Das Teetrinken hat in China eine tausendjährige Tradition, vor allem für die Männer gehört zum dampfend heißen Tee eine Zigarette und das ein oder andere Glas Alkohol. © mehmet can / 123rf.com

Onkologie | Ösophaguskarzinom

DER HEISSE TEE ZUR GEMÜTLICHEN ZIGARETTE ERHÖHT KREBSRISIKO

Heiße Getränke stehen schon länger im Verdacht krebserregend zu sein. 2016 stufte die Internationale Agentur für Krebsforschung Getränke über 65 Grad Celsius als „wahrscheinlich karzinogen“ ein. Neuere Untersuchungen sprechen von einem Zusammenspiel aus heißem Tee, Alkohol und Zigaretten.

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In China hat das Teetrinken eine lange Tradition. Es gibt Belege, die dafür sprechen, dass Tee bereits 221 vor Christus angebaut wurde. Zu diesem Zeitpunkt wurde er vor allem als Arzneitee eingesetzt. Und der in China bevorzugte grüne Tee gilt auch heute noch als sehr gesund. Trotzdem ist das Risiko an einem Ösophaguskarzinom zu erkranken für chinesische Männer, die gleichzeitig heißen Tee, Alkohol und Zigaretten konsumieren, erhöht. Nach der seit 2004 durchgeführten China Kadoorie Biobank-Studie, die mehr als 450 000 erwachsene Chinesen umfasst, erhielten nach 9,2 Jahren insgesamt 1731 Probanden die Erstdiagnose Krebs. Dabei zeigten männliche Probanden, die im Gegensatz zu Frauen ihren Tee gerne sehr heiß trinken, mit täglichem Tee-Genuss ein leichtes, aber dennoch signifikant höheres Risiko an Speiseröhrenkrebs zu erkranken.

Eine Reihe von Fall-Kontroll- und tierexperimentellen Studien konnten zwar bereits einen Zusammenhang zwischen dem Konsum sehr heißer Getränke (über 65 Grad Celsius) und der Förderung der Krebsentstehung und des Tumorwachstums herstellen, für eine Einstufung als „sicher karzinogen“ fehlte es aber bisher an Ergebnissen epidemiologischer Studien. Das Team um Jun Lv von der Universität Peking ermittelte zunächst für „sehr heiße Teetrinker“ nur ein mäßig erhöhtes Krebsrisiko (Erhöhung um den Faktor 1,55). Rauchte dieser Tee-Konsument, konnte bereits eine Risikoerhöhung um den Faktor 2,03 ermittelt werden. Chinesische Männer, die heißen Tee, Zigaretten und mindestens 15 Gramm Alkohol pro Tag zu sich nahmen, müssen wiederum laut Studie mit einem 5-fach erhöhten Risiko rechnen, an einem Plattenepithelkarzinom des Ösophagus zu erkranken.

Das Forscherteam macht hierbei das Zusammenspiel aus thermischer Belastung und den Schadstoffen aus Alkohol und Tabakrauch, die durch die entstehende Schleimhautschädigung ein höheres Schädigungspotenzial für den Körper aufweisen, für das gehäufte Auftreten der Krebserkrankungen verantwortlich. Auch wenn es keinen geschlechtsspezifischen Schutz gibt, erkranken Frauen weniger oft. Das könnte daran liegen, dass sie sich zum einen bei dem Konsum von Alkohol und Tabak zurückhaltender verhalten und zum anderen an der geringeren bevorzugten Trinktemperatur ihres Tees.

Farina Haase,
Volontärin, Apothekerin

Quelle: Ärzteblatt

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