Heiße Tage – Warum Hitze ein Gesundheitsrisiko ist
22 Minuten
- 1Temperatur als Gesundheitsrisiko
- 2Hitzeerkrankungen
- 3Allergien, UV, Ozon
- 4Risikogruppen
- 5Hilfe gegen Hitze
- 6Fortbildung
01. September 2023
Variable Hitzetoleranz
Allerdings macht Hitze nicht jedem gleichermaßen zu schaffen. Die Hitzetoleranz scheint zwischen dem 20. und 35. Lebensjahr am höchsten zu sein, wobei sie individuell variiert. Bereits junge Menschen reagieren unterschiedlich auf Hitze. Während es den einen bereits ab 25 °C zu heiß wird, können andere 30 °C oder 31 °C noch gut tolerieren.
Wie der Organismus mit den veränderten Außentemperaturen umgeht, ist zum einen genetisch vorgegeben. Zudem beeinflussen verschiedene Faktoren die körpereigene Thermoregulation. Neben der individuellen Anpassungsfähigkeit des Körpers auf hohe Temperaturen ist die Möglichkeit einer Person, sich während einer Hitzewelle aktiv vor Hitzebelastungen zu schützen, ebenso relevant.
Risikogruppen
Eine besonders vulnerable Personengruppe sind Ältere und vor allem sehr alte Menschen. Sie haben ein erhöhtes Risiko, hitzeassoziierte Gesundheitsprobleme zu entwickeln, da die Fähigkeit ihres Körpers zur Thermoregulation mit zunehmendem Alter abnimmt und langsamer verläuft. Im Alter verringert sich sowohl die Durchblutung der Haut als auch die Schweißproduktion mit der Folge einer geringeren Abgabe von Körperwärme. Da sich Ältere aufgrund einer veränderten Wahrnehmung zudem häufig zu warm kleiden, verstärkt sich das Problem. Darüber hinaus lässt bei Älteren das Durstgefühl nach, sodass sie meist zu wenig trinken, was einen Flüssigkeits- und Elektrolytmangel nach sich ziehen kann.
Bei Säuglingen und Kleinkindern verläuft die Regulation des Wärmehaushalts entwicklungsbedingt noch nicht optimal. Zum einen sind bei den Kleinen die Schweißdrüsen nur unvollständig ausgebildet, sodass die Schweißproduktion gering ist. Zum anderen besitzen sie durch ihre geringe Körpergröße und damit ihrer absolut gesehenen geringen Körperoberfläche lediglich eine geringe Wärmeaustauschfläche. Andererseits nehmen sie Wärme aber auch stärker auf, da sie relativ gesehen wiederum eine größere Körperoberfläche als Erwachsene besitzen. Hinzu kommt noch, dass Kinder bei körperlicher Anstrengung mehr Stoffwechselwärme produzieren, sodass heiße Tage für die Kleinen problematisch werden können.
Hitzeempfindlich sind auch Schwangere. Um das heranwachsende Kind vor Wärmestress zu schützen, senkt der Körper in der Schwangerschaft die Körperkerntemperatur um circa 1 °C. Somit ist der Organismus bei hohen Außentemperaturen gefordert, verstärkt Wärme abzugeben, um die geringere Körperkerntemperatur aufrechtzuerhalten. Dies führt zu einer erhöhten Belastung des Kreislaufs von Schwangeren, was mit Kreislaufproblemen, Müdigkeit sowie schweren und geschwollenen Beinen einhergeht. Zudem lassen sich bei Hitzewellen vermehrt Frühgeburten und Geburtskomplikationen beobachten.
Aber auch pflegebedürftige und mobil eingeschränkte Personen sowie alleinlebende Menschen zählen zu den Risikogruppen. Sie sind alle bei Hitze auf Hilfe angewiesen, die sie aber nicht immer im ausreichenden Maße erfahren. Ebenfalls sind Menschen, die im Freien arbeiten müssen, anfällig für thermische Belastungen. Sie können sich ebenso wenig vor der prallen Sonne schützen wie wohnungslose Personen, die auch nicht immer die Chance haben, kühle Orte aufzusuchen. Zu den Risikogruppen zählen auch chronisch Kranke.
Sie vertragen Hitze schlecht, vor allem Patienten mit Herz-Kreislauf- und Lungenerkrankungen, Niereninsuffizienz, Diabetes sowie neurologischen oder psychiatrischen Erkrankungen. Bei ihnen gerät der Selbstschutz des Körpers gegen Wärme schnell an seine Grenzen. Dabei spielen die Erkrankungen selbst sowie auch eingenommene Medikamente eine Rolle. So ist bei Diabetikern beispielsweise sowohl der Hitzeaustausch über das Schwitzen als auch der über einen verstärkten Hautblutfluss mittels Gefäßerweiterung krankheitsbedingt beeinträchtigt.
Frühwarnsysteme
Frühwarnsysteme wie das Hitzewarnsystem des Deutschen Wetterdienstes (DWD), die Ozonwarnungen des Umweltbundesamtes (UBA) und der UV-Index des Bundesamtes für Strahlenschutz (BfS) richten sich insbesondere an Risikogruppen. Der DWD informiert bereits mindestens zwei Tage im Voraus über Hitzewellen, sodass sich rechtzeitig eine Unterstützung für hilfsbedürftige und vulnerable Personengruppen organisieren lässt.