Erste Hilfe
WUNDDESINFEKTION
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Nicht jede Bagatellverletzung benötigt ein Desinfektionsmittel. So lässt man beispielsweise kleinere Schnittwunden einfach ausbluten, damit Keime und Schmutz herausgeschwemmt werden. Zusätzlich kann zur Wundreinigung die Läsion unter kaltes Leitungswasser gehalten werden, um winzige Fremdkörper hinauszuspülen. Schneidet man sich aber an einer verschmutzten Glasscheibe oder ratscht man sich mit einem rostigen Nagel die Haut auf, sollten diese Wunden desinfiziert werden, um das Infektionsrisiko zu verringern.
Infektionsgefährdet sind in der Regel auch Schürfwunden. Da sie nur wenig bluten, bleibt eine körpereigene Wundreinigung aus. Obwohl nur die oberste Hautschicht beschädigt ist, sind sie dafür aber großflächig sowie meist stark mit Sand oder Staub verunreinigt und eine vorsichtige Entfernung der Schmutzpartikel mit einer Spüllösung oder sterilen Pinzette ist nicht immer vollständig möglich.
Den Keimen zu Leibe rücken Eine saubere, nicht infizierte Wunde ist oberstes Therapieziel bei der Wundversorgung, da Infektionen den physiologischen Heilungsprozess hemmen und eine unschöne Narbenbildung mit sich bringen können. Nach der Reinigung wird zum Schutz vor Infektionen eine infektionsgefährdete Verletzung mit einem Antiseptikum behandelt, dadurch werden in der Wunde vorhandene Keime abgetötet. Die eingesetzten Wirkstoffe sollten ein möglichst breites Erregerspektrum besitzen, die Wundheilung nicht negativ beeinflussen und gut verträglich sein.
Substanzen der Wahl Bei Bagatellwunden werden bevorzugt rezeptfreie Antiseptika verwendet. Wirkstoffe der ersten Wahl sind Octenidin und Polyhexanid. Die farblosen Verbindungen besitzen ein breites mikrobielles Wirkspektrum und eine gute Schleimhaut- und Hautverträglichkeit. Durch Kombination von Octenidin mit Phenoxyethanol wird noch eine synergistische Wirkung erreicht.
Ebenso besitzen Präparate auf Povidon-Iod--Basis ein breites Wirkungsspektrum gegen Pilze, Bakterien, Mykobakterien und Viren sowie hohe Abtötungsraten nach kurzer Einwirkzeit. Sie sind gut verträglich für Haut und Schleimhäute, ohne zu brennen. Allerdings werden sie durch Blut und Eiter inaktiviert, so dass sie nicht für blutende Wunden geeignet sind. Außerdem ist die perkutane Iod-Resorption bei Allergien, Schilddrüsenerkrankungen und Schwangeren problematisch.
Da die Präparate durch den Iodgehalt eine rötlich-braune Farbe haben, sollte der Kunde darauf aufmerksam gemacht werden, die Wunde mit einer Wundauflage abzudecken, um (reversible) Verfärbungen von Textilien zu vermeiden. Dabei sollten keine silberhaltigen Verbände gewählt werden, da es zu einer gegenseitigen Wirkungsabschwächung durch die Bildung von Silberjodid kommt. Chlorhexidin wird aufgrund seiner antibakteriellen Wirkung vor allem in der Zahnmedizin geschätzt, aber auch zum Desinfizieren der Haut verwendet. Allerdings wird eine hemmende Wirkung auf die Wundheilung diskutiert.
Nicht (mehr) zu empfehlen Der früher häufig verwendete Farbstoff Gentianaviolett gilt heute als obsolet, da er stark wundheilungshemmende Eigenschaften aufweist. Auch kann Wasserstoffperoxid die Wundheilung negativ beeinflussen. Zudem hat es nur eine geringe antiseptische Wirkung, da der Wirkstoff in Gegenwart von Blut durch Peroxidasen und Katalasen zersetzt wird.
DESINFEKTION DER MUNDSCHLEINHAUT
Entzündungen in der Mundhöhle werden bevorzugt mit Chlorhexidin, PVP-Iod-Zubereitungen, Octenidin oder pflanzlichen Präparaten wie Salbeiextrakt, Thymol, Pfefferminzöl oder Teebaumöl behandelt.
Andere Substanzen wie Kaliumpermanganat oder Quecksilberpräparate werden wegen ihres allergisierenden Potentials nicht mehr eingesetzt. Letztere sind darüber hinaus auch aus toxischer Sicht bedenklich. Ethacridinlactat wird heute nicht mehr empfohlen, da es zu Hautirritationen führen kann. Antiseptika auf alkoholischer Basis haben den Nachteil, dass sie stark brennen und damit die Wunde zusätzlich reizen. Auf den Einsatz von Lokalantibiotika wird bei Bagatellwunden aus den verschiedensten Gründen verzichtet. So besteht generell die Gefahr der Resistenzbildung, einige weisen ein allergenes Potential auf, andere hemmen die Wundheilung.
Tipp: Immer Hände desinfizieren Einer Wundinfektion kann nicht nur mit der Applikation von Antiseptika vorgebeugt werden. Zur Infektionsprävention ist es auch sinnvoll, vor der Wundversorgung eine hygienische Händedesinfektion durchzuführen. Als desinfizierende Substanzen kommen vor allem Alkohole (Ethanol, 1-Propanol, Isopropanol), quartäre Ammoniumverbindungen oder Phenole zur Anwendung.
Den Artikel finden Sie auch in Die PTA IN DER APOTHEKE 02/11 ab Seite 72.
Gode Meyer-Chlond, Apothekerin