© Die PTA in der Apotheke
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Tatort Apotheke

ALLOPURINOL

Der Risikocheck der ABDA-Datenbank empfiehlt bei der Kombination Allopurinol und Enalapril die Überwachung beziehungsweise Anpassung der Medikation. Welche Wechselwirkung kann auftreten?

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Herbert Müller übergibt der PTA ein Rezept über Allopurinol 100 Milligramm N3. Er bittet darum, das Medikament auf der Kundenkarte abzuspeichern. Die PTA fragt Herrn Müller nach der Indikation des Medikamentes. Obwohl der Patient die Tabletten laut Kundenkarte bisher noch nicht bekommen hatte, scheint er sie zu kennen. Es stellt sich heraus, dass er bereits zuvor ein Ärztemuster erhalten hatte und die Tabletten schon sieben bis acht Wochen gegen erhöhte Harnsäurespiegel einnimmt.

Die PTA lässt routinemäßig den Interaktionscheck laufen und erhält die Meldung, dass bei der Kombination von Allopurinol und dem ACE-Hemmer, den Herr Müller gegen seinen Blutdruck einnimmt, eine Warnung zur Überwachung, beziehungsweise Anpassung dieser Medikation erscheint. Unter der Kombination besteht eine erhöhte Gefahr immunologischer Nebenwirkungen in Form von Fieber, Hautreaktionen und Stevens-Johnson-Syndrom. Die PTA überlegt, ob eine Intervention ihrerseits nötig ist.

Pharmakologischer Hintergrund Allopurinol ist ein Urikostatikum zur Behandlung der chronischen Gicht, einer Stoffwechselerkrankung, die mit erhöhten Harnsäurespiegeln einhergeht. Es wird zur dauerhaften Senkung der Harnsäurespiegel eingesetzt. Bei der gemeinsamen Einnahme mit ACE-Hemmern kann es in sehr seltenen Fällen zu immunologischen Reaktionen kommen. Der Mechanismus, der für dieses unerwünschte Arzneimittelereignis verantwortlich ist, ist noch nicht bekannt.

Klinisch zeigt sich das Stevens-Johnson-Syndrom mit einem akuten Beginn mit schweren Störungen des Allgemeinbefindens, hohem Fieber und einer Rhinitis. Typischerweise sind die Schleimhäute unter Erythem- und Blasenbildung beteiligt. Diese Beschwerden können bis hin zum Lyell-Syndrom gehen. Gemäß einer europäischen Fall-Kontroll-Studie zu arzneimittelbedingten Hautreaktionen war Allopurinol die häufigste Ursache für diese schwere Arzneimittelreaktion der Haut. Bekannt ist, dass diese Reaktion dosisabhängig auftritt und in der Regel auch nur innerhalb der ersten acht Wochen nach Therapiebeginn.

Damit ist die Vorgehensweise klar: Wenn ein Patient bereits mehrere Wochen die Kombination aus ACE-Hemmer und Allopurinol problemlos verträgt, sind keine Komplikationen in der Form des Stevens-Johnson-Syndroms zu befürchten. In der Apotheke ist also die Frage nach der Erst- oder Wiederholungsverordnung von entscheidender Bedeutung. Falls eine Erstverordnung vorliegt, sollte geklärt werden, ob der ACE-Hemmer vom selben Arzt verordnet wurde.

Zurück zum Fall Die PTA entschließt sich zur kurzen Rücksprache mit der Apothekerin. Gemeinsam wird beschlossen, Herrn Müller im Rahmen seiner Therapie nicht zu verunsichern, da es sich um eine Wiederholungsverordnung von Allopurinol vom selben Arzt handelt, der auch den ACE-Hemmer verschrieben hat. Die PTA und die Apothekerin nehmen sich vor, den Arzt anzusprechen. So eine Situation ist nicht gerade leicht zu entscheiden, weil Apotheker und PTA einerseits eine Informationspflicht gegenüber dem Patienten haben, aber übermäßige Äußerung von Bedenken die Therapietreue negativ beeinflussen kann.

Den Artikel finden Sie auch in Die PTA IN DER APOTHEKE 07/14 auf Seite 26.

Dr. Katja Renner, Apothekerin

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