Achtung, Falle! Werden Dermatika verschrieben, ist eine Substitution nach Rabattvertrag oft schwierig, denn die Formulierungen unterscheiden sich oft erheblich. © paulynn / iStock / Getty Images Plus

Pharmazeutische Bedenken | Substitution

„BABYLONISCHE SPRACHVERWIRRUNG“ BEI DERMATIKA

Creme ist nicht gleich Creme ist nicht gleich Salbe. Auf diesen manchmal nicht ganz leicht erkennbaren Umstand wies Professor Dr. Rolf Daniels hin und riet, häufiger pharmazeutische Bedenken anzuwenden, falls der Rabattvertrag zu einem Austausch auffordere.

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Wenn Dermatika vom Arzt verschrieben werden, liegt immer eine behandlungsbedürftige Erkrankung vor. Welcher Grundlagentypus ausgewählt wird, hängt auch von der Akuität der Erkrankung ab, genauso wie die physiko-chemischen Eigenschaften des Wirkstoffs, dem Hautzustand und auch die Besonderheiten des Applikationsortes spielen eine Rolle. Allerdings verändert sich die Auftragungsmatrix sofort nach dem Auftragen auf die Haut – und dann spielt es sehr wohl eine Rolle, welche Zusammensetzung die ursprünglich verschriebene Creme hatte. War sie lipophil oder hydrophil, tensidfrei oder lamellar aufgebaut? „Es resultiert eine Sekundärmatrix, deren Eigenschaften und Zusammensetzung kaum vorhersagbar sind“, resümiert Daniels.

Noch komplexer werde es, wenn es um die Darreichungsformen bei Fertigarzneimitteln geht, Daniels spricht hier von „babylonischer Sprachverwirrung“. Ältere Präparate nutzen dabei meist die bei Dermatologen üblichen Begriffe, die aber von denen des Arzneibuches abweichen können. Dagegen müssen für neue Dermatika die Standardterms des European Directorate for the Quality of Medicines and HealthCare (EDQM) angewendet werden: „Hier gibt es aber nur noch Gel, Salbe und Creme. Da sei auch für Fachleute nicht mehr zu erkennen, ob die Creme hydrophil oder lipophil sei oder es sich um ein Hydro- oder Oleogel handele.

Und das wiederum führe zu Konsequenzen, wenn Rabattverträge greifen. Daniels illustrierte das an einem Beispiel von fünf verschreibungspflichtigen Triamcinolon-Cremes. Die Fertigarzneimittel enthielten ganz unterschiedliche Formulierungen, doch wird ein Austausch per Substitution erfordert. Hier müssten die Apotheker und PTA unter Umständen pharmazeutische Bedenken gegen einen Austausch erheben. Schließlich orientiert man sich bei OTC-Topika auch nicht ausschließlich an einer Wirkstoff-Gleichheit. Daniels schlug aus diesem Grund vor, dass die EDQM-Bezeichnungen offiziell geändert und präzisiert werden – auch wenn diese Prozesse erfahrungsgemäß lange dauern.

Alexandra Regner,
PTA und Journalistin

Quelle: Pharmazeutische Zeitung  

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