Milchalternativen
PKA-Fortbildung

Pflanzendrinks anstatt Kuhmilch?

Ob im Café oder bei privaten Treffen im Freundeskreis, es wird immer häufiger anstatt nach Milch nach Soja-, Hafer-, Reis- oder Mandeldrinks verlangt. Sind diese Milchalternativen wirklich gesünder oder stecken andere Motive hinter diesem weltweiten Trend?

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Veröffentlichung der Teilnahmebescheinigung:
01. März 2022

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Wie steht es um den gesundheitlichen Aspekt? Diese Frage interessiert Ihre Apothekenkunden bei Ihrer Ernährungsberatung erfahrungsgemäß ganz besonders. Der Nährstoffgehalt der verschiedenen Pflanzendrinks und von Kuhmilch ist dabei extrem unterschiedlich: Der Energiegehalt von ungesüßten Pflanzendrinks reicht von 350 bis 380 Kilokalorien (kcal) pro Liter bei Sojadrinks bis hin zu 540 kcal pro Liter bei Mandeldrinks. Kuhmilch in Form von Vollmilch besitzt einen Energiegehalt von zirka 670 kcal pro Liter. Die meisten Pflanzendrinks sind im Gegensatz zu Kuhmilch proteinarm. Lediglich Sojadrinks haben einen Proteingehalt von zirka drei Gramm pro 100 Milliliter.

Auch die Proteinqualität pflanzlicher Lebensmittel ist aufgrund limitierter Aminosäuren geringer als die von tierischen Lebensmitteln, so kommt es bei vorwiegender Ernährung mit Hülsenfrüchten zum Beispiel oft zu einem Methionin-Mangel. Steht fast nur Getreide auf dem Speiseplan, so kann es zu einem Mangel der Aminosäure Tryptophan kommen. Bei Verzicht auf Kuhmilchprodukte sollten Sie Ihren Kunden deshalb unbedingt dazu raten, für alternative Proteinquellen wie Fisch, Pilze oder Eiprodukten zu sorgen. Da Proteine weltweit als „Nadelöhr“ bei der Versorgung der Menschheit mit Nährstoffen gelten, können Pflanzendrinks (bis auf Sojadrinks) hier leider keinen nennenswerten Beitrag leisten.

Der Fettgehalt von Pflanzendrinks variiert zwischen etwa vier Prozent bei Mandeldrinks, über zirka drei Prozent bei Sojadrinks bis hin zu etwa zwei Prozent bei Haferdrinks. Kuhmilch ist in einer Vielzahl von beim Einkauf leicht erkennbaren Fettgehalten von über vier Prozent bis nur 0,1 Prozent erhältlich. Eindeutig gegen Kuhmilch spricht, dass sie als tierisches Lebensmittel Cholesterin enthält, das für viele Wohlstandskrankheiten wie Atherosklerose und deren Folgen wie Herzinfarkte oder Schlaganfälle mitverantwortlich ist. Das Fettsäuremuster der erwähnten Milchalternativen besteht überwiegend aus ungesättigten Fettsäuren, was gesundheitlich sehr positiv ist. Eine Ausnahme in dieser Hinsicht ist Kokosmilch, deren Fettsäuren gesättigt sind und die deshalb nicht als regelmäßiger, alleiniger Kuhmilchersatz zu empfehlen ist.

Kuhmilch selbst enthält mit zirka zehn Prozent einen deutlich höheren Anteil an gesättigten Fettsäuren als die anderen Milchalternativen. Die Kohlenhydratmenge von Pflanzendrinks ist sehr unterschiedlich und liegt zwischen 0,04 und vier Prozent. Am wenigsten Kohlenhydrate enthalten ungesüßte Sojadrinks, am kohlenhydratreichsten sind von Natur aus Reisdrinks. Beim Einkaufen sollten Ihre Kunden aber aufpassen, dass es sich nicht um zusätzlich gesüßte Pflanzendrinks handelt. Bei den deklarierten Inhaltsstoffen muss dabei nicht nur nach Saccharose oder Glucose, sondern auch nach Fructose-Glucose-Sirup oder Agavendicksaft Ausschau gehalten werden. Am kohlenhydratreichsten sind gesüßte Sojadrinks mit Schokoladenoder Vanillegeschmack.

Sind Pflanzendrinks gesünder und nachhaltiger als Kuhmilch? Unsere Autorin erklärt die Fakten und Zahlen zur veganen Alternative.

Nur wenig Calcium Auch auf die Mikronährstoffe muss beim Vergleich geachtet werden. Im Gegensatz zu Kuhmilch enthalten Pflanzendrinks fast kein Calcium. Um diesen Nachteil auszugleichen werden einige Drinks mit Tricalciumphosphat, Calciumcarbonat oder Algen (Lithothamnium calcareum) angereichert. Die enthaltenen Calciummengen bei angereicherten Produkten sind ähnlich denen der Kuhmilch oder übertreffen sie sogar. Dabei ist aber zu beachten, dass im Fall von Tricalciumphosphat das Calcium schlechter bioverfügbar ist als im Fall von Calciumcarbonat.

