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WIE SUPER IST SUPERFOOD? WAS WIRKLICH HINTER DEM HYPE STECKT
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Meist stehen sie im Supermarkt zusammen in einem Regal: Matcha, Kurkuma und Hanf in Pulverform. Daneben diverse getrocknete Beeren, Quinoa, Chiasamen. Die Rede ist von Superfoods. Wer sie kauft und zu sich nimmt, ist hip. Ob als Getränk, feste Nahrung oder Gesichtsmaske ist dabei egal. Außerdem tut man der Gesundheit etwas Gutes, oder? Um das zu beantworten, sollte geklärt werden, wann sich ein Lebensmittel überhaupt Superfood nennen darf. Denn der Begriff „Superfood“ wird gerne für Werbezwecke missbraucht.
Superfoods sind Lebensmittel mit Eigenschaften, die sie von herkömmlichen Lebensmitteln unterscheiden und werden erst dann wirksam, wenn sie regelmäßig in recht großen Mengen in den Speiseplan integriert werden.
Ein echtes Superfood sollte die folgenden Kriterien erfüllen:
• Es liefert von einem bestimmten oder von mehreren Nähr-, Wirk- oder Vitalstoffen eine sehr große Menge und deutlich mehr als „übliche“ Nahrungsmittel.
• Es sollte möglichst naturbelassen sein und aus Bio-Erzeugung oder Wildwuchs stammen.
• Es ist ein vollwertiges und ganzheitliches Lebensmittel. Ein einzelnes Vitamin oder ein einzelner extrahierter Pflanzenstoff ist kein Superfood, sondern ein Nahrungsergänzungsmittel.
Superfoods sind gesund
Gesund, ja – aber kein Arzneimittel. Superfoods können auch als gesundheitsfördernde Lebensmittel aus der Natur bezeichnet werden. Studien zeigen, dass sekundäre Pflanzenstoffe, die in Superfoods zu finden sind, förderliche und regulierede Wirkungen haben. Ob unterstützend gegen Alzheimer, Diabetes, Herzschäden, Übergewicht oder Krebs, zur Senkung des Cholesterinspiegels, zur Förderung der Konzentrationsfähigkeit, Verbesserung der Spermienqualität oder Stärkung des Immunsystems – sie sollten immer ein Bestandteil der täglichen Ernährung sein.
Bei Krankheit ist es umso wichtiger, die bestmögliche Nahrung zu sich zu nehmen, um wieder zu genesen. Es genügt dabei aber nicht, ein oder zwei Superfoods zu sich zu nehmen, sondern es sind große Mengen unterschiedlicher Superfoods notwendig, dessen Wirkungen sich gegenseitig unterstützen oder sogar verstärken. Sie können antioxidativ, entzündungshemmend und aktivierend auf die Funktion der Ausleitungs- und Entgiftungsorgane wirken. Dennoch können sie keine Wunder vollbringen, wie es gerne in der Werbung kommuniziert wird. Einen Effekt auf die Gesundheit haben oder gar einen Heilprozess anstoßen können sie nur in Verbindung mit einem gesunden Lebensstil. Dazu gehört neben einer möglichst naturbelassenen Ernährung aus frischen Zutaten auch ausreichende Bewegung, frische Luft, Sonnenlicht und eingesunder Schlaf.
Das Problem mit den Superfoods
Spricht man von ihnen, so sind meist importierte Hülsenfrüchte, Beeren oder Pulver aus dem Ausland gemeint. Diese sind oft mit Schadstoffen belastet und sehr teuer. Die Super-Beeren, -Körner oder -Blätter sind nach der Ernte reich an wertvollen Inhaltsstoffen, doch der Transportweg von den Anbaugebieten im Ausland bis in den heimischen Supermarkt ist lang. Die Produkte liegen oft wochenlang in Schiffscontainern und werden teilweise stark verarbeitet. Wie viel dabei von den beworbenen gesunden Inhaltsstoffen übrig bleibt und was beim Verbraucher ankommt, bleibt fraglich. Auch wenn eine Avocado noch nach dem Import voller Vitamine, Nährstoffe und ungesättigter Fettsäuren steckt, so ist ihr Kauf nicht unbedingt die nachhaltigste Entscheidung. Allein in Deutschland hat sich die Importmenge von Avocados in weniger als zehn Jahren fast verdreifacht. Da Avocados nur in wärmeren Klimazonen wachsen, werden sie hauptsächlich in Mittel- und Südamerika angebaut und von dort importiert. Durch die langen Transportwege und erforderliche Kühlung wird viel CO2 freigesetzt. Wegen der hohen Nachfrage auf dem europäischen Markt kommt es laut PETA (People for the Ethical Treatment of Animals) leider immer wieder zu illegalen Abholzungen der Wälder, um weitere Anbaugebiete zu erschließen. Außerdem benötigen die Früchte große Mengen Wasser. Weil für sie Monokulturen angelegt und Bewässerungsanlagen gebaut werden, wird der Bevölkerung teilweise der Zugang zu Trinkwasser geraubt.
