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Metastudie | Evidenz

CANNABIS: BEI KRANKHEITEN DER PSYCHE MIT VORSICHT ZU GENIESSEN

Medizinisches Cannabis boomt, wohl auch weil man immer neue Einsatzmöglichkeiten entdeckt. Jedoch ein Wundermittel ist die Hanfpflanze nicht. Bei psychischen Erkrankungen beispielsweise kann sie sogar kontraproduktiv wirken.

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Nicht nur bei chronischen Schmerzen wird das Tetrahydrocannabinol der Cannabis-Blüte genutzt, mittlerweile entdeckt man auch neue Felder: ADHS, Depressionen oder Angststörungen. Jedoch sind die Wirkungen des Arzneimittels noch nicht hinreichend erforscht.

Ein Team des National Drug and Alcohol Research Centre im australischen Sydney nahm sich des Themas an und untersuchte Studien im Zeitraum von 1980 bis 2018, um eine Metastudie zu erstellen. Es ging dabei um verschiedene psychiatrische Krankheitsbilder: Tourette, ADHS, PTBS (Posttraumatische Belastungsstörung) und weitere Psychosen.

Das Problem: Viele der Studien wurden nicht durchgeführt, um den Effekt auf eine psychiatrische Erkrankung auszuwerten, sondern es ging eigentlich um ganz andere Leiden: Multiple Sklerose oder chronische Schmerzen beispielsweise. Die Auswirkung auf Depressionen und Angststörungen wurde dabei nur zufällig beobachtet. Nach Berechnungen der Forscher hatte die Behandlung mit Cannabis die Symptome lediglich um ein Viertel der Standardabweichung gelindert – und es war sogar möglich, dass die Linderung der psychischen Erkrankungen nur die Folge der Besserung der Primärerkrankung war.

Andere Studien beschäftigten sich wiederum primär mit der Behandlung von Cannabinoiden zur Behandlung der jeweiligen psychischen Störung. Hier zeigte sich allerdings, dass sich die Problematik teilweise sogar verschlechterte, beispielswiese bei den Psychosen. Diese werden sowieso häufig als Nebenwirkung des Cannabiskonsums diskutiert: Den Forschern zufolge dürfte der Einsatz bei diesem Beschwerdebild daher problematisch sein.

Medizinisches Cannabis führt außerdem zu einem Anstieg von Nebenwirkungen: Die Forscher rieten beim Einsatz bei psychiatrisches Beschwerdebildern zur Vorsicht. Der geringen Evidenz der Heilwirkung von Cannabis stünde jedoch ein großes öffentliches Interesse eggenüber. Um die Wissenslücken zu schließen, seien weitere randomisierte und kontrollierte Studien dringend notwendig.

Alexandra Regner,
PTA und Journalistin

Quelle: Apotheke adhoc

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