Vitamine & Mineralstoffe
PTA-Fortbildung

Immer gut versorgt?

Ohne Vitamine und Mineralstoffe geht es nicht. Der Körper benötigt sie in kleinen Mengen und erzielt damit eine große Wirkung. Helfen Sie Ihren Kunden den Überblick zu behalten, welche Mikronährstoffe für sie sinnvoll sein könnten.

20 Minuten

Nahrungsergänzung bei Kindern In der Kinderheilkunde haben sich bereits seit langem Empfehlungen zur gezielten Ergänzung der Ernährung etabliert, allerdings lediglich für Neugeborene und Säuglinge. Bei ihnen werden einzelne Mikronährstoffe regelmäßig supplementiert. Über den Nutzen von Supplementen bei älteren Kindern bestehen unterschiedliche Auffassungen. Im Kindes- und Jugendalter raten Pädiater nur im Einzelfall dazu. Fachgesellschaften wie die DGE und viele andere Experten gehen davon aus, dass bei gesunden Kindern in der Regel kein zusätzlicher Bedarf für eine Nahrungsergänzung besteht.

Eine Supplementierung mit Mikronährstoffen sollte daher nur in Abstimmung mit dem Kinder- und Jugendarzt erfolgen. Dieser wird bei tatsächlich vorliegenden Mangelzuständen ein hoch dosiertes Präparat gezielt auswählen. In der Praxis geschieht dies beispielsweise bei einem Eisenmangel, der bei Mädchen und jungen Frauen sowie in Wachstumsphasen beider Geschlechter häufig auftritt und auch unter vegetarischer oder veganer Ernährungsweise möglich ist.

Zudem erhalten Kinder und Jugendliche, die sich vegan ernähren, Vitamin B12-Präparate. Studiendaten zeigen überdies, dass bei Kindern und Jugendlichen unabhängig von der Ernährungsform die Versorgung mit Jod und Calcium verbessert werden sollte. Laut dem Bundesinstitut für Risikobewertung (BfR) erreichen beispielsweise junge Frauen zwischen 14 und 18 Jahren nicht die erforderlichen Calciummengen. Zudem ist in allen Altersstufen – auch bei Erwachsenen – die Versorgung mit Vitamin D und Folsäure unzureichend.

Eine Eisenmangelanämie gehört bei Jugendlichen zu den häufigsten ernährungs- bedingten Mangelkrankheiten.

Vitamin-K-Prophylaxe Für Neugeborene ist Vitamin K überaus wichtig. Es spielt für das Blutgerinnungssystem eine essenzielle Rolle, da es eine Schlüsselfunktion bei der Bildung von Prothrombin und weiteren Gerinnungsfaktoren einnimmt. Da das Kind im Mutterleib unzureichend mit Vitamin K versorgt wird und zudem der Vitamin-K-Gehalt der Muttermilch zu niedrig ist, ist bei Neugeborenen und jungen Säuglingen das Risiko für Hirn-, Haut- und Darmblutungen erhöht.

Um diese Blutungen zu vermeiden, erfolgt eine orale Vitamin K-Prophylaxe. Alle Neugeborenen erhalten in Deutschland dreimal zwei Milligramm Vitamin K in Tropfenform im Rahmen der Vorsorgeuntersuchungen. Das erste Mal direkt nach der Geburt sowie am vierten bis siebten Lebenstag und in der dritten bis sechsten Lebenswoche.

Rachitisprophylaxe Säuglinge sind seit Jahrzehnten eine anerkannte Risikogruppe für einen Vitamin-D-Mangel. Da sie in den ersten zwölf Lebensmonaten für einen gesunden Knochenaufbau einen erhöhten Bedarf an dem fettlöslichen Vitamin haben und bei ihnen die Eigenproduktion von Vitamin D in der Haut noch nicht ausreichend funktioniert, benötigen Kinder im ersten Lebensjahr grundsätzlich eine exogene Vitamin-D-Zufuhr, um die Vitamin-D-Mangelerkrankung Rachitis zu vermeiden.

