Steckbrief

COTRIMOXAZOL UND FOSFOMYCIN

Bei der akuten unkomplizierten Harnwegsinfektion ist Cotrimoxazol heute nicht mehr die erste Wahl – Fosfomycin hingegen wird in der aktuellen S3-Leitlinie firstline empfohlen.

Seite 1/1 2 Minuten

Seite 1/1 2 Minuten

Beide Antibiotika sind langjährig im Einsatz und erprobt. Aufgrund der Resistenzsituation hat sich die Verordnungssituation jedoch verändert. Cotrimoxazol ist die fixe Kombination aus dem Sulfonamid Sulfamethoxazol und Trimethoprim. Gemeinsam haben diese beiden Wirkstoffe, die einzeln nur bakteriostatisch wirken, bakterizide Potenz, weil sie die bakterielle Folsäuresynthese an zwei unterschiedlichen Positionen hemmen. Folsäure ist zum Zellaufbau für Organismen existenziell. Im Unterschied zum Menschen, der Folsäure über die Nahrung zuführt, sind Bakterien auf die eigene Folsäureproduktion angewiesen. Cotrimoxazol wirkt unter anderem gegen Staphylococcus aureus und Chlamydien.

Aufgrund der schnellen Resistenzentwicklung ist Cotrimoxazol gegen die meisten Atemwegserreger nicht mehr ausreichend wirksam und ist auch deshalb nicht die erste Wahl in der Verordnung, ähnlich wie bei Harnwegsinfektionen. Bei schweren Verläufen einer chronischen Sinusitis oder Mittelohrentzündung ist Cotrimoxazol noch eine Alternative. Standardmäßig wird fünf bis sieben Tage mit zweimal 960 Milligramm pro Tag therapiert. Auch Kinder ab einem Jahr können mit Cotrimoxazol behandelt werden. Die Metabolisierung erfolgt überwiegend über die Leber, die Elimination über die Niere. Nieren- und Leberinsuffizienz sind Einschränkungen für die Anwendung. Die Einnahmeempfehlung lautet, die Tabletten wegen der besseren Verträglichkeit nach der Mahlzeit einzunehmen. Eine wichtige zu beachtende Wechselwirkung besteht mit dem Folsäureantagonisten Methotrexat.

 

<iframe width="620" height="300" src=" https://www.youtube.com/embed/ufVx7YVYwWA " frameborder="0" allowfullscreen=""></iframe>

Die Komponente Sulfamethoxazol kann die Plasmaspiegel von MTX erhöhen und damit das Risiko für toxische Effekte. Patienten, die MTX erhalten, sollten vorzugsweise ein anderes Antibiotikum verordnet bekommen. Fosfomycin ist strukturell keiner anderen Antibiotika-Klasse zuzuordnen. Das Breitspek- trum-Antibiotikum hemmt den Zellwandaufbau der Bakterien in einem frühen Stadium und wirkt so zeitabhängig bakterizid. Als orale Darreichungsform wird Fosfomycin ab dem zwölften Lebensjahr zur Therapie der unkomplizierten Harnwegsinfektion eingesetzt. Nach der Einnahme einer Einzeldosis von drei Gramm Fosfomycin werden sehr rasch ausreichend hohe Konzentrationen im Harn erreicht, die auch nach drei Tagen noch wirksam sind. Allerdings ist die Nüchternapplikation zu empfehlen, um die Bioverfügbarkeit zu erhöhen. Parenteral kommt Fosfomycin zur Therapie akuter und chronischer Infekte zum Einsatz, zum Beispiel auch gegen Staphylokokken-Infektionen. Insgesamt ist Fosfomycin sehr gut verträglich, gastrointestinale Beschwerden sind selten, manchmal berichten Patienten über Schwindel und Kopfschmerz. 

Den Artikel finden Sie auch in die PTA IN DER APOTHEKE 06/17 auf Seite 108.

Dr. Katja Renner, Apothekerin

Beratungshinweise Fosfomycin
Sie haben ein gutes Antibiotikum gegen Ihren Harnwegsinfekt verordnet bekommen. Dieses Antibiotikum nehmen Sie nur einmal ein. Lösen Sie das Granulat in einem Glas Wasser auf und trinken Sie es mindestens zwei Stunden nach einer Mahlzeit zur Nacht nach dem letzten Toilettengang. Entscheidend ist, dass das Antibiotikum nun möglichst lange in der Blase verbleibt, um dort antibiotisch zu wirken. Sicher kennen Sie den Tipp, bei einer Blasenentzündung viel zu trinken, das ist in diesem Fall ein bis zwei Tage nach der Einnahme jedoch nicht sinnvoll, weil es das Antibiotikum ausschwemmen würde. Trinken Sie ganz normal 1,5 bis 2 Liter.

×