Asthma-Inhalator | Genesung
BUDESONID EIN „GAME CHANGER“?
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Auch wenn die Ergebnisse positiv sind, ist es noch zu früh, um den Einsatz von Budesonid oder anderen inhalativen Glucocorticoiden bei einer COVID-19-Erkrankung zu empfehlen. Der SPD-Gesundheitsexperte und Medizinprofessor Dr. Karl Lauterbach zeigt sich aber auf Twitter der Studie gegenüber sehr optimistisch:
Meines Erachtens ein Game Changer, weil Studie gut gemacht wurde und relevante Hausarzt-Frühbehandlung zeigt.
Die Studie
An der STOIC-Studie nahmen 46 Probanden mit leichten COVID-19-Symptomen teil. Zudem war die Studie Open-Label und nicht placebokontrolliert: Die Teilnehmer wussten, dass sie ein zusätzliches, möglicherweise hilfreiches Medikament zusätzlich zur „normalen“ Behandlung bekamen. Die Interventionsgruppe mit 73 Probanden inhalierte zweimal täglich 800 µg Budesonid. Ausgewertet wurden die Ergebnisse nach 28 Tagen.
Das Ergebnis
Insgesamt sank das relative Risiko für eine weitergehende medizinische Behandlung oder Krankenhauseinweisung um 90 Prozent. Diejenigen, die Budesonid inhalierten, hatten zudem weniger Symptome, waren diese schneller wieder los und brauchten weniger Fiebersenker. Außerdem litten weniger Personen unter ihnen nach 28 Tagen noch unter Beschwerden. Ein Grund, warum Lauterbach hier ebenfalls Potenzial zur Risikoreduktion von Long-COVID sieht. Auch der Direktor der Klinik für Infektiologie und Pneumologie der Berliner Charité, Professor Dr. Norbert Suttorp äußerte sich positiv:
Der beschriebene Effekt ist beachtlich und bedeutsam.
Wenn sich die Beobachtungen bewahrheiten sollten, hätte man damit einen potenten Wirkstoff gegen COVID-19 und: Budesonid ist überall auf der Welt verfügbar. Doch es bedarf noch weiterer Studien, die die Ergebnisse bestätigen. Laut Professor Dr. Frank M. Brunkhorst, Leiter des Zentrums für klinische Studien des Universitätsklinikums Jena, brauche man nun dringend eine große Phase-III Studie mit etwa 1000 Patienten.
Helfen auch andere Corticoide?
Zurzeit laufen weitere, aber wenige und kleine Studien weltweit mit inhalativen Glucocorticoiden bei COVID-19:
- Im Iran läuft eine Studie mit inhalativem Budesonid und Formoterol.
- In Argentinien untersucht man die Gabe von inhalativem Budesonid an 300 COVID-19-Patienten mit Lungenentzündung.
- Am Hôpitaux de Paris bekommen 436 hospitalisierte COVID-19-Patienten die Standardbehandlung mit oder ohne Budesonid plus Formoterolfumarat.
Ciclesonid wird ebenfalls bei nicht-hospitalisierten COVID-19-Patient*innen untersucht. Momentan laufen fünf Studien in Korea, Schweden, den USA, Kanada und Frankreich.
Professor Dr. Christian Taube, Direktor der Klinik für Pneumologie in der Universitätsmedizin Essen, geht davon aus, dass die Ergebnisse nicht nur spezifisch für Budesonid gelten. Der Meinung ist auch Apotheker Dr. Manfred Schubert-Zsilavecz, Professor für Pharmazeutische Chemie an der Goethe-Universität Frankfurt am Main. Und auch der Infektiologe Professor Dr. Clemens Wendtner sieht eine große Chance:
Mit dieser simplen, nebenwirkungsarmen und auch noch kosteneffektiven Behandlung könnte nicht nur vielen ambulanten Patienten mit milder COVID-Erkrankung in der Frühphase medizinisch geholfen werden.
Während orales Dexamethason bereits seit Längerem schwer kranken COVID-19-Patient*innen empfohlen wird, gehen die Autoren der Leitlinie zur Behandlung von SARS-CoV-2-Infektionen bisher nicht auf Budesonid oder andere inhalierbare Corticosteroide ein.
Sabrina Peeters,
freie Journalistin
Quellen:
https://www.pharmazeutische-zeitung.de/budesonid-als-game-changer-was-ist-dran-124932/
https://www.thelancet.com/journals/lanres/article/PIIS2213-2600