Die Operationsnarbe nach einer Mastektomie ist bei einer Frau sichtbar, da der Träger ihres Oberteils verrutscht ist.
Brustkrebs ist die häufigste Krebsart bei Frauen. Die Überlebenschancen hängen davon ab, wie früh Tumoren erkannt werden - und das schwankt international. © Pradit_Ph / iStock / Getty Images Plus

Mammografie | Vergleich

BRUSTKREBS MIT ÜBER 70: IN DEN USA MEHR ÜBERLEBENDE ALS IN DEUTSCHLAND

Wissenschaftler werteten Aufzeichnungen über Brustkrebs-Erkrankungen aus Deutschland und den USA aus. Trotz häufigerer Neuerkrankungen ist die Sterblichkeitsrate in Nordamerika niedriger. Wieso?

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Über zwei Millionen diagnostizierte Fälle 2018 – damit ist Brustkrebs weltweit die häufigste Krebserkrankung bei Frauen. Das Deutsche Krebsforschungszentrum (DKFZ) und die Gesellschaft der Epidemiologischen Krebsregister (GEKID) nahmen dies zum Anlass, Patientendaten aus den USA mit deutschen Berichten seit 1975 zu vergleichen. Insgesamt zeichnete sich ab, dass die Anzahl der Betroffenen zunimmt, aber auch die Überlebenschancen gestiegen sind. Werte aus Deutschland und Amerika nähern sich dabei immer weiter an – im Detail zeigen sich jedoch Unterschiede.

Die Abweichungen zwischen den Ländern und über die Jahrzehnte hinweg ergeben sich vermutlich durch Unterschiede im Fortpflanzungsverhalten, bei der Einnahme von Hormonersatzpräparaten bei Wechseljahrsbeschwerden und bei Vorsorgeprogrammen. Dies schlägt sich in den Neuerkrankungs- und Sterblichkeitsraten sowie beim sogenannten Fünf-Jahres-Überleben nieder.

  • Bei Patientinnen zwischen 50 und 69 Jahren glichen die Unterschiede zwischen diesen Kenngrößen sich über die letzten Jahre immer weiter an. Die relative Fünf-Jahres-Überlebensrate ist in beiden Ländern gestiegen.
  • Die Neuerkrankungsrate war in den USA wesentlich höher als in Deutschland.
  • Die Brustkrebs-Sterblichkeit ist seit den 1990er-Jahren in den USA deutlich geringer.

Woher kommt der Unterschied bei den Überlebenschancen?
„Die Hauptursache für die erhebliche Differenz dürfte die spätere Einführung und die geringere Inanspruchnahme des Mammographie-Screenings in Deutschland sein. Die Ergebnisse unterstreichen einmal mehr, wie wichtig Vorsorge und Früherkennung für eine verbesserte Krebsbekämpfung sein können.“, weiß Studienleiter Hermann Brenner. Es liegt also nicht an Unterschieden in der Versorgung der Erkrankten, sondern am Zeitpunkt der Diagnose.

Zahlen und Fakten
2015 lag die Neuerkrankungsrate bei den Über-70-Jährigen in Deutschland um 19 Prozent niedriger, die Sterblichkeit jedoch um 45 Prozent höher als in den USA. Pro 100 000 Frauen in Deutschland bedeutet dies 87 Diagnosen weniger, aber 46 Tote mehr. Die Fünf-Jahres-Überlebensrate liegt Stand 2015 in Deutschland bei etwa 81 Prozent, bei den US-amerikanischen Frauen bei 90 Prozent. Dies geht auf die höheren Anteile von Erkrankungen in frühen Stadien zurück.

Während in den USA nur 15 Prozent der älteren Betroffenen ihre Diagnose erst im fortgeschrittenen Stadium erhalten, wird Brustkrebs in Deutschland bei 29 Prozent der Seniorinnen erst in Stadium III oder IV festgestellt. Hierzulande endet das routinemäßige Mammografie-Screening bereits mit 69 Jahren, in Frankreich und den Niederlanden beispielsweise erst mit 74. Auch die WHO sieht eine längere Fortführung der Vorsorgeuntersuchung als gerechtfertigt an. Alexander Katalinic, Co-Autor der Studie, hofft darauf, dass diese Altersgrenze nun überdacht wird.

Gesa Van Hecke,
PTA und Redaktionsvolontärin

Quelle: Informationsdienst Wissenschaft

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