Sportverletzungen
PTA-Fortbildung

Verletzt? Gut beraten bei Sportunfällen und Wunden

Wer nach einer Verletzung beim Sport nicht gleich einen Notarzt braucht, kommt häufig erstmal in die Apotheke. Ob blauer Krampf, Zerrung oder Schürfwunde: Wie leisten Sie erste Hilfe und was können Sie anschließend empfehlen?

18 Minuten

Schürf- oder Schnittwunden

Sportunfälle führen häufig zu

  • Schürf- und
  • Riss-Quetsch- oder
  • Platzwunden,
  • selten zu Schnittwunden.

Das A und O ist die richtige Reinigung, Desinfektion und Versorgung solcher Wunden, damit Infektionen vermieden werden und die Wundheilung nicht behindert wird. Stürze auf Asphalt sind oftmals die Ursache für Schürfwunden an Knie, Handflächen oder Ellenbogen. Der Verschmutzungsgrad ist dabei überschaubar und meistens genügt es, die Wunde mit klarem Wasser abzuspülen und sie so von Schmutzpartikeln zu befreien.

Schwieriger wird es bei Stürzen im Wald auf Outdoor-Parcours. Je tiefer die Wunde ist und je mehr Erde oder Steinchen in die Wunde gelangt sind, desto schwieriger wird die Säuberung. Nach einer groben Erstreinigung könnte in einem solchen Fall die Wunde mit einem sauberen Tuch abgedeckt und ein Arzt aufgesucht werden. Ein Verband sollte locker angelegt werden.

Wund- oder Heilsalben sind für die Akutversorgung überflüssig oder sogar schädlich.

Die Desinfektion von kleineren Schürfwunden kann mit Povidon-Jod, Polyhexanid oder Octenidin vorgenommen werden. Diese Desinfektionsmittel wirken gegen Pilze, gramnegative und grampositive Keime und sind insgesamt gut hautverträglich. Octenidin ist nur zur oberflächlichen Anwendung bestimmt und soll mittels Tupfer oder Aufsprühen auf die verletzten Hautareale aufgetragen werden. Es darf wegen des Risikos schwerer toxischer Gewebeschäden nicht in die Tiefe des Gewebes eingebracht werden.

Nach der Reinigung und Desinfektion kleinerer Schürfwunden werden diese mit einem Wundschnellverband – umgangssprachlich Pflaster – versorgt. Beraten Sie Ihre Kunden zu den verschiedenen Produkten. Sie können aus verschiedenen Trägermaterialen, zum Beispiel elastischen oder nichtelastischen Vlies- oder Kunststoffen, bestehen. Darauf befindet sich das Wundkissen, also die eigentlich Wundauflage, und die Klebemasse.

Bei einer sogenannten Pflasterallergie besteht zumeist eine Unverträglichkeit gegenüber dem Klebermaterial Kautschuk. Empfehlen Sie in diesem Fall Wundschnellverbände für sensible Haut. Sie enthalten den hypoallergenen Polyacrylatkleber.

Es gibt Pflasterrollen zum Abschneiden, fertige Pflasterstrips und Produkte mit wasserfester Trägerfolie zum Schutz vor Feuchtigkeit und Keimen. Fragen Sie immer, wie groß die eigentliche Wunde ist und empfehlen Sie ein Pflaster mit einer entsprechend großen Wundauflage.
Sprühpflaster eignen sich für unblutige Wunden an beweglichen Körperteilen, während Wundauflagen mit Silberionen eine antibakterielle Wirkung an bereits leicht entzündeten Hautregionen haben.

Größere offene Verletzungen müssen sofort mit einem Kompressionsverband versorgt werden, um die Blutung zu kontrollieren. Alles Weitere ist dann Sache des Arztes.

Was tun bei Nasenbluten?

Um Nasenbluten zu stoppen, sollte sich der Sportler leicht nach vorne beugen und mit offenem Mund ruhig ein- und ausatmen. Beide Nasenflügel sollten etwa fünf bis zehn Minuten mit Daumen und Zeigefinger zusammengedrückt werden. Dazu kann es helfen, einen nassen kalten Lappen in den Nacken zu legen. Falls die Blutung auf diese Weise nicht zu stoppen ist, kann das betroffene Nasenloch mit einer Kompresse oder einer Tamponade verschlossen werden.

