Bei älteren Menschen sollte eine Anämie untersucht werden, da meistens funktionale und kognitive Einschränkungen auftreten. © AlexRaths / iStock / Thinkstock

Anämie | Senioren

ANÄMIE IM ALTER: KEINE NORMALE ALTERSERSCHEINUNG

Dass Menschen unter Blutarmut leiden, ist bekannt. Vor allem Ältere sind betroffen. Allerdings muss man sich die Referenzwerte für Hämoglobin unabhängig vom Alter betrachten. Daher sollte vor allem bei älteren Menschen eine Anämie untersucht werden, da meistens funktionale und kognitive Einschränkungen auftreten.

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Dieser Ansicht ist auch die Arbeitsgruppe „Anämie im Alter“ der Deutschen Gesellschaft für Geriatrie (DGG) unter der Leitung von Dr. Gabriele Röhrig: „Anämie stellt bei älteren Menschen keine normale Alltagserscheinung dar und muss abgeklärt werden“.

Betrachtet man sich die Datenlage, so ist es doch schon etwas verwunderlich, dass in der Vergangenheit nur wenige Daten von peripheren Blutwerten bei älteren Menschen bestanden. Es steht zur Diskussion, ob für Senioren andere Grenzwerte für eine Anämie gelten sollten und sich die Prävalenz lediglich aufgrund von falschen Grenzwerten ergibt. Die WHO hat Grenzwerte festgelegt, wonach eine Anämie bei einem Hämoglobin unter 12 Gramm pro Deziliter (g/dl) bei Frauen oder unter 13 g/dl bei Männern vorliegt. Diese Werte wurden bereits vor über 60 Jahren, nämlich 1969 festgelegt, obwohl es damals keinerlei Daten von älteren Menschen gab.

Die DGG-Arbeitsgruppe untersuchte nun etwa 30 600 Probanden über 60 Jahre, unter denen 4600 hämatologisch gesund waren und bestätigten die Referenzwerte der WHO für die Anämie-Definition, allerdings nur für Deutschland. Für andere Länder weltweit müssen erst noch Untersuchungen erfolgen.

Für die Experten besteht eine enge Assoziation von Anämie und funktionellen und kognitiven Störungen bis hin zur Demenz im Alter. Zudem konnte ein Einfluss auf Morbidität und Mortalität nachgewiesen werden. Eine Anämie wird daher als ein Risikofaktor für verschiedene Einschränkungen angesehen und kann zudem die klinische Entwicklung eines multimorbiden geriatrischen Patienten entscheidend beeinflussen. Aus diesem Grund sollten Ärzte bei ihren Patienten eine weiterführende Anämie-Diagnostik in Betracht ziehen und eventuell auch eine Therapie empfehlen, wenn der Wert unter 12 g/dl bei Frauen oder unter 13 g/dl bei Männern liegt.

Nadine Hofmann,
Leitung Online-Redaktion

Quelle: Deutsche Gesellschaft für Geriatrie e.V.
   Pharmazeutische Zeitung

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