Forschung Medizin
ADIPOSITAS
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Studie – Seit 1980 hat sich Adipositas weltweit fast verdoppelt. Sie ist der führende Risikofaktor für Diabetes mellitus Typ 2, ischämische Herz-Kreislauf-Erkrankungen und bestimmte Krebsleiden. Es gibt derzeit nur wenige Arzneimittel zur Behandlung der Adipositas und sie sind mit potenziell gefährlichen oder unangenehmen Nebenwirkungen verbunden. Eine Option, die auch von der FDA (Lebensmittelüberwachungs- und Arzneimittelzulassungsbehörde der USA) als gesundheitlich unbedenklich eingestuft wird, ist die orale Gabe von Polyglucosamin. Die Polymere werden nicht resorbiert, sind also eine Art von Nahrungsfasern, und können im menschlichen Magen-Darm-Trakt Fett und Gallensalze binden.
Der Fett-Polyglucosamin-Komplex wird ausgeschieden und kann so eine Gewichtsreduktion unterstützen. Das Medizinprodukt Formoline 112 enthält ein solches Polyglucosamin. Es wird aus Krebstierpanzern gewonnen. Die hohe Fettbindekapazität wurde in vitro bereits nachgewiesen. Ein Gramm formoline L112 bindet etwa 700 Gramm Nahrungsfett. Die Wirksamkeit bei der Gewichtsreduzierung wurde in einer randomisierten, doppelblinden, placebokontrollierten klinischen Studie ebenfalls bestätigt. Nun wurde in einer weiteren Studie die Wirkung von Polyglucosamin auf die Bioverfügbarkeit und Resorption von Lipiden in vivo untersucht.
Die Studie bestand aus zwei Behandlungsgruppen mit jeweils sechs Göttinger Minischweinen. Eine Gruppe erhielt jeweils zwei Tabletten je 500 Milligramm formoline L112. Als Modelllipid wurde Ölsäure verwendet. Die ungesättigte Fettsäure kommt in verschiedenen tierischen und pflanzlichen Fetten und Ölen vor, in großer Menge beispielsweise im Olivenöl. Die Ölsäure wurde radioaktiv markiert, um ihren Weg im Organismus zu verfolgen. Jedes Schwein erhielt etwa zehn Milligramm Ölsäure pro Kilogramm Körpergewicht. Untersucht wurden die Ausscheidungen der Schweine, es wurden aber auch Blutproben entnommen und analysiert. Bei den mit Polyglucosamin vorbehandelten Schweinen wurde die Fettresorption aus dem Magen-Darm-Trakt in die Blutbahn signifikant reduziert.
Gleichzeitig verzögerte sich die verbleibende Resorption. Im Schnitt sank die Maximalkonzentration von Ölsäure im Plasma durch diese Effekte von 14,1 Mikrogramm pro Gramm Plasma auf 3,3 Mikrogramm pro Gramm Plasma. Die AUC (area under the curve), die eine Aussage zur resorbierten Gesamtmenge macht, verringerte sich bei den vorbehandelten Schweinen um 32,9 Prozent. Fazit: Polyglucosamin bindet bis zu zwei Drittel der aufgenommenen Nahrungsfette und scheidet sie auf natürlichem Wege ohne Fettstühle aus. Dadurch wird die Kalorienzufuhr erheblich gesenkt. Dies kann beim Abnehmen oder beim Halten des Gewichts eine wertvolle Unterstützung sein.
QUELLE:
Studie formoline L112, Cnubben et cl. BMC obesity, 2016
Den Artikel finden Sie auch in die PTA IN DER APOTHEKE 02/17 ab Seite 10.