Als Rachitisprophylaxe werden gestillten und ungestillten Säuglingen ab der ersten Lebenswoche bis zum Ende des ersten Lebensjahres täglich 10 Mikrogramm (µg) (400 I.E.) orales Vitamin D empfohlen. Diese Empfehlung der DGE gilt unabhängig von endogener Synthese und Nahrung. Die Deutsche Gesellschaft für Kinder- und Jugendmedizin (DGKJ) rät, die Prophylaxe auch noch im zweiten Lebensjahr in den Wintermonaten fortzusetzen.

Daten des Robert-Koch-Institutes (RKI) zeigen bei allen Kindern, die nicht mit Vitamin D supplementiert werden, einen generellen Mangel des fettlöslichen Vitamins. Daher geht der Berufsverband der Kinder- und Jugendärzte e. V. (bvkj) davon aus, dass die derzeit gültigen Empfehlungen zur Vitamin-D-Supplementierung demnächst modifiziert und auch auf ältere Kinder ausgedehnt werden.

Vitamin C
Ascorbinsäure ist als Redoxsystem an zahlreichen Stoffwechselvorgängen, wie der Synthese von Kollagen oder von Nebennierenrinden- und Nebennierenmarkhormonen, an Wundheilungsvorgängen sowie an körpereigenen Abwehrvorgängen beteiligt. Als Antioxidans kann es vor Schäden durch freie Radikale schützen und spielt daher eine wichtige Rolle bei der Prävention zahlreicher Erkrankungen (z. B. Erkältungskrankheiten, Karzinomen, Arteriosklerose).

Die Höhe der Dosierung wird immer wieder diskutiert, insbesondere unter der Fragestellung der optimalen präventiven Zufuhr. Die Tagesdosis sollte über den Tag verteilt werden, denn nur Dosierungen bis zu 200 mg werden vollständig resorbiert, bei höheren Dosierungen nimmt die Bioverfügbarkeit ab. Eine Alternative sind retardierte Präparate, die Vitamin C zeitversetzt abgeben und damit für eine kontinuierliche Freigabe sorgen.

Vitamin D für alle Altersstufen Auch ältere Kinder können in der Regel ebenso wenig wie Erwachsene ihren Vitamin-D-Bedarf über die körpereigene Biosynthese noch über die alimentäre Zufuhr decken. Hintergrund dafür ist zum einen, dass die Vitamin-D-Zufuhr über die normale Ernährung mit den üblichen Lebensmitteln grundsätzlich nicht ausreicht, um die gewünschte Versorgung mit dem fettlöslichen Vitamin sicherzustellen. Gute Vitamin-D-Lieferanten wie fette Fischsorten (z. B. Hering, Makrele) werden in Deutschland nur selten verzehrt, sodass es nahezu unmöglich ist, allein durch die Nahrung eine ausreichende Vitamin D-Versorgung sicherzustellen.

Laut Angaben der DGE beträgt die über die üblichen Lebensmittel aufgenommene Menge an Vitamin D bei Jugendlichen und Erwachsenen lediglich 2 bis 4 µg (80 bis 160 I.E.). Zum anderen ist auch der Beitrag der endogenen Synthese zur Vitamin-D-Versorgung nicht immer gewährleistet. In den sonnenarmen Monaten zwischen Oktober und April mangelt es in unseren Breitengraden an UVB-Strahlung, um die Vitamin-D-Produktion in der Haut ausreichend zu stimulieren.