Wundheilung

Bei allen Wundverschlüssen laufen drei physiologische Prozesse ab:

  1. Reinigungsphase
  2. Granulationsphase
  3. Epithelisierungsphase

In den ersten Minuten nach der Verletzung beginnt durch Aktivierung der Gerinnungskaskade die Blutstillung. Dann setzt die erste Phase, die Reinigungs- oder Exsudationsphase ein. Über typische Mechanismen einer Entzündungsreaktion wird ein Wundexsudat gebildet, das für die Reinigung der Wundregion nötig ist. Mit dieser Flüssigkeit werden Zellen des Immunsystems in die defekte Geweberegion geschwemmt und eliminieren dort Zelltrümmer, Fremdkörper und Erreger.
Dann beginnen die Reparation und der Wiederaufbau des zerstörten Gewebes. In der folgenden Granulationsphase bilden sich neue Gefäße und extrazelluläre Matrix. Abschließend wird dieser neue Gewebeverbund in der Epithelisierungsphase umgebaut und verdichtet.
Zuletzt wandern Keratinozyten von den Wundrändern aus in die Wunde ein und bilden die neue Epidermis, die zunächst noch recht empfindlich ist. Oberflächliche Wunden heilen meistens ohne Narbenbildung. Tiefe Verletzungen brauchen dagegen länger, bis sie komplett geschlossen sind. Außerdem entstehen oftmals bleibende Narben. Bis das Narbengewebe verblasst und widerstandsfähig gegenüber Krafteinwirkung von außen ist, dauert es oft mehrere Monate.

Empfehlen Sie Narbenspezifika, zum Beispiel Silikongele. Regelmäßig über mehrere Monate zweimal täglich einmassiert, erhöhen diese Gele oder Cremes die Elastizität des Narbengewebes. Bei einer gestörten Narbenentwicklung kann es zu auffällig aufgeworfenen und geröteten Narben kommen. Diese hypertrophen Narben können operativ korrigiert werden.

Erinnern Sie Ihre Kunden bei der Versorgung blutender Wunden an drei Dinge: Blutstillung, Desinfektion und Kontrolle des Tetanusschutzes.

Optimale Bedingungen

Das richtige Wundmilieu ist entscheidend. Die sogenannte feuchte Wundheilung ist heute der Goldstandard. Wunden heilen am besten, wenn sie sauber sind, die Wundränder glatt und dicht voreinander liegen und gut durchblutet sind. Moderne Wundauflagen gewährleisten ein feuchtes Wundmilieu und unterstützen alle Phasen der Wundheilung.
Das bedeutet für die Reinigungsphase, dass die verwendeten Auflagen die Fähigkeit haben müssen, überschüssiges Exsudat mit Geweberesten und Erregern aufzunehmen und zu binden, um Infektionen zu vermeiden.

In der Granulations- und Epithelisierungsphase sollten die Heilungsprozesse möglichst nicht von der Wundauflage gestört werden. Sie darf also nicht mit der Wunde verkleben und sollte auch nicht zu häufig gewechselt werden. Denn dann wird jedes Mal die dünne neu entwickelte Hautschicht zerstört.

Es gibt es eine große Vielfalt verschiedener Wundauflagen, die genau auf Bedingungen der jeweiligen Wunde abgestimmt ein optimales Wundmanagement ermöglichen. Zu den hydroaktiven Wundauflagen zählen zum Beispiel Kompressen aus Alginat, Hydrokolloid und Hydrogelen.

Hydrokolloide bestehen aus einer quellfähigen Schicht, die Partikel aus Pektin, Carboxymethylcellulose oder Gelatine enthält, und Polyurethanfolie als Trägerschicht. Die Quellschicht nimmt Wundexsudat auf und bildet ein Gel, das sich in die Wunde hineinlegt und ein optimales Milieu ermöglicht. Erst wenn äußerlich Blasen zu erkennen sind, ist die Bindungskapazität erschöpft, dann steht der Verbandswechsel an. Da das Gel nicht mit einer zusätzlichen Klebeschicht fixiert ist, lässt es sich leicht von der Wunde ablösen.
Vor dem Aufbringen von Hydrokolloidverbänden muss die Wunde trocken und fettfrei sein. Bei stark infizierten Wunden sollten hydrokolloidale Auflagen nicht verwendet werden.

