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Geschichte

DIE GESCHICHTE DER KOSMETIK

Kleopatra malte sich das Horusauge, Marie Antoinette schüttete Unmengen Parfum über sich: Die Kosmetik hat eine lange Geschichte. Und doch war sie noch zu Zeiten der alten Griechen eng mit der Medizin verbunden.

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Noch bevor die Pyramiden erbaut wurden, betrieb das alte Ägypten einen regelrechten Schönheitskult: Es war undenkbar für die Mitglieder des Herrscherhauses und des Hofstaates, sich ungeschminkt der Öffentlichkeit zu zeigen – übrigens auch für Männer. Horus, dem Gott des Himmels und des Lichtes zu Ehren malte man sich dunkle Umrandungen um die Augen. Dazu wurden Eisenoxid, Antimon und Malachit mit Wasser vermischt und mithilfe diverser, erstaunlich differenzierter Gerätschaften aufgetragen – das beweisen Grabfunde.

Die entstandenen Farben hießen „grüner Malachit“ oder „grauer Bleiglanz“, Holzkohle, Ruß und eine Art Kajal sorgten für eine schwarze Färbung. Über Salbenreibetafeln entstand das erste Make-up; die getrockneten Blätter des Hennastrauches färbten Haut und Fingernägel rot, Moschus und Myrrhe wurden für die Herstellung von Duftölen verwendet. Und die Lippen bemalte man sich mit Zinnober, einem Quecksilbersulfid, das zwar giftig war, aber schön rot leuchtete.

Galen erfindet Cold Cream Griechen und Römer übernahmen das Erbe der Ägypter und modifizierten es. Galen von Pergamon, der große griechische Arzt, mixte aus Olivenöl, Rosenwasser und Bienenwachs eine Creme für trockene Haut, der er den Namen „Kaltcreme“ gab. Darüber hinaus entstand in den Apotheken jede Menge neue „Kosmetik“ – die Griechen leiteten den Begriff vom Verb „kosméo“ ab, das „ordnen, schmücken“ bedeutete. Eine Frau, die es sich leisten konnte, badete in Wasser, das mit Badesalzen parfümiert war, beduftete sich mit Salbölen und pflegte ihre Haut mit kostbaren Essenzen.

Die Römer übertrafen sie sogar noch, indem sie das „Parfüm“ erfanden: Das Wort leitet sich von per (durch) und fumum (Dampf) ab, denn die wohlriechenden Duftstoffe entstanden aus einer Art Räucherkegel. Dem kirchenstrengen und lustfeindlichen Mittelalter konnte dieser neue Trend nicht gefallen. Denn die christlichen Kirchenmänner monierten: Nicht die äußere Schönheit zählte, sondern nur die innere! Wer sich übermäßig schmückte, galt als eitel, und die Grenzen wurden eng gezogen. Eine Frau, die ihr Gesicht bemalte und sich gar die Lippen schminkte, galt schnell als Hure. Was zur Folge hatte, dass die Kosmetikindustrie in dieser Zeit beinahe zum Erliegen kam.

Kosmetik ist fast so alt wie die Menschheit selbst, aber Trends und Produkte durchlebten einen großen Wandel.

Am Hofe des Sonnenkönigs Das änderte sich mit der Renaissance. Über die chinesische Seidenstraße und aus dem Orient gelangten neue, aufregende Düfte und Kosmetika nach Europa; bald galt es als allerletzter Schrei in den Fürsten- und Königshöfen, sich nur noch ausgiebig parfümiert und geschminkt in der Öffentlichkeit zu zeigen. Da Waschen mit Wasser verpönt war, bediente man sich der „trockenen Kosmetik“; Bleiweiß und Zinnoberrot wurde wieder aus den Schubladen geholt und heftige Duftnoten zur Verdeckung des Köpergeruches benutzt.

