Beschwerdefrei durch die Tage kommen
20 Minuten
- 1Menstruationszyklus
- 2Beschwerden
- 3Endometriose & PMS
- 4Therapie – Teil 1
- 5Therapie – Teil 2
- 6Fortbildung
01. März 2022
Schmerzhafte Regelblutung Bei zwei von drei Frauen ist die Menstruation mit Beschwerden verbunden. Die Kontraktion der Gebärmutter geht bei ihnen mit schmerzhaften Krämpfen einher, wobei die Schmerzen auf den Unterleib beschränkt bleiben oder bis in den Rücken und in die Oberschenkel ausstrahlen können. Auch Begleitsymptome wie Übelkeit, Erbrechen, Durchfall, Kreislaufbeschwerden oder Kopfschmerzen sind typisch. Vor allem leiden junge Mädchen an einer Dysmenorrhö, so der medizinische Fachbegriff für die schmerzhafte Monatsblutung.
Studien zufolge sind 50 bis 70 Prozent aller Teenager betroffen. Bei etwa zehn Prozent sind die Beschwerden so stark, dass sie nicht in der Lage sind zu arbeiten oder am Schulunterricht teilzunehmen. Die Beschwerden können bereits einige Stunden vor Blutungsbeginn einsetzen. Meist sind sie zu Beginn der Blutung am stärksten und lassen nach 10 bis 12 Stunden nach. Unter Stress oder durch einen unregelmäßigen Tagesablauf scheinen sich die Regelschmerzen noch zu verschlechtern. Die Blutungsstärke hat jedoch in der Regel keinen Einfluss auf die Intensität einer Dysmenorrhö.
Gang zum Gynäkologen
Menstruationsbeschwerden können harmlose bis gravierende Ursachen zugrunde liegen. Letztendlich kann nur ein Arzt mit einer gynäkologischen Untersuchung behandlungsbedürftige Erkrankungen sicher ausschließen oder einer adäquaten Therapie zuführen. Raten Sie Frauen mit Zyklusstörungen und Regelschmerzen immer zur ärztlichen Abklärung, wenn
+ die Menarche bereits im 9. oder 10. Lebensjahr erfolgt,
+ die Menarche mit 16 Jahren noch nicht eingetreten ist,
+ die Menopause außergewöhnlich früh einsetzt,
+ die Menstruation plötzlich und ohne erkennbare Ursache ausbleibt,
+ die Menstruation außerhalb des normalen Zyklus auftritt,
+ die Menstruation nach dem Geschlechtsverkehr einsetzt,
+ die Menstruation extrem stark ist,
+ die Menstruation länger als 7 Tage dauert,
+ die Menstruation von außergewöhnlich starken Schmerzen begleitet wird,
+ die Regelschmerzen nicht mit NSAR ausreichend behandelt werden können,
+ die Regelschmerzen außerhalb der Menstruation auftreten,
+ die Farbe der Blutung anders ist als sonst.
Primäre und sekundäre Dysmenorrhö Bestehen die Schmerzen seit der ersten Periode, ohne dass körperliche Ursachen dafür zu finden sind, spricht man von primärer Dysmenorrhö. Zur vollen Ausprägung kommt sie, wenn sich regelmäßig Zyklen mit Eisprung eingestellt haben, was durchschnittlich mit 16 Jahren der Fall ist. Im Laufe der Jahre werden die Beschwerden (meistens) schwächer, vor allem nach einer Geburt. In seltenen Fällen bleiben sie darüber hinaus bestehen.
Verursacht wird die schmerzhafte Regelblutung durch eine gesteigerte Produktion von Prostaglandinen am Zyklusende. Warum vermehrt Prostaglandine gebildet werden, weiß man bislang nicht genau. Sicher ist nur, dass vor allem Prostaglandin F2alpha (PGF2α) um ein Vielfaches erhöht ist. Es lässt die Gebärmutter der Betroffenen stärker und häufiger kontrahieren als bei beschwerdefreien Frauen. Zudem sind an dem Geschehen noch weitere muskelkontrahierende und gefäßverengende Botenstoffe wie Leukotriene und Vasopressin beteiligt.