Aber auch in den sonnenreichen Monaten zwischen Mai und September kann die körpereigene Produktion von Vitamin D durch eine zu geringe Sonnenlichtexposition (z. B. durch den Gebrauch von Pflegeprodukten mit Lichtschutzfaktoren oder zu seltener Aufenthalt im Freien) schwierig sein. Wird die angestrebte 25-Hydroxyvitamin-D-Serumkonzentration von mindestens 50 nmol/l nicht erreicht, rät die DGE zur Gabe von Vitamin-D-Präparaten. Es gelten dann die gleichen Vitamin-D-Referenzwerte wie für Erwachsene, das heißt, Kinder ab einem Jahr benötigen 20 µg (800 I.E.) Vitamin D am Tag.

In der Praxis haben sich für diese Fälle die allgemein verfügbaren Präparate mit 25 µg (1000 I.E.) durchgesetzt. Eine ausreichende Versorgung ist nicht nur hinsichtlich einer Vitamin-D-Mangel-Rachitis-Prävention wichtig. Während früher nur die Vitamin-D-Funktion im Calcium- und Knochenstoffwechsel bekannt war, weiß man inzwischen, dass die Hauptwirkform des Vitamin D, die stoffwechselaktive Verbindung 1,25 Dihydroxycolecalciferol (Calcitriol), auch wichtige extraskelettäre Effekte besitzt.

In mehr als 30 Organen und Geweben trägt Vitamin D dazu bei, etwa 300 verschiedene Gene zu aktivieren. Neben den Zellen der klassischen Zielorgane (Knochen, Nieren, Magen-Darmtrakt, Nebenschilddrüsen) benötigen auch weitere physiologische Systeme (Immunsystem, Bauchspeicheldrüse, Herz-Kreislauf-System, Muskeln, Gehirn, Zellzyklus) Vitamin D für ihre volle Funktionstüchtigkeit. Ein unzureichender Vitamin-D-Status wird daher – in allen Altersstufen – nicht nur mit Erkrankungen des Skelettsystems (z. B. Rachitis, Osteoporose), sondern auch mit einer erhöhten Infektanfälligkeit, verstärkten Müdigkeit und Muskelschwäche sowie mit verschiedenen Krankheiten wie beispielsweise des Herz-Kreislauf-Systems, Atemwegserkrankungen (z. B. Asthma, COPD, akute Atemweginfektionen), Autoimmunerkrankungen sowie Karzinomen oder Diabetes mellitus assoziiert.

Vitamin E
Tocopherole schützen als fettlösliche Antioxidanzien mehrfach ungesättigte Fettsäuren und andere leicht oxidierbare Substanzen vor freien Radikalen. Außerdem hemmt Vitamin E die Blutgerinnung und hat immunmodulierende sowie entzündungshemmende Eigenschaften. Pflanzliche Öle wie Weizenkeim-, Sonnen- blumen- und Olivenöl sowie Vollkornprodukte, Eier und Nüsse sind besonders reich an dem fettlöslichen Vitamin. Wird Vitamin E präventiv (z. B. bei Herz-Kreislauf-Erkrankungen, Arteriosklerose, rheumatischen Erkrankungen) eingesetzt, empfiehlt das BfR, nicht mehr als 30 mg (= 44 I.E.) am Tag zu supplementieren.

Kariesprophylaxe Nach den Leitlinien der DGKJ sollten Säuglinge gemeinsam mit Vitamin D zusätzlich noch täglich 0,25 mg Fluorid zur Kariesprophylaxe einnehmen (Voraussetzung: der Fluorid-Gehalt im Trinkwasser beträgt weniger als 0,3 mg/l, was in Deutschland meistens der Fall ist). Die orale Fluorid-Gabe sollte so lange erfolgen, bis die Kinder regelmäßig fluoridierte Zahnpasta erhalten, die sie zuverlässig ausspucken können. Dieser Zeitpunkt beginnt in der Regel mit vier Jahren. Im Gegensatz zu den pädiatrischen Empfehlungen raten Zahnärzte, zur Kariesprophylaxe bereits ab dem Durchbruch des ersten Milchzahns eine fluorierte Kinderzahnpasta zu verwenden. Eine orale Fluorid-Supplementation entfällt dann ab diesem Zeitpunkt.

×