Hydrokolloide dienen der Versorgung chronischer Wunden, aber auch leichter oberflächlicher Schnitt-, Schürf- oder Risswunden.

Stärker wasserhaltig mit einem Wasseranteil von 60 bis 95 Prozent sind Hydrogele. Sie eignen sich insbesondere zur Versorgung von trockenen Wunden: Sie können die Wunde befeuchten, der kühlende Effekt beruhigt die Wunde zudem. Zur sekundären Abdeckung dienen Wundgaze oder Saugkompressen oberhalb des Gels. Nicht geeignet sind Hydrogele zur Versorgung stark nässender oder blutender Wunden und bei hohem Infektionsgrad.

Superabsorber eignen sich zur effektiven Wundreinigung bei einem hohen Verschmutzungsgrad. Die Polyacrylatpartikel nehmen große Mengen von Flüssigkeit auf und bilden ein großvolumiges Gel, das auch Schmutzpartikel und Erreger einschließt und aus der Wunde entfernt. Superabsorber werden bei akuten oder chronischen Wunden mit starker Exsudatbildung empfohlen.

Alginate sind ebenfalls starke Gelbildner und werden deshalb innerhalb von Kompressen bei stark nässenden Wunden mit oder ohne Infektion verwendet. Sie bilden ein visköses Gel und haben ein hohes Quellungsvermögen. Weil sie auch Zelltrümmer und Bakterien aufnehmen, sorgen sie gleichzeitig für eine natürliche Wundreinigung.

Es gibt viele verschiedenen Arten dieser Kompressen, zum Beispiel solche mit Silberionen mit antibakteriellem Effekt. Entscheidend ist zu wissen, wie groß und wie stark die Wunde infiziert ist. Dann können Sie die richtige Auflage für den Patienten und seine Verletzungsart auswählen.

„Soll ich die Blase aufstechen?“

Auch Blasen an den Füßen, die zum Beispiel beim Wandern durch noch nicht eingelaufene oder schlechtsitzende Schuhe entstehen, kann man zu den Sportverletzungen zählen. Durch die ungewohnte Reibung löst sich die Epidermis und es dringt Flüssigkeit in den Spalt. Wird die betroffene Stelle vorher regelmäßig gefordert, dann bildet sich widerstandsfähigere Hornhaut. So kann einer Blase vorgebeugt werden.

Eine geschlossene Blase schützt die tieferliegende Wunde vor Verschmutzung und eindringenden Keimen. Das spricht dafür, die Blase möglichst nicht zu öffnen. Ist sie aber relativ groß und liegt an einer störenden Stelle, dann kann es sinnvoll sein, sie mit einer sterilen Nadel zu öffnen und anschließend die Wunde mit der richtigen Hygiene zu versorgen.

Bei einer offenen Blase besteht stets Infektionsgefahr. Auch wenn sie von allein einreißt, ist eine gründliche Desinfektion und Versorgung der Wunde notwendig. Die kleine Wunde muss gesäubert und mit einer antiseptischen Wundcreme oder Lösung behandelt werden. Anschließend sollte die Blase mit einem atmungsaktiven Pflaster abgedeckt werden.

Spezielle Blasenpflaster nehmen die Wundflüssigkeit auf und schützen mit dem entstehenden Hydrogelpolster die Stelle vor weiterem Druck. Dabei entsteht ein feuchtes Wundmilieu, das die Heilung fördert. Blasenpflaster können auf gereinigte, offene sowie auf geschlossene Blasen geklebt werden.


Die Autorin versichert, dass keine Interessenkonflikte im Sinne von finanziellen oder persönlichen Beziehungen zu Dritten bestehen, die von den Inhalten dieser Fortbildung positiv oder negativ betroffen sein könnten.

Hier finden Sie die PTA-Fortbildung der Ausgabe 05/2024 als PDF-Download.

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