Nicht nur Vitamine, sondern auch Trends sind vergänglich. Galt Spinat Jahrzehnte lang als einziges Super-Gemüse, ist heute die Liste der Superfoods schier endlos. Warum also zu teuren, importierten und umweltbelastenden Superfoods greifen, wenn es lokale und preiswerte Alternativen gibt?
Lokale Alternativen zu globalen Superfoods:
1. Alternativen zu Chia-Samen: Die Konzentration an Omega-3-Fettsäuren ist in den heimischen Leinsamen noch höher. Der Gehalt an Ballaststoffen ist vergleichbar. Antioxidanzien wie Vitamin C (Ascorbinsäure) und Vitamin E findet man in Äpfeln, Tomaten, Hagebutten und Sanddorn. Brennnesselsamen sind reich an Proteinen.
2. Alternativen zur Goji-Beere: Sie wachsen auch hierzulande, nur heißt der Strauch hier Bocksdorn. Sie sind berühmt als hervorragende pflanzliche Eiweißquelle, liefern hohe Dosen an Vitaminen, insbesondere Vitamin C (bis zu 500 mal mehr als Orangen) und außerdem 21 Mineralien und Spurenelemente. Vitamin C in sehr hoher Konzentration ist auch in der Hagebutte zu finden (100 g frische Beeren enthalten bis zu 1250 mg Vitamin C) und dem Sanddorn (100 g frische Beeren enthalten bis zu 450 mg Vitamin C).
3. Die Wirkungen von Matcha sollen von blutdrucksenkend über stressreduzierend bis hin zur Leistungssteigerung reichen. Alternativen sind:Kamillen- und Lavendeltee wirken beruhigend. Fenchel-, Schafgarbenkraut- oder Enzianwurzeltee unterstützen die Verdauung. Gegen hohen Blutdruck helfen unter anderem Knoblauch und Hagedorn. Antioxidanzien wie Carotine und Catechine findet man in hoher Konzentration in Karotten, Stachelbeeren, Sauerkirschen, dem Kürbis und Löwenzahn.
4. Alternativen zu Quinoa (reich an Eiweiß, Magnesium und Eisen): Hirse. Sie liefert etwas weniger Magnesium und halb so viel Eisen, was sich mit lokalen Gemüsesorten ausgleichen lässt.
5. Alternativen zu Acai: Leinsamenöl ist eine lokale Quelle für Omega-3-Fettsäuren. Omega-6-Fettsäuren sind in Sonnenblumenkernen und Sonnenblumenöl zu finden. Rapsöl liefert einen besonders hohen Anteil an Omega-9-Fettsäuren. Magnesium findet sich in Mangold, Haferflocken, Heidelbeeren, aber auch Bärlauch, Gänseblümchen und Ahornblättern.
6. Alternativen zu Papaya: Pflanzliche Produkte wie Karotten, Frühlingszwiebeln, Grünkohl und Spinat enthalten viel Vitamin A. Vitamin B1 kann man durch Sonnenblumenkerne, Erbsen und weiße Bohnen zu sich nehmen. Vitamin B2 wird hauptsächlich durch tierische Produkte aufgenommen, aber auch Grünkohl, Brokkoli, Erbsen und Getreideprodukte enthalten viel Vitamin B2.
7. Alternativen zu Avocado: Pürierte heimische Erbsen sind in Kombination mit einer selbstgemachten Mayonnaise aus Mandelmus und Rapsöl (dadurch wird das Fettsäuremuster ähnlich) eine sehr gute Avocado-Alternative. Das funktioniert ebenso mit Brokkoli.
Empfehlen Sie Kunden auf der Suche nach einem Wunder-Nahrungsmittel also getrost heimische Kost. Viele der Kräuter und Samen können Sie ihm direkt mitgeben oder zumindest bestellen – schließlich sind die hiesigen Heilpflanzen gut untersucht und werden über Apotheken vertrieben.
Sabrina Peeters,
Redaktionsvolontärin
Quellen:
https://www.focus.de/gesundheit/experten/exotisches-superfood-heimische-alternativen-sind-besser-und-guenstiger_id_9050315.html
https://www.smarticular.net/regionale-alternativen-zu-populaeren-superfoods/
https://www.zentrum-der-gesundheit.de/superfoods-liste-ia.html
https://www.zentrum-der-gesundheit.de/artikel/umwelt/alternativen-zur-avocado
https://www.verbraucherzentrale.de/wissen/lebensmittel/nahrungsergaenzungsmittel/superfood-hype-um-fruechte-und-samen-12292
https://www.zeit.de/zeit-magazin/essen-trinken/2018-02/superfood-ernaehrung-food-trend-influencer-clean-eating
https://www.peta.de/avocado-wasserverbrauch-umwelt
https://www.daserste.de/information/politik-weltgeschehen/weltspiegel/sendung/umweltkiller-superfood-100.html