E-Learning: Neurodermitis
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Trigger, Basispflege, Stufenplan – alles über Neurodermitis

Neurodermitis ist mehr als eine Hautkrankheit, sie schränkt die Lebensqualität der Betroffenen massiv ein. In der Apotheke können Sie mehr leisten, als Rezepte beliefern. Hier finden Sie das Hintergrundwissen für Beratungsgespräche.

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Neurodermitis ist eine nicht-infektiöse, chronische beziehungsweise chronisch-rezidivierende Hauterkrankung. Meist verläuft sie in Schüben. Die Betroffenen leiden unter starkem Juckreiz an bestimmten Hautarealen, die sie sich daraufhin aufkratzen und die sich dann entzünden können. Neurodermitis gehört zu den atopischen Erkrankungen.

Was bedeutet eigentlich „atopisch“?

Neurodermitis wird auch atopische Dermatitis oder atopisches Ekzem genannt. Atopie bedeutet, dass der Körper zu viele Immunglobulin-E-Antikörper (IgE) bildet. Er neigt also zu entzündlichen Überreaktionen auf bestimmte Auslöser. Zu den Atopien zählen auch die allergische Rhinosinusitis (Heuschnupfen) und Asthma bronchiale.

  • Oft sind Menschen von allen drei Erkrankungen betroffen; dann spricht man von der atopischen Trias.
  • Unter einem Etagenwechsel versteht man, dass Betroffene zuerst Neurodermitis haben und später Heuschnupfen und dann Asthma entwickeln.

Neurodermitis äußert sich meist durch einen Teufelskreis aus Jucken – Kratzen – Sekundärinfektion – verschlechtertem Hautzustand: Durch die gestörte Hautbarriere, die hohen Wasserverluste und die geringe Lipidproduktion ist die Haut empfindlich und trocken. Die hohen IgE-Spiegel setzen aus den Mastzellen vermehrt Allergie- und Entzündungsmediatoren wie Histamin und Leukotriene frei. Die Haut beginnt zu jucken. Auf den Juckreiz folgen Kratz-Attacken, die die Haut beschädigen. Die nässenden oder blutenden Areale entzünden sich und sind anfällig gegenüber Sekundärinfektionen durch

  • Bakterien (Staphylokokkus aureus, Streptokokkus pyogenes),
  • Pilze (Pityrosporum ovale oder Malassezia furfur) und
  • Viren (Herpes simplex).

Die Infektion triggert das Entzündungsgeschehen und schwächt die Hautbarriere.

Neurodermitiker*innen sind bei ihren Läsionen zu 80 Prozent mit Staphylococcus aureus besiedelt, auf der gesunden Haut zu 40 Prozent. Zum Vergleich: Hautgesunde Menschen sind nur zu 10 Prozent besiedelt.

Breitet Neurodermitis sich aus?
Neurodermitis ist nicht ansteckend, trotzdem steigt die Zahl der Betroffenen (in den letzten Jahrzehnten um das Dreifache). Vor allem Kinder sind betroffen, in den Industrieländern 15 bis 30 Prozent.

In einer Schulklasse mit 30 Kindern haben vier bis neun Kinder Neurodermitis.

Die Ursachen für Neurodermitis sind nicht vollständig geklärt. Mehrere Faktoren spielen eine Rolle:

  • Die atopische IgE-Fehlregulation ist genetisch bedingt.
  • Atopiker haben außerdem eine durchlässigere Hautbarriere, die auf Mutationen am Filaggrin-Gen zurückgeht. Veränderungen an diesem Strukturprotein machen die Haut durchlässiger für Allergene und erhöhen den transepidermalen Wasserverlust.
  • Außerdem bildet atopische Haut zu wenig Lipide.

Typisch Neurodermitis

Die ersten Beschwerden treten meist im Alter von wenigen Monaten bis vier Jahren auf. Bei zwei Dritteln geht die Symptomatik bis zur Pubertät zurück, wobei die Haut lebenslang empfindlich und trocken bleiben kann. Unter den Erwachsenen sind noch etwa fünf Prozent betroffen.

Das atopische Ekzem sitzt meist an typischen Stellen, die sich aber zwischen den verschiedenen Altersgruppen unterscheiden.

  • Bei Säuglingen zeigt es sich eher als nässende Rötungen und juckende Bläschen auf der Kopfhaut, den Wangen, den Kniekehlen und Ellenbeugen. Milchschorf ist oft ein erstes Anzeichen.
  • Bei älteren Kindern sind ebenfalls typischerweise die Kniekehlen und Ellenbeugen betroffen, zudem der Hals.
  • Bei Erwachsenen wechseln die Stellen öfter und können auch an Händen und Füßen auftreten.

In allen Altersklassen kann in schweren Fällen der ganze Körper betroffen sein.

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