Letztendlich wird das Gewebe der Gebärmutter schlechter durchblutet und mit weniger Sauerstoff versorgt. Pathophysiologisch handelt sich also um einen ischämischen Schmerz. Die typische Begleitsymptomatik entsteht, da die Botenstoffe über den Blutkreislauf durch den ganzen Körper strömen. Darüber hinaus wird eine Senkung der Schmerzschwelle diskutiert, durch die der Uterus auf die freigesetzten Botenstoffe besonders empfindlich reagiert. Leichte bis mäßige Regelschmerzen im Rahmen einer primären Dysmenorrhö gelten als medizinisch harmlos und lassen sich in den meisten Fällen effektiv mit nicht-medikamentösen Maßnahmen sowie rezeptfreien Arzneimitteln in Eigenregie behandeln.
Lassen sich die Schmerzen auf eine organische Ursache zurückführen, liegt eine sekundäre Dysmenorrhö vor, bei der die Grenzen der Selbstmedikation erreicht sind. Häufig stellen sich dann erst in späteren Jahren nach zahlreichen beschwerdearmen Zyklen zum ersten Mal unvermittelt besonders starke Regelschmerzen ein. Eine sekundäre Dysmenorrhö kann aber ebenso bereits ab der ersten Menstruation vorliegen. Fehlbildungen oder Lageanomalien der Gebärmutter oder eine Endometriose sind einige Beispiele, die starke Regelschmerzen von Anfang an auslösen. Später sind es unter anderem mechanische Verhütungsmittel (z. B. Spirale), Myome oder eine gestörte Hormonbalance.
Schleimhaut auf Abwegen In Deutschland sind etwa zehn bis 15 Prozent der fertilen Frauen von einer Endometriose betroffen. Dabei kann Gebärmutterschleimhaut, die sich nicht auf die Gebärmutterhöhle beschränkt, starke Regelschmerzen oder zyklusabhängige Schmerzen im Unterbauch oder im Rücken auslösen. Das Gewebe findet sich an verschiedenen Stellen im Organismus, wo es eigentlich nicht hingehört. Häufig sitzt es an den Eierstöcken, auf dem Bauchfell, an der Scheide, in der Blase oder im Darm – manchmal wuchert es sogar im gesamten unteren Bauchraum.
Siedelt es sich in der Gebärmuttermuskelwand an, spricht man von einer Adenomyose. Da die verirrte Schleimhaut genauso wie die normale Gebärmutterschleimhaut hormongesteuert ist und damit zyklischen Prozessen folgt, baut sie sich auch außerhalb der Gebärmutter mit dem Zyklus auf und wieder ab. Allerdings kann sie nicht normal abbluten, sodass sich durch das monatliche Wachstum des Gewebes Zysten, Entzündungen und Vernarbungen bilden.
Heterogene Symptomatik Die verschiedenen Endometrioseherde können auf Organe drücken oder in sie hineinwachsen. Je nach ihrer Lokalisation variieren die Beschwerden. Während sie zunächst meist zyklusabhängig auftreten, machen sie sich mit zunehmendem Krankheitsverlauf auch außerhalb der Regelblutung bemerkbar. Typisch sind dauerhafte Unterleibsschmerzen sowie Schmerzen beim Geschlechtsverkehr oder beim Toilettengang.
Zudem sind Endometriosepatientinnen oft unfruchtbar, da die Endometrioseherde die Eileiter verkleben können. Schätzungsweise ist bei etwa 30 bis 50 Prozent aller Frauen mit unerfülltem Kinderwunsch eine Endometriose die Ursache. Seltener sind die Zellansammlungen am Zwerchfell, im Nabel oder in der Lunge anzutreffen, was entsprechend zyklusabhängige Schmerzen an der Schulter, Nabelbluten oder Bluthusten hervorruft.