Tiergesundheit
ANTIPARASITIKA
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Die kleinen unauffälligen Parasiten warten nur auf ihre Chance, einen neuen Wirt zu finden. Sowohl in Wohnräumen als auch im Freien lauern sie. Wenn auch ein großer Teil von ihnen unabhängig von der Jahreszeit aktiv ist, beginnt im Frühling wieder die verstärkte saisonale Aktivität von Zecken und Flöhen. Wer mit seinem Haustier viel im Freien unterwegs ist und den Kontakt mit Artgenossen zulässt, sollte sich mit dem Thema Parasiten auf jeden Fall beschäftigen. Viele Tierbesitzer wollen rechtzeitig vorsorgen und lassen sich in der Apotheke oder Tierarztpraxis beraten.
Parasitenbekämpfung Mittel gegen Zecken, Flöhe, Stechfliegen, Mücken und Milben wirken vorbeugend und/oder therapeutisch. Einer Wurminfektion kann im Gegensatz dazu strenggenommen nicht prophylaktisch begegnet werden, denn alle Präparate wirken nur gegen bereits aufgenommene Würmer und Wurmstadien.
Da dies häufig erst spät erkannt wird, ist eine regelmäßige Entwurmung unabhängig von einer Diagnosestellung sinnvoll. Es gibt eine reichhaltige Produktpalette, zum Beispiel Tabletten, Spot-on-Mittel, Halsbänder oder Umgebungssprays, sodass für jeden Tierbesitzer eine geeignete Applikationsform zur Auswahl steht.
Parasit = Schädling Obwohl viele von ihnen harmlos und lediglich lästig erscheinen, sind sie ernstzunehmende Schädlinge für ihren Wirt. Nicht nur, dass die blutsaugenden Parasiten zu erheblichen Blutverlusten führen, sie können auch allergische Reaktionen, Vergiftungen oder Infektionen auslösen. Erste Anzeichen für einen Befall sind Gesundheits- und Verhaltensveränderungen des Tieres.
Blutsaugende Parasiten sind im Spiel, wenn der Tierbesitzer Stich- oder Bisswunden auf der Haut feststellt. Die punktförmigen Bisspuren sind oft verkrustet, meistens an relativ haarlosen Körperregionen lokalisiert. Ein plötzlicher Juckreiz des Tieres kann Anzeichen für Flöhe, Milben, Läuse und Haarlinge im Fell sein. Außerdem ist er oft Folge einer allergischen Reaktion auf Parasitenbefall. Bei ausgeprägter Erkrankung treten Haarausfall, Pustelbildung, Hautrötung und -schwellung auf.
Typische Symptome für Parasitenbefall
+ Entzündete punktförmige Einstichstellen, teilweise verkrustet
+ Juckreiz
+ „Schlittenfahren“ bei Wurmbefall
+ Apathie
+ Verschlechterter Allgemeinzustand
+ Appetitlosigkeit
+ Glanzloses Fell
Juckreiz im Analbereich – sichtbar durch das so genannte „Schlittenfahren“ – Rutschen des Tieres auf dem Hinterteil – ist möglicherweise ein Hinweis auf Bandwurmbefall. Infektionen mit Endoparasiten äußern sich häufig in Appetitlosigkeit, Lethargie, Gewichtsverlust und glanzlosem Fell. Spätestens dann ist ein Tierarztbesuch angezeigt, denn Infektionen können bei Nichtbehandlung einen schweren bis sogar tödlichen Verlauf nehmen.
Diagnosemöglichkeiten Mit relativ einfachen Methoden kann der Tierarzt auf Nummer sicher gehen und die jeweilige Parasitose feststellen. Nissen von Läusen oder Haarlinge werden zum Beispiel über ein Trichogramm , ausgemacht.
Wurmeier lassen sich über eine Kotuntersuchung identifizieren. Das zu untersuchende Exkrement wird mit einer Flotationsflüssigkeit aufgeschwämmt und über ein feines Sieb in ein Reagenzglas gegeben, bis sich am oberen Ende eine Flüssigkeitskonus bildet. Darauf legt der Untersuchende ein Deckglas, welches nach einer halben Stunde mikroskopisch auf Wurmeier überprüft wird. Ein einfacher Test auf Parasiteneier und Wurmglieder ist der Tesafilmtest. Die Haare werden gescheitelt und ein Tesafilmstreifen mehrmals auf die Haut gedrückt. Anschließend wird der Streifen auf einen Objektträger gegeben und mikroskopiert.
Flohkot kann auch sehr leicht vom Tierbesitzer selber identifiziert werden. Dazu fährt er mit einem speziellen Floh- oder Nissenkamm durch das Fell. Kleine braune Krümel werden auf einem Taschentuch zerrieben und machen bei positivem Befund rötlich-braune Streifen, denn Flohkot enthält überwiegend Blut.
