Ein junger Mann im Büro lehnt sich im Schreibtischstuhl zurück und schließt die Augen.
Einfach mal zurücklehnen und durchatmen. © Deagreez / iStock / Getty Images Plus

Neurowissenschaft | Gehirnstimulation

DAS GEHIRN LERNT „OFFLINE“: WARUM PAUSEN SO WICHTIG SIND

Tippen auf dem Smartphone - das ist ein gutes Beispiel für das Erlernen motorischer Fähigkeiten. Wie man diese effektiv steigern kann, testeten zwei Forscher vom Max-Planck-Institut für Kognitions- und Neurowissenschaften.

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Wissen Sie noch, wann die ersten Fingerübungen auf dem Handy losgingen? Wann man die ersten Textnachrichten mühsam Buchstabe für Buchstabe zusammensetzte, es bald immer schneller ging und heute ziemlich flüssig von der Hand geht? Geholfen hat dabei eine Fähigkeit des Gehirns; nämlich die, sich einen neu gelernten Bewegungsablauf zu „merken“. Das passiert übrigens nicht nur während des Übens – sondern auch in den Pausen danach. Dann nämlich stabilisiert und verfestigt sich das Gelernte, damit es später leichter wieder abgerufen werden kann.

Bisher ging man davon aus, dass diese Stabilisierung von gelernten motorischen Abläufen erst einsetzt, wenn die Pause mehrere Stunden beträgt. Doch Jost-Julian Rumpf vom Universitätsklinikum Leipzig und Gesa Hartwigsen vom Max-Planck-Institut zeigten nun, dass dieses Verfestigen von geübten Abläufen bereits während kurzer Unterbrechungen des Übens einsetzt und sogar durch Hirnstimulation noch verbessert werden kann. Der Neurologe und die MPI-Forscherin entwickelten dazu eine Studie mit gesunden Teilnehmerinnen und Teilnehmern, deren Aufgabe es war, eine einfache Zahlen-Abfolge auf einer Tastatur möglichst schnell und korrekt einzutippen. Während des Übens wurden nach einer bestimmten Anzahl von getippten Zahlenfolgen jeweils kurze Pausen gemacht. Die Wissenschaftler fragten sich, was in den Pausen im Gehirn vor sich geht. Könnte es nicht sein, dass es bereits in dieser Phase offline lernt?

Mittels magnetischer Stimulation durch die Schädeldecke wurde die motorische Hirnrinde gezielt nur in den kurzen Pausen zwischen den einzelnen Übungseinheiten beeinflusst. Es zeigte sich, dass die Hirnstimulation während der Pausen den Wiederabruf der gelernten Zahlenabfolge sechs Stunden später verbessert hatte – und das, obwohl die Teilnehmer während der sechsstündigen Pause nicht mehr weiter geübt hatten. Das Gehirn verarbeitete die erworbenen Abläufe also effektiver und legte eine stabilere Gedächtnisspur an.

Außerdem war ein Trainingseffekt von der trainierten auf die andere Hand zu beobachten. „Wenn wir das Gehirn in den Pausen zwischen den kurzen Übungseinheiten stimuliert haben, konnte die geübte Zahlen-Abfolge nicht nur mit der trainierten Hand besser abgerufen werden, sondern auch mit der anderen Hand“, sagte die Wissenschaftlerin.

Nächstes Ziel der Forscher: Sie möchten die Effekte aus ihrer Studie auch bei älteren Menschen untersuchen, die im Vergleich mit Jüngeren oft Einschränkungen bei der Verfestigung nach dem motorischen Lernen haben und perspektivisch besonders von der Situation profitieren könnten.

Alexandra Regner,
PTA und Journalistin

Quelle: Informationsdienst Wissenschaft

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