Sportverletzungen
PTA-Fortbildung

Verletzt? Gut beraten bei Sportunfällen und Wunden

Wer nach einer Verletzung beim Sport nicht gleich einen Notarzt braucht, kommt häufig erstmal in die Apotheke. Ob blauer Krampf, Zerrung oder Schürfwunde: Wie leisten Sie erste Hilfe und was können Sie anschließend empfehlen?

18 Minuten

Krämpfe, Risse und Verhärtungen

Überanstrengung und Überbelastung treffen als erstes die Muskeln. Wer kennt nicht den lästigen Muskelkater ein bis zwei Tage nach einer sportlichen Aktivität. Aber auch Muskelkrämpfe und Muskelfaserrisse sind häufige Beschwerden von Sportlern.

Muskelkater

Beim Muskelkater sind die Muskeln schwer und schmerzen. Im Muskel entstehen feine Risse, die Flüssigkeit in das Gewebe übertreten und anschwellen lassen. Die Schwellungen verursachen Schmerzen, die harmlos sind und im Normalfall nach einigen Tagen wieder abklingen.

Schonung ist die beste Therapie gegen Muskelkater. Fortsetzen des Trainings, vermehrtes Dehnen oder Massagen helfen nicht. Sie können sogar das Abklingen der Beschwerden verhindern. Am ersten Tag kann Kühlung helfen, später tut oftmals Wärme gut, um die Verspannungen der Muskeln zu lösen.

Nach drei bis vier Tagen sind die Schmerzen meistens vorbei, allerdings sind die Muskeln oft noch nicht wieder zur völligen Leistungsfähigkeit regeneriert und weitere Belastung sollte vorsichtig erfolgen. Eine eiweißreiche Kost unterstützt den Muskelaufbau und die Regeneration. Magnesium und Calcium können auch vorbeugend gegen einen Muskelkater eingenommen werden.

Muskelverhärtung

Eine Myogelose, die Muskelverhärtung, tritt als Erschöpfungsreaktion bei langanhaltender Belastung auf. Sie entsteht nicht durch Risse im Muskel. Kapillaren in der Muskulatur werden durch die langanhaltende Belastung so sehr zusammengepresst, dass sie schlechter mit Blut und Sauerstoff versorgt werden. Der Stoffwechsel und die Durchblutung der betroffenen Muskelregion sind beeinträchtigt und Muskeln und Bindegewebe verhärten sich.

Diese Verhärtungen können auch entstehen, wenn Fehlbelastungen oder Fehlhaltungen bestimmte Muskeln übermäßig belasten. Wird nicht gegengesteuert, riskiert der Betroffene einen Muskelfaserriss. Besonders die Beinmuskulatur im Oberschenkel, aber auch in der Wade, sind gefährdet für Muskelfaserrisse.

Muskelfaserriss

Der Übergang von einer Zerrung hin zum Reißen einzelner oder mehrerer Muskelfaserbündel ist fließend. Im Gegensatz zur Zerrung kommt es hier zu Schäden am Muskelgewebe und zu Einblutungen. Sehr häufig erleiden Sportler mit hoher Muskelbelastung und abrupten Bewegungsabläufen, zum Beispiel Fußballer, Handballer oder Tennisspieler Muskelfaserrisse.

  • Typischerweise empfindet der Betroffene beim Muskelfaserriss plötzlich einen heftigen starken Schmerz in der jeweiligen Muskelregion.
  • Weitere charakteristische Symptome sind Druck- und Dehnungsschmerzen,
  • eine sicht- und tastbare Schwellung an der Stelle,
  • Bildung eines Hämatoms und
  • je nach Ausprägung eine Funktionseinschränkung auf die Kraft und Dehnungsfähigkeit des Muskels.

Bis ein Muskelfaserriss ausheilt, dauert es in der Regel mehrere Wochen. Wichtig ist es, so lange zu pausieren, bis der Muskelfaserriss komplett verheilt ist und keine Schmerzen mehr zu spüren sind.