Milben und Milbeneier können mit Kalilauge diagnostiziert werden. Im Randbezirk zur gesunden Haut werden die oberen erkrankten Hautschichten mit einem Skalpell unter Bildung einer kapillären Blutung abgeschabt. Diese Partikel werden nach Versetzen mit wenigen Tropfen einer zehnprozentigen Kalilauge etwa eine halbe Stunde später unter dem Mikroskop untersucht. Lebende Milben werden von der Kalilauge abgetötet und werden sichtbar.
Ektoparasiten Die bei Hund und Katze vorkommenden Ektoparasiten sind die zu den Insekten zählenden Flöhe, Läuse, Haarlinge und Stechmücken, sowie Zecken und Milben, die zu den Spinnentieren gehören. Ob es sich um Insekten oder Spinnenabkömmlinge handelt, ist leicht zu sehen: Insekten haben sechs Beine, die Spinnentiere acht.
Flöhe sind die häufigsten Ektoparasiten weltweit. Sie werden bis zu acht Millimeter groß und sind flügellos. Der Körper wird von einem bräunlich durchscheinenden Chitinpanzer umgeben. Es gibt eine Vielzahl von Arten, die jedoch nicht streng wirtspezifisch sind. Deshalb können Flöhe auch vom Haustier auf den Menschen übergehen und diesem eine „Blutmahlzeit“ abzapfen.
Besonders hervorzuheben ist die Fähigkeit der Blutsauger mit den muskulösen Sprungbeinen bis zu 50 Zentimeter weit zu springen, um ein mögliches Opfer zu erreichen. Dort hakt sich der Floh mit seinen Beinen im Fell fest und vermag sich schnell und sicher über den Tierkörper zu bewegen. Mehrmals am Tag dringt der Floh mit seinem Stechrüssel in die Haut des Wirtes ein und saugt Blut, das er zum Leben braucht. Der dabei eintretende Speichel löst bei vielen Tieren einen unangenehmen Juckreiz aus.
Über den Speichel können auch Krankheiten übertragen werden, zum Beispiel der Gurkenkernbandwurm und der Erreger der Katzen-Kratz-Krankheit. Unter guten Lebensbedingungen – 25 °C und hoher Luftfeuchtigkeit – können sich Flöhe rasant vermehren. Innerhalb von zwei Monaten können sich aus einem Weibchen mehr als Hunderttausend Nachkommen entwickeln!
Übrigens ist die Meinung, dass es im Winter gar keine Flöhe gebe, falsch. In warmen, schlecht gelüfteten Räumen fühlen sie sich sehr wohl und häufig sind die Schlafplätze der Tiere ein beliebter Ort für Floheier und Larvenstadien. Deshalb wird ein Befall nicht nur am Tier selber, sondern auch durch die Behandlung der Umgebung bekämpft. Tatsächlich befinden sich 90 Prozent der Flohpopulation nicht auf dem Tier, sondern in der Umgebung.
Die meisten Mittel dagegen wirken sowohl prophylaktisch als auch zur Behandlung eines bestehenden Befalls. Imidacloprid, Fipronil, Lufenuron oder Pyrethroide haben neurotoxische Wirkung auf die Schädlinge. Sie greifen sowohl adulte als auch Larvenstadien an. Allerdings wirken nur wenige auf Floheier.
Schutz vor Zecken Jeder Besitzer hat seinem Tier nach einem ausgiebigen Spaziergang schon einmal eine Zecke entfernen müssen. Sie sind nicht nur für Menschen als Überträger von Krankheiten ernstzunehmen, auch Hunde und Katzen sind gefährdet. In Deutschland sind die drei wichtigsten Arten der gemeine Holzbock, die Auwaldzecke und die braune Hundezecke. Sie halten sich in Büschen und Sträuchern auf und warten auf vorbeistreichende Tiere.
Einmal auf dem Tier haken sie sich fest, durchbohren mit ihren Beißwerkzeugen die Oberhaut, spritzen ein betäubendes Sekret in die Wunde und saugen das Blut. Adulte Weibchen können mehrere Milliliter Blut aufnehmen und ihr eigenes Gewicht um das 200-fache erhöhen. So ist beim Absuchen leicht zu erkennen, ob eine Zecke bereits länger auf dem Tier sitzt. Vollgesaugte Parasiten fallen irgendwann wieder ab.
Um seine Lieblinge vor Zeckenangriffen zu schützen, sollte der Tierbesitzer Repellents verwenden. Diese enthalten zum Beispiel zum Schutz von Hunden Permethrin, welches für Katzen jedoch toxisch ist. Ein Kunde in der Apotheke sollte also von den Mitarbeitern daraufhin gewiesen werden, dass andere Tiere im Haushalt damit nicht behandelt werden dürfen.
