Keiner mag die Spinnentiere, aber trotzdem müssen wir uns in diesem Sommer auf eine Zeckeninvasion einstellen. © IgorChus / iStock / Getty Images Plus

FSME und Borreliose | Risikosituation

ZECKEN-INVASION STEHT BEVOR

Uns steht ein zeckenreicher Sommer bevor. „Wir werden die höchste Zahl an Zecken in den letzten zehn Jahren haben“, prognostiziert Gerhard Dobler vom Deutschen Zentrum für Infektionsforschung (DZIF).

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!Der Gemeine Holzbock, mit wissenschaftlichem Namen Ixodes ricinus, ist ein geduldiges Spinnentier: Tage, Wochen oder Monate verbringt er auf einem Grashalm oder einem Busch sitzend und wartet, bis ein Wirbeltier vorbeikommt. Eine Zecke kann zwar nichts sehen, dafür umso besser riechen: Ein paar Moleküle Buttersäure reichen ihr schon, um zu erkennen, das eine Blutmahlzeit vorüberschlendert. Dann lässt sie sich fallen oder wird abgestreift und wandert auf den Körper des Wirtes. Dort gräbt sie sich mit ihren Mundwerkzeugen ein, spritzt ein wenig Gerinnungshemmer und beginnt sich vollzusaugen.

Wenn sie ja nur unser Blut (oder das unserer Hunde und Katzen) nähme und gut wäre es! Aber die Zecke lässt eben auch einen kleinen Teil des entnommenen Blutes zurückfließen – und das kann angereichert sein mit den Erregern sehr unangenehmer Erkrankungen. Der Holzbock ist Hauptüberträger der Frühsommer-Meningoenzephalitits (FSME), einer viralen Hirnhautentzündung, die sogar tödlich enden kann. Auch die Borreliose wird von dieser Zeckenart übertragen. Während es für die FSME keine Heilung, aber eine vorbeugende Impfung gibt, gibt es für die Borreliose keinen Impfstoff, aber eine Behandlungsmöglichkeit mit Antibiotika.

Darum ist es wichtig, zu wissen, wo man besondere Vorsicht walten lassen muss. In den Risikogebieten soll man besonders auf Zecken achtgeben, denn dort tragen besonders viele die gefährlichen Viren in sich. Die Ständige Impfkommission (STIKO) des Robert-Koch-Institutes empfiehlt Menschen, die sich in den Risikoregionen öfter in freier Natur aufhalten, sich gegen FSME impfen zu lassen. Als Risikogebiete gelten aktuell 156 Kreise in Deutschland, zehn mehr noch als 2017. Dazu gehören fast ganz Bayern und Baden-Württemberg, und auch Teile von Hessen, Rheinland-Pfalz, Thüringen, Sachsen und des Saarlandes.

Von Wissenschaftlern der Uni Wien wurde mithilfe der von der DZIF gesammelten Daten ein Zecken-Vorhersagemodell entwickelt, „das uns schon im Winter auf die Zecken im Sommer vorbereitet“, erklärt Dobler. In das Modell fließen zum einen die Zahl der Bucheckern zwei Jahre vor dem aktuellen Sommer ein sowie die jährliche Durchschnittstemperatur und die Wintertemperatur im Jahr zuvor. Denn je mehr Bucheckern es zwei Jahre vor dem fraglichen Sommer gibt, umso mehr Wild und Nagetiere haben Futter und dienen wiederum als Überträger der Zecken, die dann ebenfalls vermehrt auftauchen. Die Zusammenhänge konnten Dobler und Kollegen in ihrem komplexen Modell erfolgreich einsetzen und bestätigen – zum Beispiel für den Sommer 2017.

In diesem Jahr sei das Risiko eben besonders hoch, so der Wissenschaftler. „Wir haben die höchste Zahl von Zecken, die wir seit Beginn der Untersuchungen gesammelt haben – gut für die Zecken, schlecht für uns“, resümiert der Forscher.

Alexandra Regner,
PTA/Redaktion

Quelle: Spiegel online
   Deutsches Zentrum für Infektionsforschung

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