Bestimmte Vitamine, bei denen es bei vegetarischer oder veganer Ernährung häufig zu Mangelerscheinungen kommen kann, werden vielen Pflanzendrinks zugesetzt. Dazu gehören vor allem Vitamin B2 (Riboflavin), Vitamin B12 und Vitamin D, wobei die Konzentrationen von Hersteller zu Hersteller sehr variieren. Sojadrinks sind wegen ihrer Phytoestrogene, eine bestimmte Art sekundärer Pflanzeninhaltsstoffe, die ähnliche Eigenschaften wie die weiblichen Sexualhormone besitzen, umstritten. Einerseits wirken sie risikominimierend in Bezug auf Osteoporose, Herz-Kreislauf-Erkrankungen und viele Krebsarten. Andererseits gibt es immer wieder Hinweise auf negative Einflüsse durch den hormonartigen Effekt. Besonders bei Kindern ist die Studienlage hier noch lückenhaft.

Hohes Allergiepotenzial Kuhmilch gehört zu den häufigen Allergenen. Zwei bis drei Prozent aller Säuglinge reagieren allergisch auf das Kuhmilchprotein. In diesen Fällen muss Kuhmilcheiweiß unbedingt gemieden werden. Da viele der Betroffen auch mit einer Kreuzallergie auf Sojaproteine allergisch reagieren, sollte diese Umstellung erst gar nicht probiert werden und auf hypoallergene Nahrung, die in die einzelnen Aminosäuren aufgespalten ist, umgestellt werden.

Nicht zu verwechseln ist die Allergie auf das Eiweiß der Kuhmilch mit der Lactoseintoleranz. Hiervon sind in Deutschland etwa 15 Prozent der Bevölkerung betroffen. In diesen Fällen kann der Milchzucker, ein aus zwei Bausteinen bestehendes Disaccharid, durch das nicht in ausreichender Menge vorhandene Verdauungsenzym Lactase nicht genügend abgebaut werden. Dadurch gelangt Lactose in tiefere Darmabschnitte und sorgt dort für vielfältige Beschwerden. Bei Lactoseintoleranz muss Kuhmilch nicht komplett gemieden werden, es reicht je nach Rest-Lactase-Aktivität eine individuelle Reduzierung.

Drink oder Milch? Fragen Sie sich eigentlich, warum in diesem Artikel immer Pflanzendrinks anstatt Hafer-, Mandel-, Reis- oder Sojamilch geschrieben wird? Nach einem Gerichtsurteil ist es nur dann erlaubt von Milch zu sprechen, wenn diese aus dem Euter eines Säugetieres stammt. Sonst sei der Ausdruck irreführend. Eine Ausnahme stellt Kokosmilch dar, da dieser Ausdruck im allgemeinen Sprachgebrauch schon lange enthalten ist.

Kuhmilch enthält keine Ballaststoffe Ein deutlicher Vorteil von Pflanzendrinks ist, dass sie im Gegensatz zu Kuhmilch Ballaststoffe enthalten. Besonders der in Haferdrinks enthaltene Ballaststoff Beta-Glucan hat positiven Einfluss auf den Lipidstoffwechsel und somit auf das Herz-Kreislaufsystem. Es gibt Studien, die zeigen, dass bereits fünf Wochen nach dem Ersatz von Reisdrinks durch Haferdrinks das Gesamtcholesterin und die LDL-Konzentration im Blutserum bei Männern signifikant gesunken ist. Diese asiatischen Studien sind allerdings in Europa noch zu bestätigen.

Und der soziale Aspekt? Er spielt bei der Einkaufsentscheidung für viele Verbraucher in puncto Nachhaltigkeit eine zunehmend bedeutende Rolle. Dabei lassen sich die Arbeitsbedingungen in Deutschland naturgemäß leichter beurteilen als die von Menschen in fernen Ländern. Die Arbeit der in der Kuhmilchproduktion tätigen Landwirte wird in Deutschland häufig nicht fair vergütet, besonders die konventionelle Milcherzeugung ist zurzeit ein Verlustgeschäft. Obwohl zur Herstellung von einem Liter Milch zirka 40 Cent benötigt werden, beträgt der den Milchbauern bezahlte Preis momentan nur etwa 33,7 Cent pro Liter.

Der Erzeugerpreis von Bio-Milch hingegen beträgt etwa 47,6 Cent pro Liter, also etwa 40 Prozent mehr als bei konventioneller Milch. Auch der Herkunft des Futtermittels muss Beachtung geschenkt werden. Die Fütterung der Tiere mit Soja wird wegen der Zerstörung der Regenwälder zur Steigerung der Anbauflächen schon länger kritisiert. Bio-Kühe hingegen erhalten regionales Futter aus ökologischem Anbau, das entweder auf dem eigenen Hof oder auf nahegelegenen Höfen angebaut wird.

Dadurch werden unnötige Transportwege vermieden und das Einhalten der ökologischen Kriterien ist transparenter. Obwohl es in letzter Zeit geradezu einen Hype um Pflanzendrinks gibt, sind diese keine Neuheit, sondern schon lange Bestandteil der weltweiten Ess- und Trinkkultur. Die längste Tradition haben in Europa dabei Mandeldrinks, die schon im 17. Jahrhundert auf Mallorca als Getränk der Mönche galten. Haferdrinks hingegen wurden erst in den 1990er Jahren an der schwedischen Universität Lund entwickelt. Daraus entstand das weltweit agierende Unternehmen Oatly, das das englische Wort „oat“ für Hafer im Namen trägt.

Ute Kropp, Apothekerin/PKA-Lehrerin


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