Alles da für den Notfall
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01. Januar 2023
7. Aktivkohle Diese besonders aufbereitete Kohle hat eine riesige innere Oberfläche, größenordnungsmäßig entspricht die Oberfläche eines Gramms etwa der eines Fussballfeldes. Dadurch hat sie enorme Absorptionskapazitäten und kann bei oral aufgenommenen Giftstoffen als universeller Absorber eingesetzt werden.
Dafür braucht man allerdings größere Mengen als die in üblichen Compretten, die bei Magen-Darm-Grippe eingesetzt werden. Für Erwachsene werden 0,5 bis 1g pro Kilogramm Körpergewicht in Form von in Wasser aufgelöstem Kohlepulver zum Trinken gegeben.
8. Tetanus-Impfstoff Auch wenn uns heutzutage eine Impfung gegen Tetanus fast selbstverständlich erscheint, gehört dieser Impfstoff ins Notfalldepot und muss unbedingt vorrätig gehalten werden. Wegen der allgemein zunehmenden Lieferengpässe, sollten Sie deshalb bei den Tetanus-Impfstoffen den Bestand besonders gut im Auge haben und im Warenwirtschaftssystem einen eisernen Bestand markieren. Zusätzlich ist es hilfreich, an der entsprechenden Schublade im Kühlschrank einen Vermerk zu machen, damit auch die Teilzeitarbeitenden unter Ihren Kollegen dies wissen.
Warum ist der Tetanus-Impfstoff so wichtig? Die Krankheit Tetanus, auch Wundstarrkrampf genannt, wird durch das im Erdreich vorkommende Bakterium Clostridium Tetani ausgelöst und kann noch immer tödlich verlaufen. Auch bei nichttödlichem Verlauf kann es zu extremen Krämpfen kommen, sodass der Patient in ein künstliches Koma überführt werden muss. Besonders schlecht durchimpft sind Senioren, die oftmals die nach fünf bis zehn Jahren erforderlichen Auffrischungsimpfungen vernachlässigen.
Gerade diese Bevölkerungsgruppe zieht sich aber zum Beispiel durch Gartenarbeiten häufig Bagatellverletzungen zu, durch die es zu Infektionen kommen kann. Wenn die Betroffenen aber an Neuropathien (= Gefühlsstörungen) leiden, was vor allem bei Diabetikern häufig vorkommt, können die Verletzungen unbemerkt bleiben. Wird sie bemerkt, ist häufig auch bei aufgefrischten Patienten kein Impfpass zur Hand und es sollte so schnell wie möglich eine Impfung zusammen mit der passiven Immunisierung, die im nachfolgenden Punkt erklärt wird, durchgeführt werden.
9. Tetanus-Hyperimmunglobulin Dieses Hyperimmunglobulin hat zwar meistens einen ganz ähnlichen Handelsnamen wie der entsprechende Impfstoff, aber sie beiden dürfen auf gar keinen Fall verwechselt werden. Das Immunglobulin-Präparat enthält bereits fertige Antikörper, die im Notfall bei rechtzeitiger Gabe sofort die Krankheitserreger neutralisieren können und dadurch den Krankheitsverlauf stark abbremsen. Statt von Hyperimmunglobulinen spricht man auch von Gamma-Immunglobulinen, woraus sich die Endung -gam in vielen Handelsnamen ableitet.
Auch die Bezeichnung Sera (Einzahl Serum) wird oft verwendet und deutet darauf hin, dass viele Immunglobuline aus Blut oder Blutbestandteilen hergestellt werden. Wegen ihrer Herkunft muss sowohl die Bestellung als auch die Abgabe von Sera dokumentiert werden und die Unterlagen müssen 30 Jahre aufgehoben werden. Im Notfall kann bei Verdacht auf eine Tetanusinfektion gleichzeitig in den einen Glutealmuskel im Po das Tetanus-Hyperimmunglobulin und in den anderen Glutealmuskel der Tetanus-Impfstoff injiziiert werden, also kontragluteal.
Denn Immunglobuline wirken zwar sofort, aber das Immunsystem bildet dadurch nicht selbst Antikörper und auch keine Gedächtniszellen. Das wiederum können nur die aktiven Impfstoffe, die dafür aber etwas Zeit benötigen. Leider funktioniert die gleichzeitige Gabe von Seren und Impfstoffen bei sonst kaum einem anderen Erreger, Tetanusbakterien sind eine Ausnahme. Für die Tetanus-Hyperimmunglobuline gilt selbstverständliche auch, dass Sie Ihren Bestand gut unter Kontrolle haben.
Tetanuserreger sind die Ausnahme: Die gleichzeitige Gabe von Serum und Impfstoff funktioniert nur in wenigen Fällen.
10. Epinephrin zur Injektion Diese Injektion ist Ihnen vielleicht eher unter dem Namen Adrenalin bekannt. Es handelt sich um einen körpereigenen Stoff, der dafür sorgt, dass bei Gefahr Energiereserven in Form von Glucose freigesetzt werden und der Blutdruck und die Herzfrequenz steigen. Diese Eigenschaften werden auch genutzt, wenn im Zusammenhang mit Schocksituationen der Kreislauf zusammenbricht.
11. Isotonische Kochsalzlösung zur Injektion Isotonisch bedeutet, dass diese Kochsalzlösung der Konzentration der gelösten Teilchen im Blut entspricht. Viele Arzneistoffinjektionen können nicht pur injiziert werden, sondern nur zusammen mit isotonischer Kochsalzlösung, die Sie bestimmt in verschiedenen Mengen vorrätig haben. Wichtig ist allerdings, dass Sie diese im Notfall auch schnell finden! Sie wird in jeder Apotheke unter einem anderen Buchstaben eingeordnet - K wie Kochsalz, N von NaCl, der chemischen Formel von Kochsalz oder unter den Firmennamen.
12. Verbandstoffe, Einwegspritzen und Einwegkanülen, Katheter, Überleitungssysteme für Infusionen sowie Produkte zur Blutzuckerbestimmung Auch wenn es sich bei diesen Artikeln nicht um Arzneimittel handelt, werden Verbandmittel und die genannten Hilfsmittel explizit erwähnt, denn der zuverlässigste Vorrat an Injektionen nützt nichts, wenn diese im Notfall nicht injiziert werden können und für die Patienten eine Ersthelferversorgung nicht gewährleistet ist.
Wo sind die Antidote? Ja, wo findet man die Gegengifte, von denen in Zeiten der vorherigen Apothekenbetriebsordnungen oft die Rede war? Sie werden in den Notfalldepots größerer Krankenhäuser vorrätig gehalten. Da sie wie zum Beispiel ein Schlangengift-Antiserum gegen verschiedene Schlangengifte oft schwer herzustellen, dazu noch sehr teuer und nicht lange haltbar ist und vor allem äußerst selten gebraucht wird, müssen sie nicht in jeder öffentlichen Apotheke lagern.
Es reicht, wenn Sie diese speziellen Notfallarzneimittel im Bedarfsfall besorgen können. Sie müssen nur wissen, wo. Hängen Sie am besten die Telefonnummer des nächstgelgenen Notfalldepots an verschiedenen, gut auffindbaren Stellen in der Apotheke auf und speichern Sie diese zusätzlich ein, damit im Falle eines Falles alles schnell gehen kann.
Ute Kropp, Apothekerin und PKA-Lehrerin
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