Herpes
DAS GROSSE KRIBBELN
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Tipps für die Beratung Klagt ein Kunde in der Apotheke über Lippenherpes und zeigt die entsprechenden Symptome, sollten Sie folgende Fragen nicht vergessen:
- Welche Symptome liegen genau vor und wie schlimm empfinden Sie diese?
- Sind die Beschwerden auf den Bereich der Lippen beschränkt?
- Leiden Sie häufiger unter Lippenherpes?
- Haben Sie bereits Maßnahmen zur Bekämpfung des Ausbruchs ergriffen?
- Bestehen bei Ihnen Grunderkrankungen?
- Welche Arzneimittel nehmen Sie regelmäßig ein?
- Ist die Lippenherpes-Creme (nur) für Sie selbst gedacht?
- Ist Ihnen die Ursache des Lippenherpes bekannt?
Es gibt keine sichere Maßnahme, Lippenherpes zu verhindern. Dennoch sollten Sie Ihren Kunden folgende Ratschläge mit auf den Weg geben: Zunächst gilt es, die Ansteckungsgefahr zu reduzieren, indem sowohl die eigenen als auch fremde Herpesbläschen nicht berührt werden. Somit ist eine Übertragung auf andere Personen sowie auf weitere Körperbereiche unwahrscheinlich. Am besten werden Lippenherpescremes mit einem Wattestäbchen aufgetragen. Weisen Sie Betroffene darauf hin, im Anschluss die Hände gründlich zu waschen und zu desinfizieren.
Sonnencremes mit einem möglichst hohen Lichtschutzfaktor stellen bei starker UV-Strahlung einen sinnvollen Schutz dar. Infizierte sollten stets Abstand zu Säuglingen halten und vorbeugend einen Mundschutz nutzen. Kontaktlinsenträger sollten während des Ausbruchs am besten eine Brille tragen, um das Risiko einer Übertragung auf die Augen zu minimieren. Kunden, die häufig unter Herpes leiden, können mit einem Herpes-Tagebuch Triggerfaktoren aufdecken und zukünftig vermeiden.
Viele Betroffene sind außerdem dankbar für Zusatzempfehlungen wie zum Beispiel einen hohen Lichtschutzfaktor für die Lippen oder Präparate zur Stärkung des Immunsystems. Wenn Sie Ihre Empfehlung für ein Herpes-Präparat aussprechen, sollten Sie daran denken, die Dosieranweisungen zu erklären sowie auf die Verhaltensregeln bei Herpes hinzuweisen. Ist eine Selbstmedikation fraglich, verweisen Sie Ihren Kunden besser an einen Arzt.
Windpocken und Gürtelrose Es existieren mehr als 100 verschiedene Herpes-Arten, acht davon sind für den Menschen bedeutsam. Obwohl sie sich strukturell ähneln, sind sie für unterschiedliche Krankheiten verantwortlich. Auch Windpocken werden durch einen Herpes-Erreger (Varizella-Zoster-Virus) hervorgerufen. Eine direkte Berührung zwischen Infizierten und Gesunden ist für eine Ansteckung nicht notwendig, da sich die Erreger über die Luft verbreiten können. Typischerweise treten nach einer Inkubationszeit von 14 bis 16 Tagen stark juckende Hautausschläge mit Papeln und Bläschen auf.
Häufig klagen Betroffene auch über eine starke Abgeschlagenheit und Fieber. Im weiteren Verlauf entstehen auf den Bläschen schließlich Krusten, die nach spätestens drei Wochen abgeheilt sind. Ansteckungsgefahr besteht zwei Tage vor Ausbruch der Beschwerden bis zu fünf Tage nach Abklingen der Symptome. Meist zeigt sich die Infektion im Kindesalter: Bei den Kleinen ist es besonders wichtig, dass sie die Exantheme nicht aufkratzen. Eltern können an Windpocken erkrankten Sprösslingen über Nacht zur Vorsicht leichte Baumwollhandschuhe anziehen. Aus einer Infektion mit Windpocken resultiert eine lebenslange Immunität gegen Varizella-Zoster-Viren.
Die Erreger schlummern nach einer Infektion lebenslang im Organismus und können bei Erwachsenen eine Gürtelrose hervorrufen. Die Bezeichnung beruht darauf, dass sich die roten Flecken auf dem Rumpf zu einem Band oder zu einem Gürtel gruppieren, seltener treten sie im Gesicht auf. Der Ausschlag kann im Grunde überall ausbrechen, etwa an den Armen, am Hals, am Ohr oder sogar an den Augen, allerdings immer nur auf einer Körperseite. Betroffene leiden unter brennenden Schmerzen, außerdem jucken die Stellen oft. Patienten mit Gürtelrose fühlen sich zudem sehr matt, als würden sie einen grippalen Infekt ausbrüten. Die Lymphknoten sind nicht selten geschwollen, außerdem treten Kopf- und Muskelschmerzen, Übelkeit und Fieber auf.
Herpes genitalis Das Auftreten von Herpes beschränkt sich nicht nur auf die Lippen beziehungsweise auf das Gesicht, eine Infektion kann auch zu Bläschenbildung im Genitalbereich bei Frauen und Männern führen. Betroffene verspüren oft starke Schmerzen, die sich bis in den Afterbereich erstrecken können. Die Geschwüre platzen auf und gehen in Krusten über. Eine Übertragung der Viren ist über Sexualkontakte möglich. Beim Genitalherpes ruhen sie ebenfalls im Körper und können unter bestimmten Bedingungen geweckt werden. Besonders gefährlich ist, dass ein Ausbruch asymptomatisch stattfinden kann – hierbei besteht das Risiko, die Erreger beim Geschlechtsverkehr unbemerkt an den Partner weiterzugeben. Vorsicht ist auch in der Schwangerschaft geboten, denn die Viren sollten keinesfalls auf das ungeborene Kind übertragen werden. Es würde sehr schwer erkranken und die Infektion verliefe dann unter Umständen tödlich. Daher betreut der behandelnde Gynäkologe werdende Mütter mit einer Herpes-genitalis-Infektion sehr engmaschig.
Den Artikel finden Sie auch in die PTA IN DER APOTHEKE 02/17 ab Seite 56.
Martina Görz, PTA und Fachjournalistin
„Das große Kribbeln”