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Drüsen – Teil 2

ALLES IM FLUSS

Speicheldrüsen sind exokrine Drüsen, welche ein wertvolles Sekret produzieren und in die Mundhöhle sezernieren. Sie werden über das vegetative Nervensystem, bestehend aus Sympathikus und Parasympathikus, gesteuert.

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Wem fließt beim Anblick seiner Lieblingsspeise nicht das Wasser im Munde zusammen? Drei große, paarweise vorliegende und zahlreiche kleine Speicheldrüsen stellen täglich zwischen 600 und 2000 Milliliter Speichel bereit. Die Ohrspeicheldrüsen befinden sich beidseitig vor den Ohren über dem Kiefergelenk und gehören zu den rein serösen Drüsen. Sie bilden ein flüssiges, fermentreiches Sekret, welches besonders amylasereich ist.

Die Unterkieferdrüsen (Glandula submandibularis) sind an der Innenseite des Unterkiefers verortet und liefern den Hauptteil der gesamten Speichelmenge. Sie schütten etwa zu gleichen Mengen seröse und mucöse Anteile aus und sondern somit neben dem dünnflüssigen, enzymreichen Speichel auch einen zähes, mucinreiches Sekret ab. Die Drüsen unter der Zunge bezeichnet man als Glandula sublingualis.

Dabei handelt es sich ebenfalls um gemischt muco-seröse Drüsen, wobei der mucöse Anteil bei weitem überwiegt. Tagsüber ist die Sekretion aufgrund bestimmter geschmacklicher, optischer oder physischer Reize erheblich höher als in der Nacht – beispielsweise läuft jemandem, der Appetit auf ein gutes Essen verspürt, das Wasser regelrecht im Munde zusammen. Bei Angst und Nervosität gewinnt der Sympathikus Oberhand, sodass einem die Spucke weg bleibt.

Nützliches Multitalent Der Speichel (Saliva) besteht zu 99,5 Prozent aus Wasser, die restlichen 0,5 Prozent setzen sich aus organischen und zellulären Bestandteilen zusammen. In der Flüssigkeit befinden sich Enzyme, Immunglobuline, Proteaseninhibitoren, Albumin und Lysozym. Obendrein verfügt das flüssig-schleimige Sekret über verschiedene Elektrolyte wie Natrium oder Kalzium.

Der Speichel übernimmt verschiedene Funktionen: Eine Aufgabe besteht darin, die Nahrung aufzuweichen, damit sie nicht im Halse stecken bleibt. Im Anschluss beginnen die enthaltenen Amylasen damit, die Speisen zu zersetzen. Auch bei der Immunabwehr spielt das Sekret eine Rolle und hält schädliche Eindringlinge in Schach. Außerdem ist das unentbehrliche Nass an der Exkretion körpereigener und körperfremder Stoffe (z. B. schädlicher Viren) beteiligt.

Pathogenese Die Bildung von Konkrementen, also Ablagerungen, in den Speicheldrüsen bezeichnet man als Sialolithen (Speichelsteine). Je nach Größe differenziert man Mikrolithen (kleiner als ein Millimeter) oder Makrolithen (mehrere Millimeter groß). Die Steine führen zu Schwellungen und Spannungsgefühlen im Bereich der betroffenen Drüsen. Wird darüber hinaus die Speichelabgabe in die Mundhöhle beeinträchtigt, resultiert eine Mundtrockenheit (Xerostomie).

Sind die Speicheldrüsen angeschwollen und schmerzen, liegt meist eine Speicheldrüsenentzündung (Sialadenitis) vor. Die Haut um die betroffene Drüse kann gerötet sein, gelegentlich leiden die Betroffenen auch unter Fieber. Oft entwickelt sich die Entzündung bei älteren Menschen oder Personen mit einer geschwächten Immunabwehr. Auslöser sind Bakterien, Viren oder verschiedene Erkrankungen. Durch Sialolithen kann sich ebenfalls die Speicheldrüse entzünden.

»Der Speichel besteht zu 99,5 Prozent aus Wasser, die restlichen 0,5 Prozent setzen sich aus organischen und zellulären Bestandteilen zusammen.«

Die bekannteste viral hervorgerufene Sialadenitis ist die Kinderkrankheit Mumps, für die das Paromyxo-Virus verantwortlich ist. Darüber hinaus können Epstein-Barr-, Zyto-megalie-oder Influenza-Viren eine Speicheldrüsenentzündung verursachen. Auslöser einer akuten, eitrigen Ohrspeicheldrüsenentzündung sind beispielsweise Staphylokokken oder Streptokokken. Besonders dann, wenn zu wenig Speichel hergestellt wird, haben die Keime ein leichtes Spiel. Auch bei einer unzureichenden Mundhygiene oder wenn der Abfluss der Spucke (durch Tumoren, Speichelsteine oder Narben) beeinträchtigt ist, siedeln sich die Bakterien in kurzer Zeit an.

Sonderformen Die Strahlensialadenitis tritt entweder als Folge einer Strahlentherapie des Kopf- und Halsbereiches oder im Anschluss an eine Radio- Jod-Behandlung bei Schilddrüsenerkrankungen auf. Beim Sjögren-Syndrom hingegen greifen körpereigene Immunzellen die Speicheldrüsen an und hemmen deren Funktion. Auch beim Heerfordt-Syndrom handelt es sich um einen Autoimmunvorgang, der mit einer chronischen Entzündung der Ohrspeicheldrüsen einhergeht. Eine infektiös-granulomatöse Sialadenitis äußert sich durch eine krankhafte Veränderung des Gewebes mit Geschwulstbildung. Sie wird durch Tuberkulose, Aktinomykose oder durch die Katzenkratz-Krankheit verursacht.

Krebs Tumoren befinden sich meist in der Ohrspeicheldrüse. Sie machen sich häufig durch eine nicht schmerzhafte Schwellung bemerkbar, die sich von außen ertasten lässt. Zu den gutartigen Formen zählen das pleomorphe Adenom oder das Zystadeno-Lymphom. Bösartige Geschwulste wachsen rasch, dringen in das umliegende Gewebe ein und metastasieren frühzeitig. Bei der Behandlung werden der Tumor sowie die benachbarten Lymphknoten operativ entfernt, in der Regel folgt eine Strahlentherapie.

Teil 1 finden Sie hier.

Den Artikel finden Sie auch in Die PTA IN DER APOTHEKE 10/15 ab Seite 128.

Martina Görz, PTA und Fachjournalistin (FJS)

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