Wenn der rote Faden fehlt – zu Beginn einer Krankheit können viele Demenz-Kranke ihre Symptome noch mit Spickzetteln und kleinen Helferchen kaschieren. © simarik / iStock / Getty Images Plus

Demenz | Korrelationsuntersuchungen

ANTICHOLINERGIKA UNTER VERDACHT

Anticholinergika sollten älteren Patienten nur zurückhaltend und unter Nutzen-Risiko-Abwägung verordnet werden, denn sie leiden häufig stärker unter den typischen unerwünschten Wirkungen. Zudem stehen sie in der Diskussion eine Demenzerkrankung zu begünstigen.

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Eine gerade publizierte Fall-Kontrollstudie, mit knapp 59 000 Patienten und 225 500 Kontrollen die größte ihrer Art, deutet sehr auf einen möglichen Zusammenhang zwischen der langfristigen Einnahme von Anticholinergika und der Entwicklung einer Demenzerkrankung hin. Die Forscher beobachteten, dass die Zahl der Demenzen mit steigernder Dosis und Einnahmezeit deutlich zunahm. Von den beobachteten Hausarzt-Fällen erhielt jeder zweite zeitweise ein Anticholinergikum. Und die Auswahl in diesem Bereich ist groß: anticholinerge Antidepressiva, Medikamente gegen Parkinson, Antipsychotika und Mittel mit Wirkung auf den Urogenitaltrakt wurden in die Betrachtung miteinbezogen. Aufgrund der häufigen Verordnung der Wirkstoffe könnten den Autoren zufolge fast elf Prozent aller Demenzerkrankungen durch Anticholinergika verursacht werden. Damit wäre das Risiko durch ein Anticholinergikum eine Demenz zu entwickeln höher, als durch Bluthochdruck im mittleren Lebensalter (5 %), Diabetes (3 %) und körperliche Inaktivität (6,5 %).

Zu vergleichbaren Schlüssen kamen auch schon amerikanische Forscher vor ein paar Jahren. Die 3400 beobachteten Patienten wurden nach durchschnittlich 7,3 Jahren in ihrer geistigen Entwicklung bewertet, jeweils im Verhältnis zu ihrer aufaddierten Anticholinergika-Anwendung. Auch bei dieser Studie stieg die Wahrscheinlichkeit einer Erkrankung mit der Höhe der eingenommenen Tagesdosen und der Dauer der Anwendung. Während der Studie erkrankte fast jeder Vierte an einer Demenz, davon knapp 80 Prozent an einer Alzheimer-Demenz.

Noch weiß man zu wenig über die genauen Pathomechanismen einer Demenzerkrankung, um konkrete Verhaltenshinweise zu geben. Doch gesunde Ernährung, regelmäßige Bewegung, niedrige Cholesterinspiegel und ein gut eingestellter Blutdruck bilden eine schützende Basis – alles Faktoren, die wir selbst beeinflussen können.

Farina Haase,
Apothekerin/Redaktion

Quelle: Apotheke adhoc

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