In der akuten Situation sollte die sportliche Aktivität sofort unterbrochen werden. Wichtig ist es zu kühlen und das betroffene Körperteil hochzulegen. Anschließend können schmerzlindernde Einreibungen, Enzymextrakte und Analgetika den Heilungsprozess unterstützen.

 

Verspannungen

Im Rücken- und Schulterbereich sind Verspannungen häufig Auslöser für Spannungskopfschmerz. Sie resultieren oftmals aus Fehlhaltungen, sitzenden Tätigkeiten, mangelnder Bewegung oder Fehlbelastungen.

Bei unkomplizierten Beschwerden hilft es oft schon, die betroffene Körperregion durch Wärme, Massage oder physiotherapeutische Übungen zu lockern. Die beste Maßnahme zur Vorbeugung ist regelmäßige sportliche Betätigung.

Hartnäckige Schmerzen können durch nichtsteroidale Antirheumatika (NSAR), zum Beispiel Acetylsalicylsäure, Diclofenac und Ibuprofen oder Muskelrelaxanzien gelindert werden. Dauerhafte Muskelschmerzen und Muskelverhärtungen können zu einer Chronifizierung des Schmerzes führen und sollten von einem Arzt untersucht und behandelt werden.

Die beste Maßnahme zur Vorbeugung ist regelmäßige sportliche Betätigung.

Muskelkrämpfe

Sie treten ebenfalls häufig nach Belastung auf, zum Beispiel in den Beinen. Oft trifft einen ein Wadenkrampf in der Nacht. Anstrengung und starkes Schwitzen führen zu Magnesiumverlusten und daraus folgenden Krämpfen. Daher ist eine zusätzliche Magnesiumzufuhr eine gute Empfehlung für jeden Sportler.

Sie können aus einem großen Sortiment von Brausetabletten, Trink- und Direktgranulaten und Tabletten in verschiedenen Dosierungen und Geschmacksrichtungen auswählen und nach den Vorlieben des Sportlers Empfehlungen aussprechen. 300 bis 400 Milligramm gelten als übliche Tagesdosis. Wichtig ist, dass Sportler ein Magnesiumdefizit über einige Wochen ausgleichen und Magnesium nicht nur im Akutfall einnehmen. Weisen Sie auch die möglichen leicht abführenden Effekte des Magnesiums hin.

Das verschreibungspflichtige Chinin wird ebenfalls gegen Muskelkrämpfe eingesetzt. Es ist für Sportler eher nicht das Mittel der Wahl, außerdem sollten mögliche Wechselwirkungen mit Medikamenten beachtet werden, die die QT-Zeit des Herzens verlängern.

Akute Krämpfe

…werden am besten durch Strecken und vorsichtige Lockerung des Muskels, leichte Massagen und Einreibungen mit Massageölen oder durchblutungsfördernden Salben gelöst. Dazu eignen sich wärmende, hyperämisierende Salben und Cremes mit Nicotinsäurederivaten oder Cayennepfeffer.
Wichtig ist, den Kunden darauf hinzuweisen, sich nach dem Einreiben die Hände gründlich zu waschen und nicht an die Augen, Schleimhäute oder offene Hautstellen zu gelangen. Wärmepflaster oder ein warmes Entspannungsbad sind ebenfalls eine gute Empfehlung. Viele pflanzliche ätherische Öle wirken als Einreibung oder als Badezusatz durchblutungsfördernd und muskelentspannend.

Achtung: Auch Durchblutungsstörungen und Nervenentzündungen können zu ähnlichen Beschwerden führen, die Betroffene als Muskelschmerzen wahrnehmen. Fragen Sie im Beratungsgespräch gut ab, wie lange die Beschwerden bereits bestehen, ob sie dauerhaft auftreten oder episodenhaft spürbar sind und ob andere Risikofaktoren oder chronische Vorerkrankungen vorliegen.

×