Cannabis, das Allheilmittel? Wohl nicht, doch bei schmerzhaften, trockenen Augen scheinen Cannabis-Augentropfen zu helfen. © georgeoprea9 / iStock / Getty Images Plus

THC-Augentropfen | Augenheilkunde

CANNABIS GEGEN TROCKENE AUGEN

Trockene Augen quälen fast jeden zehnten Deutschen, mitunter durch anhaltende, starke Schmerzen. Forscher suchen schon seit längerem nach weiteren wirksamen und nebenwirkungsarmen Therapieansätzen. Und sie scheinen nun fündig geworden zu sein: im Medizinalhanf.

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Tetrahydrocannabinol, kurz THC, findet bereits bei vielen verschiedenen chronischen Beschwerden Anwendung: Schmerzen, Epilepsie oder Tourette-Syndrom. Der Inhaltstoff des Medizinalhanfs ist aktuell ein beliebtes Forschungsobjekt. Und soll nun auch gegen trockene Augen helfen, die häufigste chronische Augenerkrankung. Sehbeschwerden, Brennen, Jucken und teilweise starke Schmerzen beeinträchtigen Betroffene stark. Eine Forschungsgruppe der Universitäts-Augenklinik Köln setzt ihre Hoffnungen in Cannabis-Augentropfen. Auch Professor Dr. med. Claus Cursiefen, Präsident der Deutschen Ophthalmologischen Gesellschaft (DOG) teilt diese Hoffnung und erklärt: „Wir verfügen bisher über keine wirksame Therapie gegen die Augenschmerzen“.

„Wir haben Augentropfen mit THC auf Basis von Semifluorierten Alkanen, SFAs, hergestellt“, erläutert Projektleiter Professor Dr. med. Philipp Steven. „Cannabiswirkstoffe lassen sich nicht in Wasser lösen, daher nutzen wir die wasserfreie SFA-Technologie“. Mit Hilfe der SFAs können hohe Wirkstoffmengen an den Wirkort, die Augenoberfläche, transportiert werden. Steven erklärt, dass hier, vor allem in der Hornhaut THC seine Wirkung entfalten könne, denn gerade diese äußere Schicht der Augenhaut besäße mehr Nervenenden als jedes andere Gewebe des menschlichen Körpers, was seine Schmerzempfindlichkeit erkläre.

Die THC-Augentropfen wurden bereits an Mäusen mit trockenen Augen getestet: Die Anwendung führte bei den Tieren zu einer signifikanten Verbesserung der Schmerzsymptomatik und Funktion der Nervenenden. „Wir gehen davon aus, dass die Cannabis-Augentropfen an die Nervenenden binden und so ihre Wirkung vermitteln“, berichtet Steven. Da nur niedrige Wirkstoffdosierungen zum Einsatz kommen, erwarten die Forscher keine unerwünschten Wirkungen im zentralen Nervensystem. Die positiven Ergebnisse lassen die Wissenschaftler positiv in die Zukunft sehen, die erste klinische Studie soll bald folgen. „Wir haben jetzt eine plausible wissenschaftliche Grundlage, das ist ein großer Schritt nach vorn“, sagt Steven, „die Vorzeichen für eine erfolgreiche Anwendung bei Patienten stehen sehr gut.“

Farina Haase,
Apothekerin/Redaktion

Quelle: www.deutschesgesundheitsportal.de

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