte, in Wein aufgekocht und getrunken, eine besänftigende Wirkung auf Tiere zu. Menschen sollten davon heiter werden (was aber vermutlich am Wein lag). Plinius der Ältere und der antike Arzt Paracelsus haben die Nachtkerze dabei jedoch wohl mit dem gelben Weidenröschen verwechselt, das der Nachtkerze entfernt ähnlich sieht und zur gleichen Pflanzenfamilie gehört. Als Carl von Linné dann seine Systematik der Botanik aufstellte, gab er der gelben Zierpflanze den Namen Oenothera biennis.

Der erste Teil des Gattungsnamens besteht aus den griechischen Worten für „Wein“ und „Tier“, der Beiname weist auf die Zweijährigkeit hin. Die Nachtkerze stammt aus Nordamerika; dort besiedelt sie vornehmlich trockene, kalkhaltige Böden. Schulkindern wird in Botanischen Gärten gern ihre einzigartige Art der Blütenöffnung vorgeführt: Sie geschieht gegen Ende des Tages innerhalb weniger Minuten in einer einzigen, fließend-eleganten Bewegung. Die Pflanze aus der Ordnung der Myrtenartigen lässt jede einzelne Blüte nur eine einzige Nacht blühen.

Dabei verströmt sie einen süßlich-​schweren Duft; zusammen mit ihrer leuchtend gelben Farbe zieht sie Nachtfalter und späte Schmetterlinge an, die ihr bei der Befruchtung helfen. Die Nachtkerze betreibt dabei die sogenannte Autogamie: sie befruchtet sich selbst, was ihre Blüte in der zweiten Tageshälfte erklärt. Da die ungewöhnliche Pflanze gern neue Standorte erobert und ziemlich genügsam ist, hilft ihr das bei der Ausbreitung. Sie liebt es warm, doch Halbschatten tut es zur Not auch.

Indianer kannten ihre Heilkraft Die Europäer setzten sich die neue Blume mit den ungewöhnlichen Blühzeiten in ihre Nutzgärten und aßen Blätter und Wurzeln. Da sich letztere beim Kochen rötlich verfärben, gab man der gelben Blume auch den Namen „Schinkenwurz“; man sprach ihr außerordentliche Nahrhaftigkeit zu. Bis man auf dem Stand der Indianer war, die die Nachtkerzensamen zu Brei zerstampften und als Heilmittel benutzten, verging einige Zeit.

Doch dann entdeckte man endlich, dass diese Samen außerordentlich viele mehrfach ungesättigte Omega-3-Fettsäuren enthielten, die im Körper durch ein Enzym in Gamma-​Linolensäure umgewandelt werden. Bei Neurodermitikern besteht ein Mangel an dieser Fettsäure. Deshalb hoffte man, mittels oraler Nachtkerzenöl-Gabe dieses Manko auszugleichen und damit die Produktion des antiinflammatorisch wirkenden Prostaglandins E anzukurbeln. Studien ergaben jedoch keine eindeutigen wissenschaftlichen Ergebnisse – Nachtkerzenöl bleibt dennoch beliebt in der Therapie der atopischen Dermatitits.

Tut sensibler Haut gut Nichtsdestotrotz ist Kosmetik, in der Nachtkerzenöl verarbeitet wird, ein Segen für trockene, schuppige und sensible Haut. Der hohe Fettgehalt beruhigt, revitalisiert und festigt diese und wird vor allem für Menschen über 50 empfohlen.

Den Artikel finden Sie auch in unserem Sonderheft „Kosmetik – Anti-Aging“ 2019 ab Seite 70.

Alexandra Regner, PTA und Journalistin

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