Gerade im Klinik-Alltag ist eine gute Handhygiene die Basis jeder Untersuchung. Natürlich auch mit Desinfektionsmitteln. © kckate16 / iStock / Getty Images Plus

Hygiene | Resistenzlage

AUCH RESISTENZGEFAHREN BEI ANTISEPTIKA

Über den kritischen Einsatz von Antibiotika wird verstärkt diskutiert – zurecht. Denn laut Angaben der Weltgesundheitsorganisation sterben weltweit jährlich etwa 700 000 Menschen an den Folgen von Antibiotikaresistenzen. Doch auch der ansteigende Verbrauch von Antiseptika kann zu Toleranzen führen.

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Chlorhexidin, Octenidin und Co. gehen im Klinik-, Apotheken-, oder Praxisalltag täglich durch die Hände, gilt die Desinfektion doch als erster Schritt der Wundversorgung. Aber auch vorbeugend werden die Antiseptika gerne eingesetzt, etwa vor der Blutabnahme oder im täglichen Pflegeablauf im Altersheim. Verschiedene Studien konnten bereits Resistenzen gegen gängige Antiseptika nachweisen oder sehr einfach erzeugen. Resistente Stämme von Klebsiella pneumoniae zeigten zudem die beunruhigende Eigenschaft zu einer Chlorhexidin-Resistenz zusätzlich unempfindlich auf die Reserveantibiotika Colistin und Daptomycin zu reagieren. Prof. Dr. Simone Scheithauer erinnerte daher bei der Pressekonferenz zum Kongress für Infektionskrankheiten und Tropenmedizin in Köln an einen kritischen Einsatz der Antiseptika.

So sei es nicht gerechtfertigt, Altenheimbewohner vorbeugend mit einer Chlorhexidin-Lösung zu waschen. Auch der häufige Gebrauch von Händedesinfektionsmitteln sieht die Fachärztin für Hygiene und Umweltmedizin kritisch, vor allem im häuslichen Gebrauch: „Eine zu häufige Händedesinfektion verändert die Haut-Mikrobiota. Wohin das führt, können wir noch nicht genau sagen“.
Für den Klinikalltag empfiehlt sie einen gestaffelten Hygiene-Plan. Händedesinfektion, aseptische Infusionsgaben und Verbandswechsel sowie die Hautdesinfektion vor der Anlage eines Katheters beziehungsweise vor einer Operation stellen dabei die Basismaßnahmen dar, die bei Bedarf ergänzt werden können. Dies sollte allerdings nur unter bestimmten Bedingungen, wie zum Beispiel einer Ausbruchssituation oder besonderen Risikofaktoren des Patienten geschehen.

Als Beispiel nannte sie die Hautdesinfektion vor einer Katheterisierung. Früher kombinierte man ein rasch wirksames alkoholisches Desinfektionsmittel bei Bedarf mit PVP-Jod. Eine Untersuchung konnte jedoch zeigen, dass die Kombination aus Alkohol und länger wirksamen Antiseptikums wie Chlorhexidin dem früheren Standard überlegen ist. Auch die Kommission für Krankenhaushygiene und Infektionsprävention am Robert-Koch-Institut (KRINKO) empfiehlt mittlerweile diese Kombination. Bei besonders anfälligen Patienten könnte zudem zusätzlich ein imprägnierter Folienverband zum Einsatz kommen – er wäre Teil der folgenden Staffel und käme unter gerechtfertigten Umständen zum Einsatz. „Wichtig ist: Alle Zusatzmaßnahmen müssen begründet werden, und ihr Einsatz sollte immer kritisch hinterfragt werden“, erklärt Scheithauer dazu.

Farina Haase,
Apothekerin/Volontärin

Quelle: Pharmazeutische Zeitung

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