Ein Kind liegt in einem Krankenbett, daneben steht eine lächelnde Krankenschwester.
Auch wenn es immer mehr Technologien gibt: Sie können medizinisches Personal nicht ersetzen. © monkeybusinessimages / iStock / Getty Images Plus

Pädiatrie | Krankenversorgung

ALARMSYSTEM FÜR DIE KINDERINTENSIVMEDIZIN

In der pädiatrischen Intensivmedizin stehen Ärzt*innen vor dem Problem, dass die Erkrankungen der Kinder mitunter schwierig zu erkennen sind und von Kind zu Kind unterschiedlich verlaufen. Um das medizinische Personal zu unterstützen, wurde das Forschungsprojekt „ELISE“ ins Leben gerufen.

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Auf Intensivstationen zählt jede Minute, wenn sich der Zustand der Kinder lebensbedrohlich verschlechtert. ELISE, „Ein Lernendes und Interoperables, Smartes Expertensystem für die pädiatrische Intensivmedizin“, soll das medizinische Personal unterstützen. Entwickelt wurde das Forschungsprojekt unter der Leitung von Dr. Thomas Jack, Oberarzt an der Klinik für Pädiatrische Kardiologie und Intensivmedizin der Medizinischen Hochschule Hannover (MHH). Ziel ist es, Konzepte für ein digitales Entscheidungs-Unterstützungssystem zu entwickeln. Dieses soll die Vital- und Laborwerte der Kinder zusammenführen, analysieren und bei Bedarf Alarm schlagen.

Schon jetzt hilft Medizininformatik bei der Dokumentation von Patientendaten: Das Patientendatenmanagementsystem (PDMS) sammelt Vitalparameter wie Blutdruck, Herzfrequenz oder Körpertemperatur, speichert Laborwerte, Medikamentengaben oder Diagnosen und macht sie jederzeit verfügbar. „Das PDMS ist allerdings nicht in der Lage, diese Werte zu interpretieren und so kritische Situationen zu erkennen“, sagt Dr. Jack. ELISE soll genau das möglich machen. In der CADDIE-Studie, eine prospektive Studie zur diagnostischen Genauigkeit, ist das bereits gelungen, denn es wurde das Systemische Inflammatorische Response-Syndrom (SIRS) erkannt. Die Studie stellt den zweiten Schritt auf dem Weg zur Vision einer einrichtungsübergreifenden und datengesteuerten Entscheidungsunterstützung für die Intensivmedizin dar (CADDIE = Cross-institutional And Data-driven Decision-support for Intensive care Environments).

SIRS ist eine Entzündungsreaktion des gesamten Körpers. Wird sie durch eine Infektion hervorgerufen, spricht man von einer Sepsis. Sie kann Organe schwer schädigen und tödlich verlaufen.

Im nächsten Schritt erhält ELISE die Daten von 5000 Kindern, die in den vergangenen Jahren in der Intensivstation der MHH behandelt wurden. „Wir schauen zunächst, ob das System die Daten richtig interpretiert sozusagen im Rückblick die richtige Diagnose stellt“, so Jack. Gleichzeitig möchten die Forschenden in den vorhandenen Daten nach wiederkehrenden Mustern suchen, um das digitale Unterstützungssystem gezielt zu trainieren. So soll ELISE lernen, um zukünftig selbst die Kriterien für ein drohendes Organversagen in Echtzeit zu erkennen. Forschungsleiter Jack betont:

ELISE ist nur eine Art Co-Pilot, der als digitaler Weggefährte Ärzte und Pflegekräfte vom Zwang der Daten-Dauerkontrolle befreit und gewährleistet, dass lebensbedrohliche Entwicklungen sofort erkannt und somit rechtzeitig behandelt werden können.

Auch wenn ELISE nach ausreichender Prüfung zugelassen werden sollte, ist es der Mensch, der die medizinischen Entscheidungen trifft.

Sabrina Peeters,
Redaktionsvolontärin

Quelle: Deutsches Gesundheitsportal

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