Hofdamen und Königinnen rasierten sich das Kopfhaar ab und setzten sich stattdessen Perücken auf. Zusammen mit der künstlich erzeugten „vornehmen Blässe“ und einer üppigen Erscheinung wollte man sich von der meist braun gebrannten und durch harte körperliche Arbeit schlanken Landbevölkerung absetzen. Die Französische Revolution setzte der allzu ausufernden Künstlichkeit dann ein Ende. Im Zeitalter der Aufklärung im 19. Jahrhundert entdeckte man die Natürlichkeit wieder – inklusive körperlicher Ertüchtigung für alle. Schminke im Gesicht passte nicht dazu. Doch dann kam er – der Lippenstift!

Rouge Baiser, der rote Kuss 1883, auf der Weltausstellung in Amsterdam, präsentierte ein französischer Parfümhersteller eine absolute Neuheit: ein in Seidenpapier gewickelter Stift aus gefärbtem Bienenwachs, Hirschtalg und Rizinusöl. Immer noch hatten rote Lippen einen etwas anrüchigen Ruf, deshalb hatte das neuartige Utensil es am Anfang schwer – zumal es auch noch ganz schön teuer war. Es bedurfte erst der berühmten Schauspielerin Sarah Bernhardt, ein Star auf den Theaterbühnen Europas, dass der kleine Stift den Siegeszug antrat. Sie schminkte sich den Mund für eine Aufführung kurzerhand kirschrot – ab da wollte jede Frau im Publikum einen haben.

Und als Guerlain den Stift darüber hinaus in eine Metallhülse steckte, war sein Siegeszug nicht mehr aufzuhalten. Der Lippenstift hatte damals nur eine einzige Farbe; erst Revlon entwickelte passend zur Kleidung verschiedene Tönungen, „Rouge Baiser“ war eine der bekanntesten. Für die endgültige Zusammensetzung musste dann allerdings eine Chemikerin ran: Die Amerikanerin Hazel Bishop erstellte 1920 den Färbestift auf einer Lanolin-Basis, was den Vorteil hatte, dass das Rot nicht verschmierte. Prinzipiell ist das von ihr entwickelte Rezept noch heute die Grundzusammensetzung eines jeden Lippenstiftes. Über Lichtschutzfaktor und Hahnenkämme Heute definiert man Kosmetik für die Bereiche Schutz und Pflege der Haut, Mundpflege, Haarbehandlung und dekorative Anwendung.

Eine Vielzahl von Rezepturen, Schminktechniken und Utensilien machen es dem Verbraucher manchmal schwer, noch den Durchblick zu behalten. Während früher weder über den Aufbau der Haut noch über die chemischen Eigenschaften der aufgetragenen Materialien viel bekannt war, kommt heute doch wieder der Arzt aus Pergamon zu seinem Recht: Die Galenik einer Creme, eines Shampoos oder eines Waschsyndets entscheidet, wie es auf und in der Haut wirkt. Beispiel Hautalterung: Ein Lichtschutzfaktor in der Gesichtscreme schützt uns davor, dass das Sonnenlicht unsere Haut schädigt und bewahrt sie vor vorzeitiger Hautalterung. Und waren es früher Hahnenkämme, die herhalten mussten, ist es heute synthetisch hergestellte Hyaluronsäure, die unserer alternden Haut die Feuchtigkeit wiedergibt, die ihr im Lauf der Jahre verlorengeht.

Steigerung des Wohlbefindens Durch unseren Lebensstil und die Betonung unserer Individualität setzen wir ganz selbstverständlich auf die dekorative Kosmetik, die es zu günstigen Preises allerorten zu kaufen gibt. Hochentwickelte Cremes unterstützen die Regeneration der Haut und lassen uns länger jung und attraktiv aussehen. Und auch die Grenze zur invasiven Kosmetik verläuft heute fließend: Botox-Unterspritzungen und operative Körperkorrekturen sind längst nichts Besonderes mehr. Man muss allerdings nicht so weit gehen, um den psychologischen Wert eines gepflegten Aussehens zu schätzen: Studien beweisen, dass geschminkte Gesichter auf Männer und Frauen attraktiver wirken als ungeschminkte. Man sollte es dabei allerdings nicht übertreiben: Dann verkehrt sich dieser Effekt nämlich ins Gegenteil.

Den Artikel finden Sie auch in unserem Sonderheft „Kosmetik – Anti-Aging“ 2019 ab Seite 6.

Alexandra Regner, PTA und Journalistin

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