Chemische Repellents für Menschen sind oftmals nicht für Tiere geeignet. Mischungen aus verschiedenen ätherischen Ölen werden zur Zeckenabwehr immer wieder empfohlen. Sie sind gut verträglich – zeigen aber nicht immer den optimalen Erfolg. Egal, ob Repellents benutzt werden oder nicht, Besitzer sollten ihr Haustier nach jedem Spaziergang auf Zecken abzusuchen und diese dann mit einer speziellen Zange entfernen.
Läuse und Haarlinge Erstere kommen bei Hunden, nicht aber bei Katzen vor. Die Hundelaus befällt nur Hunde und Füchse, sie ist nicht zu verwechseln mit der häufig bei Menschen vorkommenden Kopflaus. Meistens besiedelt sie den Kopf, den Hals und die Brust des Tieres. Ein ausgeprägter Befall ist für den Hund oft mit massivem Blutverlust verbunden und kann zu Blutarmut führen. Auch allergische Reaktionen sind häufig.
Beratung in der Apotheke
Vor der Auswahl eines Tierarzneimittels sollten die Apothekenmitarbeiter abfragen, welche Tierart behandelt werden soll, ob es um eine prophylaktische oder therapeutische Maßnahme handelt und welche Parasiten im Fokus sind. Um dann ganz konkret das richtige Mittel auszuwählen, sollten PTA und Apotheker auch das Gewicht kennen und nach der bevorzugten Applikationsform fragen. Bei Unsicherheiten oder bekannten Unverträglichkeiten ist für die Beratung der Tierarzt der Ansprechpartner.
Haarlinge kommen bei Katzen und Hunden vor. Sie haben einen beißenden Kauapparat und ernähren sich von Hautschuppen. Wie Läuse sind auch Haarlinge nur auf ihrem Wirt für längere Zeit lebensfähig. Die Behandlung erfolgt mit Insektiziden zum Beispiel mit einer Kombination aus Imidacloprid und Moxidectin oder Fipronil. Diese Wirkstoffe greifen in das zentrale Nervensystem ein und töten die Parasiten, sind aber für Menschen ungefährlich.
Vorsicht Würmer! Diese Infektionen können bei geringem Befall zunächst harmlos sein. Sie bleiben für ihren Wirt und den Tierbesitzer erst einmal unbemerkt. Bei starker Vermehrung der Würmer können sie jedoch den Allgemeinzustand des Tieres sehr beeinträchtigen. Auffällig wird es durch Gewichtsverlust, Appetitlosigkeit und Lethargie. Einige Würmer befallen jedoch Organe und rufen schwere Erkrankungen des Wirtstieres hervor.
Unterschieden werden Rundwürmer (Nematoden), fadenförmige Würmer zum Beispiel Spul- und Hakenwürmer sowie Bandwürmer (Zestoden). Über eine Stuhlprobe lässt sich die jeweilige Art leicht feststellen. Reiskornartige Wurmglieder stammen vom Bandwurm, der im Darm des Wirtes lebt. In einem Korn können sich Tausende von Wurmeiern befinden. Diese sind sehr widerstandsfähig und können bis zu 190 Tage ohne Wirt überleben. Menschen stecken sich durch mangelnde Hygiene oder Spielen mit dem Tier leicht an.
Tiere, die regelmäßig draußen Auslauf haben und einer stärkeren Parasitenbelastung ausgesetzt sind, wie beispielsweise Jagdhunde, die rohes Fleisch verzehren, sollten ein Mal monatlich entwurmt werden. Dies ist besonders wichtig, wenn Kinder mit dem Tier in einem Haushalt leben. Bei reinen Hauskatzen oder Hunden, die keinen freien Auslauf haben, ist eine vierteljährliche Behandlung meistens ausreichend.
Praziquantel gegen Bandwürmer Es ist der Wirkstoff der Wahl gegen alle wichtigen Bandwürmer. Vorsicht, es wirkt nicht gegen Rundwürmer. Anwendungsformen sind Pasten, Tabletten oder Spot-on-Mittel. Besonders einfach sind Letztere, die in das Fell gegeben werden. Dazu scheitelt der Tierbesitzer das Fell zwischen den Schulterblättern von Hund oder Katze und trägt den gesamten Inhalt einer Pipette punktförmig auf. Von dieser Hautstelle aus verteilt sich der Wirkstoff innerhalb eines Tages auf der gesamten Körperoberfläche.
Spulwürmer werden mit Flubendazol, Fenbendazol, Febantel oder Pyrantel behandelt. Die ersten beiden Präparate sind zusätzlich gegen einige Bandwurmarten wirksam. Mit Kombinationsprodukten lassen sich möglichst viele Wurmarten durch die Anwendung eines Mittels behandeln. Diese Medikamente sind jedoch verschreibungspflichtig und werden über den Tierarzt abgegeben. Sie unterscheiden sich in ihren Wirkstoffkombinationen und in den Darreichungsformen.
Den Artikel finden Sie auch in Die PTA IN DER APOTHEKE 05/13 ab Seite 58.
Dr. Katja Renner, Apothekerin