Eiche im Frühling
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Heilpflanzen

DEUTSCHER BAUM

Die Eiche erkennt jedes Kind – nicht nur, weil Eichen bei uns häufig vorkommen. Vor allem macht das charakteristische Aussehen ihrer Blätter und Früchte den Baum quasi unverwechselbar.

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Allerdings muss man zwischen verschiedenen Arten unterscheiden. Die Eichen (Quercus) sind mit 600 Arten eine sehr artenreiche Pflanzengattung aus der Familie der Buchengewächse (Fagaceae), die hauptsächlich in Nordamerika vorkommt. Auch bei uns sind Eichen weit verbreitet. Nach den Buchen sind sie der zweithäufigste Laubbaum, wobei drei Arten heimisch sind: Die Stieleiche (Quercus robur L.), die Traubeneiche (Quercus petraea) und die Flaumeiche (Quercus pubescens). Alle drei Arten liefern die Arzneibuchware Eichenrinde (Quercus cortex), die noch immer eine wichtige Gerbstoffdroge ist.

Mächtige Stieleiche Die Stieleiche kommt in Deutschland am häufigsten vor. Quercus robur L. gilt als typisch deutscher Baum, der auch das Synonym Deutsche Eiche trägt. Stieleichen wachsen als Solitärbaum oder sind Bestandteil von Laub- und Mischwäldern. Sie bevorzugen nährstoffreiche, gut wasserversorgte Lehm- und Tonböden, die sie mit ihrer kräftigen Pfahlwurzel durchdringen. Der Baum kann Höhen bis zu 50 Meter erreichen und ist damit der größte der drei Arten. Er ist durch einen kurzen, kräftigen Stamm und eine ausladende, stark verzweigte Krone gekennzeichnet. Die Langlebigkeit der Eichen (bis zu 2000 Jahre) zeigt sich in den großen Stammdurchmessern, die bis zu drei Meter, in Einzelfällen bis zu acht Meter, erreichen. Die Rinde ist in den ersten Jahren glatt und schwach grau-grün glänzend. Später wird eine dicke, tief längsrissige, graubraune Borke gebildet. Die ledrigen, buchtiggelappten Blätter sind kurz gestielt, stehen wechselständig und werden zehn bis 15 Zentimeter lang.

Baumaterial und Tierfutter Der Artname robur von lat. rubur = rot verweist auf die dunkle Färbung des harten Kernholzes, das sich vom helleren Splint deutlich abhebt. Seine außergewöhnliche Härte und Wasserbeständigkeit haben dazu beigetragen, dass das robuste Eichenholz seit jeher zum Bau von Schiffen, Häusern, Brücken, Fässern oder Möbeln verwendet wurde. Die deutsche Bezeichnung Stieleiche bezieht sich auf die bis zu zwölf Zentimeter langen Stiele, an denen die im Herbst heranreifenden Früchte, die eiförmigen Eicheln, hängen. Es sind botanisch gesehen zwei bis drei Zentimeter große Nüsse, die einzeln in einem beschuppten Fruchtbecher, der Cupula, sitzen. Eicheln dienten früher als wichtige Nahrungsquelle für Schweine (Eichelmast).

Sommer- und Wintereiche Da die Stieleiche vor der Steineiche blüht, hat sie das Synonym Sommereiche erhalten. Von April bis Mai treiben gemeinsam mit den Blättern männliche und weibliche Blüten aus. Während die männlichen Exemplare grünlichgelbliche in Büscheln hängende Kätzchen sind, ist die unscheinbare weibliche Blüte rundlich und steht einzeln oder zu zweit. Die etwas spätere Blühzeit von Quercus petraea hat dieser Eichenart den volkstümlichen Namen Wintereiche eingebracht. Quercus petraea ähnelt Quercus robur L. im Aussehen sehr, wird aber nicht ganz so groß (circa 30 bis 40 Meter). Wichtigstes Unterscheidungsmerkmal ist ihr Fruchtstand, auf den die deutsche Bezeichnung Traubeneiche Bezug nimmt. Während die Eicheln der Stieleiche an langen Stielen hängen, sitzen die etwas kleineren Früchte der Traubeneiche an sehr kurzen Stielen gehäuft in einer Traube. Ihre Blätter sind hingegen länger gestielt als bei der Stieleiche. Da sich diese Eichenart gerne auf trockenen Gesteinsböden ansiedelt, wird sie auch Steineiche genannt, worauf auch der Artname petraea (griech. petraios = Felsen) zurückzuführen ist.

Kleine Flaumeiche Quercus pubescens, die Flaumeiche, ist mit einer maximalen Wuchshöhe von 20 Metern deutlich kleiner als die beiden anderen Eichenarten und weist an jungen Zweigen und Blättern eine zarte Behaarung auf, was sich im Artnamen wiederspiegelt (lat. pubescens = flaumhaarig). Während Quercus robur L. und Quercus petraea in Deutschland von der Ebene bis in Gebirgslagen weit verbreitet sind, kommt Quercus pubescens vor allem in Südeuropa vor. Bei uns ist sie nur an den warmen Südhängen des Rheingrabens anzutreffen.

Quercus cortex Die getrocknete Rinde frischer, junger Zweige der drei Eichenarten enthält Gerbstoffe, die früher in der Ledergerberei zum Einsatz kamen. Heute wird sie aufgrund ihrer adstringierenden Wirkung medizinisch verwendet. Ihre Anwendungsgebiete sind in der Monographie der Kommission E beschrieben. Äußerlich ist sie bei entzündlichen Hauterkrankungen und innerlich bei unspezifischen, akuten Durchfallerkrankungen zugelassen. Außerdem ist sie zur lokalen Behandlung leichter Entzündungen im Mund- und Rachenbereich sowie im Genital und Analbereich indiziert.

Baum mit Symbolkraft Die majestätische Gestalt, das beständige Holz und die lange Lebensdauer der Eichen bringen seit jeher eine Faszination mit sich. In den alten Kulturen war die Eiche ein heiliger Baum, der den Gottheiten geweiht war. Unterm Eichenbaum wurden Orakel gesprochen, der Rat der Götter eingeholt oder Urteile gefällt. Später schwand der Kultcharakter, dennoch blieb die Eiche ein Sinnbild für Stärke, Treue, Standfestigkeit und Heldentum. Eichen waren eine beliebte Figur auf Wappen und Orden und noch heute schmückt Eichenlaub die Rückseite deutscher Cent-Münzen.

Den Artikel finden Sie auch in die PTA IN DER APOTHEKE 03/17 ab Seite 32.

Gode Meyer-Chlond, Apothekerin

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